Den Film „Berlin I Love You“ hat noch gar keiner gesehen. Da sorgt der Werbespot schon für einen Shitstorm in den sozialen Medien.

Vorsicht im Bekunden von irgendwelchen Berlin-Bildern! Ein Bundestagsvizepräsident, der sich über zu viele Schwaben in der Stadt mokiert? Shitstorm! Ein Gesundheitsminister, den es nervt, dass man sein Essen hier auf Englisch bestellen muss? Shitstorm! Ein Tübinger Oberbürgermeister, der meint, hier würde gar nichts funktionieren? Shit, Shit, Shit. Die Vorwürfe entbehren ja alle nicht einer gewissen Grundlage, aber seine Sicht auf die Stadt mag man sich doch bitte schön nicht von anderen vorschreiben lassen.

Ein ähnlich virales Negativecho hat nun der Film „Berlin, I Love You“ ausgelöst. Und das, obwohl ihn noch gar keiner gesehen hat. Aber seit Mittwoch abend steht ein Trailer im Netz. Und der gerade mal zweieinhalb Minuten kurze Spot schaffte es in kürzester Zeit, in den sozialen Netzwerken zum ganz großen Aufreger zu werden. „Das Schlimmste, was in den letzten Jahren über die Hauptstadt hereingebrochen ist“, lästert das Jugendmagazin „Vice“. „Die Kombi von Hollywood-Star-Power und Berliner Touristenklischees“ fühlt sich laut dem Lifestyle-Magazin „I Heart Berlin“ wie „die schlechte Mischung ever“ an. Tenor: Der Trailer schockiert die Berliner.

Seit Herbst sollte der Film fertig sein

Zunächst die Fakten: „Berlin, I Love You“ ist ein Episodenfilm, in dem elf Regisseure kleine Geschichten aus der Stadt erzählen. Das hat es schon mit „Paris, je t’aime (2006), „New York, I Love you“ (2008) und „Rio, eu te amo“ (2014) gegeben, und zumindest diese Kritik mag berechtigt sein und redet besagtem Minister das Wort, wieso der Film über die deutsche Hauptstadt dann nicht „Berlin, ich liebe dich“ oder gleich „Berlin, ick liebe dir“ heißt.

Regie führten etwa der Brite Peter Chelsom oder der Chinese Ai Weiwei, aber auch die Deutschen Dani Levy und Til Schweiger. Vor der Kamera standen Stars wie Keira Knightley, Helen Mirren, Luke Wilson, Mickey Rourke und Sibel Kekilli. Ursprünglich sollte der Film am 18. November starten, dann hat man ihn zur Berlinale erwartet. Aber er will einfach nicht fertig werden. Ai Wei Wei hat seinen Film längst ausgekoppelt. Den Trailer gibt es nun schon mal, aber auch der kann, seltsam genug, den Kinostart noch nicht verraten.

Lasst die Kirche in der Kapitale

Wir sehen Spree, Späti & Siegessäule, Karaoke im Mauerpark, lauter lachende Leute. Kitschige Postkartenbilder, wie man sie aus einer Bierwerbung kennt und die mit dem Slogan „This is Berlin. This is what life is right now“ umrissen werden. Das mag man als schale Imagekampagne empfinden. Es gibt aber nicht nur eitel Sonnenschein, auch Tränchen und Einblicke ins Tempelhofer Flüchtlingslager. Aber die „schlechteste Mischung ever“? Lassen wir doch einfach mal die Kirche in der Kapitale. Vielleicht ist es einfach nur der schlechteste Trailer? Und muss man sich wirklich über alles aufregen, bevor man sich überhaupt ein Bild machen kann?