Neu im Kino

„Creed III – Rocky’s Legacy“: Bruderzwist im Ring

| Lesedauer: 3 Minuten
Barbara Schweizerhof
Er muss noch mal in den Ring: Adonis Creed (Michael B. Jordan, l.) tritt gegen Damian Anderson (Jonathan Majors) an.

Er muss noch mal in den Ring: Adonis Creed (Michael B. Jordan, l.) tritt gegen Damian Anderson (Jonathan Majors) an.

Foto: Eli Ade / dpa

In den Fußstapfen von Sylvester Stallone: Mit seinem dritten Boxerfilm gibt Schauspieler Michael Jordan sein Regiedebüt: „Creed III“.

Für eine Filmreihe, die 1976 mit einem Überraschungshit begann, erweist sich das „Rocky“-Franchise als erstaunlich lebendig. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Boxer-Saga 2015 mit „Creed“ einem radikalen Erneuerungs- und Verjüngungsprozess unterzogen wurde, dem jetzt sogar Sylvester Stallone selbst zum Opfer fiel: „Creed III – Rocky’s Legacy“ ist der erste Film der Reihe, bei der seine Figur des Rocky Balboa nicht mehr auftritt.

Das ist auch gut so, möchte man reflexhaft anfügen, nicht nur, weil die Gefahr abgewendet ist, dass der 76-Jährige wieder in den Ring steigt. Aber leider scheint sich damit aus der Filmreihe auch genau das zu verabschieden, was „Rocky“ einst so groß machte: die Sympathie für den Loser, den Unterlegenen.

„Creed III“: Spannungen durch einen Freund aus dunkler Vergangenheit

Denn Adonis Creed (Michael B. Jordan, der hier zugleich sein Regiedebüt gibt), genannt „Donnie“, ist durch und durch ein Gewinner-Typ. Der Sohn von Rockys bestem Feind/Freund Apollo ist inzwischen selbst ein Ex-Champion, der sich aus dem aktiven Sport verabschiedet hat.

Nun wohnt er in einer tollen Villa, trägt teure Anzüge, fährt teure Autos und kommt täglich aus seinem hochklassigen Profiboxer-Institut zu einer liebevollen Familie nach Haus: seiner Frau, der Musikproduzentin Bianca (Tessa Thompson), und Töchterchen Amara (Mila Davis-Kent). Nicht schlecht für einen, der große Teile seiner Kindheit im Heim verbracht hat.

Lesen Sie auch: Tiefer Fall einer Star-Dirigentin: „Tár“ mit einer brillanten Cate Blanchett

Der Trailer zum Film: „Creed III - Rocky’s Legacy“

Als mit Damian (Jonathan Majors) eines Tages ein Freund aus eben jenen Jugendtagen provokativ mit Sporttasche an seinem Auto lehnt, ist sofort eine Spannung spürbar, die über reine Rivalität hinausgeht. Damian saß die letzten 18 Jahre im Knast, verurteilt für etwas, wir ahnen es, an dem auch Donnie beteiligt war.

Der wahre Kampf findet außerhalb des Ringes statt

Doch bevor der Film offenbart, was damals vorfiel, fordert Damian Wiedergutmachung: Er will endlich auch seine Chance haben und um den Weltmeistertitel boxen. Da Donnie den anderen Kandidaten in seinem Institut trainiert, soll er es arrangieren.

Es gibt jede Menge Boxszenen in „Creed III“, oft gefilmt mit jener Slow-Motion-Technik, bei der man die Verformungen der Körper nach den Schlägen sehen kann. Aber nicht nur, dass sie so erfolgreich demonstrieren, was für ein riskanter Sport das Boxen ist, in diesen Bildern gibt es auch keine Sieger und Besiegten, sondern nur mehr und weniger Verletzte. Der wahre Kampf findet außerhalb des Rings statt und ist komplizierter.

Lesen Sie auch:Unsere Filmreihe „Hauptrolle Berlin“ am 7. März mit „Who Am I“

Damian, so stellt sich heraus, boxt nicht fair. Aber Donnies schlechtes Gewissen ihm gegenüber ist so groß, dass er ihm das lange durchgehen lässt. Das Duell, das sich unausgesprochen zwischen ihnen abspielt, umfasst eine ganze Soziologie dessen, was Erfolg und Scheitern schwarzer Männer in den USA bestimmt.

Großartig gespielt sowohl von Michael B. Jordan als auch Jonathan Majors (der gerade in „Ant-Man: Quantumania“ als neuer Marvel-Bösewicht eingeführt wird), sorgt ihr „Bruderzwist“ für einen so fesselnden Hintergrund zum Box-Gehabe, dass man vergisst, wie unwahrscheinlich der Titelkampf tatsächlich ist. Als sie schließlich gemeinsam in den Ring steigen, wird diese Spannung überflüssiger Weise zugunsten von Gut und Böse wieder aufgegeben. Eine verpasste Chance.