Als Mark Knopfler früh am Abend „Brothers In Arms“ singt, freuen sich die 11.000 Besucher der O2 World. Weil es mit dem alten Lied der Dire Straits eine höhere Bewandtnis hat: Der Schotte wärmte die ausverkaufte und bestuhlte Halle für Bob Dylan an, den amerikanischen Waffenbruder im Geiste.
Eine gute Stunde lang perlen Knopflers himmelblaue, kirschrote und goldgelbe Gitarren. Dazu geigt und flötet es. Dann stehen sie gemeinsam auf der Bühne: Knopfler, 62 Jahre alt, in Jeans und Seidenhemd, und sein 70-jähriges Idol mit Hut und Gehrock.
"Leopard Skin Pillbox Hat“, bellt Dylan in den Saal mit seiner ruinierten Stimme. Ein Stück später trägt ebenfalls eine Gitarre vor dem Bauch. Aber bei ihm klingt sie wie eine rostige Zither, während sein Duettpartner die Saiten kunstgerecht befingert und poliert. Als spielten sie verschiedene Instrumente.
Sie sind Wahlverwandte aus zwei Welten. So bestreiten sie noch pflichtgemäß drei weitere Songs aus Dylans reichem Repertoire, „It’s All Over Now, Baby Blue“, „Mississippi“ und „Things Have Changed“. Dann tritt Mark Knopfler grußlos ab. Er überlässt den Älteren den Gästen, die dem Jüngeren zunächst vereinzelt folgen und bald scharenweise. Man hat nicht den Eindruck, als würde Bob Dylan jemanden vermissen. Er stellt sich erleichtert an die Heimorgel und zeigt, dass sich ein großartiges Rockkonzert nicht brüderlich und schön anhören muss.