Deutscher Filmpreis

„Im Westen nichts Neues“ für zwölf Lolas nominiert

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Die Akademie-Präsidenten Alexandra Maria Lara (l.) und Florian Gallenberger gaben die Nominierungen gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth bekannt.

Die Akademie-Präsidenten Alexandra Maria Lara (l.) und Florian Gallenberger gaben die Nominierungen gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth bekannt.

Foto: Britta Pedersen / dpa

Gleich ein Dutzend Mal geht der vierfache Oscar-Sieger „Im Westen nichts Neues“ von Edward Berger ins Rennen um den Deutschen Filmpreis.

Der Siegeszug von „Im Westen nichts Neues“ hält ungebrochen an. Bei den Nominierungen zum Deutschen Filmpreis, die am Freitag früh im Kino International bekannt gegeben wurden, wurde Edward Bergers Antikriegsfilm gleich zwölf Mal nominiert, darunter in allen wichtigen Hauptkategorien - außer bei den Schauspielerinnen, die im Genre Kriegsfilm selten eine Rolle spielen. Doch Edward Berger kann sich neben dem Besten Film auch über zwei Nominierungen für Regie und Drehbuch freuen, der Wiener Felix Klammerer als bester Schauspieler und Albrecht Schuch, fast möchte man sagen, schon wieder, für die beste Nebenrolle.

Mit zwölf Nominierungen ist der Film der große Favorit für die Verleihung des 73. Deutschen Filmpreises. Erst mit großem Abstand folgen die Filme „Das Klassenzimmer“ von Ilker Catak mit Leonie Benesch (sieben Nominierungen), Frauke Finsterwalders Historiendrama „Sisi & ich“ mit Sandra Hüller (vier Nominierungen) und David Wnendts ruppiges Gropiusstadt-Drama „Sommer und Balkon“ nach dem Erfolgsbuch von Felix Lobrecht.

Zwei Besonderheiten gibt es: Auch der Film „Holy Spider“, der im Iran spielt, aber in Tunesien gedreht wurde, ist wegen seiner deutschen Beteiligung gleich vier Mal nominiert. Auch in der Hauptkategorie Bester Film. Dort ist auch Fatih Akins „Rheingold“ über den HipHopper Xatar nominiert - obwohl er in keiner anderen Kategorie aufgestellt wurde. Das allein ist merkwürdig.

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Als beste Hauptdarstellerinnen gehen Leonie Benesch ins Rennen, gerade erst der Berlinale-Shooting-Star, Sandra Hüller und die im Pariser Exil lebende Iranerin Zar Amir Ebrahimi. Als Hauptdarsteller trifft Klammerer auf Mehdi Bajestani („Holy Spider“) und Charly Hübner („Mittagsstunde“). Und als Regisseure sind neben Ed Berger und Ilker Catak Ali Abassi („Holy Spider“) und Sonja Heiss („Wann wird es endlich wieder, wie es nie war“) nominiert.

Man darf aber wohl davon ausgehen, dass „Im Westen nichts Neues“ am 12. Mai der großer Sieger sein wird. Alles andere wäre auch kaum zu verstehen, wo der Film auch international mehrere Preisrekorde brach und als erster deutscher Film bei den Oscars gleich vier Trophäen ergatterte. Was gerade mal zwei Wochen her ist.

Es gibt auch Unmut: Mehrere Erfolgsfilme wurden übergangen

Ein Schatten liegt aber dennoch über dieser Lola. Weil bei der Vorauswahl mehrere Filme übergangen wurden. Christian Petzolds „Roter Sommer“ etwa, der gerade auf der Berlinale den Großen Preis der Jury gewann. Oder Angela Schanelecs „Musik“, die einen Silbernen Bären für das Beste Drehbuch gewann. Auch der sehr innovative Film „Aus meiner Haut“ der Brüder Alex und Dimitrij Schaad, der auf dem Filmfest von Venedig uraufgeführt wurde und schon drei internationale Preise gewann, ist nicht mal in die deutsche Vorauswahl gekommen.

Am lautesten ärgert sich Lars Kraume. Sein Film „Der vermessene Mensch“ ist der erste deutsche Kinofilm, der sich mit dem Genozid der Deutschen an den Herero und Nama auseinandersetzt. Einzig in der Kategorie Szenenbild ist er nachträglich vor- und dann auch nominiert worden. Aber nicht in allen anderen Kategorien, weder als Bester Film noch für die Regie oder die Hauptdarsteller.

„Das mache ich nicht mit“, hat Lars Kraume im Interview mit der Berliner Morgenpost gesagt. Er wolle nicht unter Protest aus der Akademie austreten, aber er wolle, auch wenn das für die Preise zu spät kommt, eine Diskussion darüber. „Wenn die Filmakademie über diesen Film nicht diskutiert“, so der Berliner Regisseur, „dann macht sie das, was die Rassisten seit 120 Jahren erfolgreich tun: sie schweigen.“