Philharmonie

Deutsches Symphonie-Orchester mit lohnendem Konzertabend

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Martina Helmig
 Robin Ticciati und sein Deutsches Symphonie-Orchester (Archivbild)

Robin Ticciati und sein Deutsches Symphonie-Orchester (Archivbild)

Foto: Kai Bienert / MUTESOUVENIR | KAI BIENERT

Das Deutsche Symphonie-Orchester und sein Dirigent Robin Ticciati nähern sich in der Philharmonie den Themen Musik und Spiritualität.

Berlin. Musik und Spiritualität, das ist ein unerschöpfliches Thema. Die immateriellste aller Künste scheint besonders geeignet für die Suche nach den letzten Dingen, für die Annäherung an Mystik, Tod und Ewigkeit. Das Deutsche Symphonie-Orchester und sein Chefdirigent Robin Ticciati widmen dem Thema einen lohnenden Konzertabend.

Wagners Vorspiel zum Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ mit seinen Sinnsuchern und Heilsbringern ist mehr als ein festlicher Auftakt. Ticciati nimmt die Musik in langen, intensiven Atemzügen. Olivier Messiaens „Chronochromie“ von 1960 ist ein Stück über die Natur der Zeit. Er schichtet die unendlich lange Dauer der Sterne, die mittlere des Menschen und die kurze der Atome übereinander. Alles passiert gleichzeitig, wie im wirklichen Leben.

Naturlaute wie die Imitation von Vogelstimmen und Windstößen sorgen dafür, dass in dem Ausnahmewerk nichts spröde und abstrakt klingt. Messiaen hat sich eine Kathedrale der Natur vorgestellt. Manchmal wirkt das komplexe Werk durch seine vielen Ebenen, als würde die Zeit stehen bleiben. Messiaen gibt einen Einblick in die Ewigkeit durch die Überforderung des Hörers. Die Musiker sind dagegen keineswegs überfordert. Die Nonchalance, mit der sie das vertrackte Werk zum Leben erwecken, wird in der Philharmonie heftig bejubelt.

Jeder der drei Komponisten des Konzerts hat seine eigene Methode, mit ewigen Wahrheiten umzugehen. Maurice Duruflé greift in seinem Requiem von 1947 auf den archaischen Zauber von gregorianischen Chorälen zurück. Ihr schwebender Charakter entsteht, indem die Eins im Takt nicht betont wird. Der Rundfunkchor, flankiert von den Solisten Alice Coote und Nikolay Borchev, gestaltet eindrucksvoll die zerfließende Zeit. Die direkte Nachbarschaft zu Messiaen lässt Duruflé allerdings doch sehr altmodisch wirken.

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