Ausstellung

Wie berühmte Fotografen den Künstler Max Liebermann sahen

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Ulrike Borowczyk
Fotoagentur Argusfot: Max Liebermann vor dem Gipsmodell seiner Büste (undatiert, um 1932).

Fotoagentur Argusfot: Max Liebermann vor dem Gipsmodell seiner Büste (undatiert, um 1932).

Foto: Argusfot / ullstein bild

Der Meister im Sucher: Eine neue Ausstellung in der Liebermann-Villa versammelt Fotoporträts aus der Sammlung Ullstein.

Entspannt in der Haltung, aber mit durchdringendem Blick scheint Max Liebermann (1847-1935) auf dem Porträt von Erich Salomon aus dem Jahr 1931 in eine angeregte Unterhaltung mit einem unsichtbaren Gegenüber verstrickt zu sein. Es entstand in Liebermanns Stadtpalais am Pariser Platz und zeigt den Maler in einem für ihn eher ungewöhnlichen Look mit einem gestreiften, hellen Jackett. Salomon stand seit 1927 bei der Berliner Illustrirten Zeitung unter Vertrag und avancierte 1931 mit seinem Fotobuch „Berühmte Zeitgenossen in unbewachten Augenblick“ zu einem der bekanntesten Fotografen Deutschlands.

Er und seine Familie wurden als Juden von den Nazis verfolgt, verhaftet und schließlich in Auschwitz ermordet. Ein ähnliches Schicksal teilten viele seiner Kollegen und Kolleginnen, wie man nun in der Foto-Ausstellung „Meeting Liebermann. Fotoporträts aus der Sammlung Ullstein“ in der Liebermann-Villa erfährt. Kuratiert von Direktorin Lucy Wasensteiner und Viktoria Bernadette Krieger, präsentiert die Schau 17 Fotos von Begegnungen Liebermanns mit richtungsweisenden Fotografen seiner Zeit.

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Als berühmter Maler war Max Liebermann ein begehrtes Fotoobjekt. Katrin Bomhoff von der Ullstein Bild Collection erzählt, dass bislang rund 70 Fotoporträts von ihm in der Sammlung gefunden wurden. Aber die Suche ist noch längst nicht abgeschlossen. War das Berliner Verlagshaus Ullstein doch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Europas größtes Verlagshaus und publizierte zahlreiche Titel. Darunter die Berliner Morgenpost und das Magazin Die Dame. Sie alle benötigten einen endlosen Nachschub an Bildmaterial. Dafür nahm man die besten Fotografen unter Vertrag. Darunter viele Frauen, wie die Ausstellung zeigt.

Liebermann-Villa: Ein Stück Berliner Verlagsgeschichte

Ausgewählt wurden Bilder, die eine interessante Geschichte erzählen, sehr berühmt oder kaum bekannt sind. Die Kuratorinnen stellten dabei schnell fest, dass die Fotos viele Geschichten eröffnen. Daher gibt es zu jedem Foto eine Texttafel mit biografischen Details zu den einzelnen Fotografen, zu der Begegnung mit Max Liebermann und weitere Fotos von und Artikel über den Maler. Stück für Stück setzt sich so auch ein genaues Bild jener ersten Hochzeit der Fotografie zusammen – und ein Stück Berliner Verlagsgeschichte, die einherging mit dem Übergang von der Weimarer Republik zur Nazi-Diktatur. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfuhr nicht nur die Familie Liebermann Repressalien, sondern auch die Familie Ullstein, deren Geschichte ebenfalls erzählt wird.

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Im Fokus stehen aber natürlich die Fotografien. Allesamt Originalabzüge in Schwarzweiß. Etwa Liebermann und Dackel Nicki auf dem Steg am Wannsee. Oder äußerst seltene Fotos innerhalb des Hauses, von denen es nur sehr wenige gibt, weil es der private Rückzugsort des Malers war. Dabei eröffnen sich auch unerwartet intime Einblicke in das Leben des Ehepaars Liebermann. Weil seine Frau Martha äußerst zurückhaltend war, bat der Maler den Fotografen Willi Ruge um einen ungewöhnlichen Gefallen: „Ja, hören Sie mal, mein Lieber, wenn Sie mir eine Geburtstagsfreude machen wollen, dann versuchen Sie mal meine Frau zu fotografieren.“ Wohlwissend setzte Max Liebermann im breiten Berliner Dialekt hinzu: „Det tu se nämlich nich!!“

Liebermann-Villa, Colomierstr. 3, Wannsee, Tel. 80 58 59 00, bis 3.7., bis 31.3. Mi.-Mo. 10-17 Uhr, ab 1.4. Mi.-Mo. 10-18 Uhr