Museumsszene

Stiftung Preußischer Kulturbesitz braucht mehr Geld

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Gabriela Walde

Steigende Löhne für etwa 2000 Beschäftigte und komplizierte Bauprojekte machen der Stiftung zu schaffen. Präsident Parzinger schlägt Alarm.

Erst einmal die gute Nachricht: den Berliner Museen stehen mit ihren Präsentationen im Sonnenlicht der Publikumsgunst. Mehr als 100 Ausststellungen gab es im vergangenen Jahr, acht davon im Ausland, 80 Publikationen wurden herausgegeben, 50 Fellows aus dem Ausland forschten an den einzelnen Häusern, 400 verschiedene Merchandising-Projekte wurden vorgestellt, 20.000 Gruppen geführt und mehr als 400.000 Schüler besuchten im Rahmen des Museumspädagogischen Dienstes die Häuser.

Bilanz: Trotz zwei geschlossener Häuser, darunter die Sammlung Berggruen, wurden 4,5 Millionen Besucher gezählt, etwas unter dem Wert von 2011. 2,9 Millionen waren allein auf der Museumsinsel unterwegs.

Nummer 1 ist nach wie vor das Pergamonmuseum mit 1,4 Millionen Gästen, obgleich der Nordflügel wegen Renovierung geschlossen ist. Zu den erfolgreichsten Ausstellungen zählen „Pergamon“ mit 1,5 Millionen Besuchern, „Russen & Deutsche“ im Neuen Museum mit 130.000, Gerhard Richters „Panorama“ in der Nationalgalerie sahen 380.000 Kunstfans.

Tariferhöhungen im Personalbereich

Die Einnahmen der Stiftung lagen bei 24 Millionen, dazu zählen die Ticketpreise, Leihgebühren und der Verkauf von Katalogen. Das klingt erst einmal gut, doch die Crux sei, so Stiftungspräsident Herman Parzinger, die Tariferhöhungen im Personalbereich. Demzufolge gehen rund 70 Prozent der 160 Millionen Betriebskosten für Löhne drauf, zumal die Kosten für zusätzliches Bewachungspersonal immer stärker stiegen.

Ein Meilenstein wird am 19. März gesetzt, wenn die Staatsbibliothek Unter den Linden ihre neuen Lesesäle eröffnen wird. Ein langwieriges Projekt, seit 2003 wird das Haus bei laufendem Betrieb saniert. 2016 soll das gesamte Gebäude fertig sein.

Vier Tage davor wird die Sammlung Berggruen nach der Sanierung des Stammhauses mit dem nun mit einem gläsernen Gang verbundenen Erweiterungsbau eingeweiht.

Auch ein Skulpturengarten kommt hinzu, die „Haus-Heiligen“ Picasso und Klee bekommen Platz für große Auftritte: insgesamt stehen dann 1250 Quadratmeter zur Verfügung. Das Charlottenburger Museumsquartier kriegt mit dieser Neueröffnung frischen Wind. Im Mai schließt sich die Grundsteinlegung fürs Humboldt-Forum an. Die Kanzlerin ist bereits angefragt. 2019 soll es fertig sein.

Parzingers „Problemkinder“

Freilich darf Parzinger „seine“ architektonischen Problemkinder nicht vergessen. Ganz oben steht die Neuordnung der Kunstsammlungen, also die Rochade der Alten Meister auf die Insel, im Gegenzug soll am Kulturforum ein Forum des 20. Jahrhunderts entstehen. Die Umzugspläne waren im letzten Jahr heftig kritisiert worden. Die Gegner befürchten, dass die Alten Meister im Depot verschwinden, bis für sie ein Neubau neben dem Bode-Museum entsteht.

„Keine glückliche Lösung“, so argumentierte Parzinger gestern noch einmal, sein „Traum“ aber sei der Umzug auf die Insel. Derzeit läuft eine Variantenuntersuchung, bis Frühjahr soll sie vorliegen, allerdings sei das „Ergebnis offen“.

Nichts Neues also. Immerhin hat man sich bei der Stiftung nach der wahrlich „emotionalen Debatte“ vorgenommen, das Thema künftig offener und transparent zu diskutieren. Derweil versucht man am 27. Februar im Rahmen einer Tagung die Vor- und Nachtteile dieser Pläne zu erörtern.

Schlammiger Baugrund verzögert Eröffnung der James-Simon-Galerie

Dass die Eröffnung der James-Simon-Galerie, zentrales Eingangsgebäude der Insel, auf 2017 verschoben werden muss, wurde letzte Woche publik. Parzinger kann das begründen: Schuld ist der schlammige Baugrund, damit hat das gesamte Umfeld der Insel ein Problem, bekanntlich auch die Staatsoper. Immerhin 1200 Pfähle müssen in 35 Metern Tiefe eingesetzt werden.

Nicht einfach für die Bautaucher, da braucht man perfektes Know-how. Dazu kamen „Fehlleistungen“ der Baufirma, es folgten juristische Auseinandersetzungen, die Firma ging Insolvenz.

Die Folgen kennt man: Neuausschreibung des Auftrags, neue Firma. Mit „Überraschungen bei der historischen Bausubstanz“ muss man immer rechnen, sagt Parzinger. Berlin, die ewige Baustelle.