Retrospektive in Berlin

Wie Hokusai die Mangas erfand

| Lesedauer: 3 Minuten

Hokusai gilt als vielleicht wichtigster Künstler Japans. Sein Holzschnitt "Die große Welle bei Kanagawa" gilt als Urknall der Comic-Kunst. Der Martin-Gropius-Bau in Berlin zeigt jetzt erstmals in Deutschland eine umfassende Werkschau.

Der Berliner Gropius-Bau widmet dem weltbekannten japanischen Maler Hokusai eine Retrospektive. Bis zum 24. Oktober sind mehr als 400 Bilder, Drucke, Zeichnungen und Handschriften von ihm zu sehen, viele davon durften Japan erstmals verlassen.

Bundespräsident Christian Wulff wollte die Schau am Donnerstagabend eröffnen. Sie findet im Rahmen des Jubiläums zum 150-jährigen Bestehen der deutsch-japanischen Freundschaft statt und wird von mehreren japanischen Institutionen unterstützt. Die Schirmherrschaft hat die Botschaft von Japan übernommen.

Hokusai (1760-1849) wurde vor allem durch seinen farbigen Zyklus „36 Ansichten des Berges Fuji“ berühmt. Daraus entstammt sein berühmtestes Bild „Die große Welle vor der Küste bei Kanagawa“. Er schuf bildgewaltige wie auch stimmungsvolle Studien des Meeres vor Japan und der japanischen Landschaft. Darüber hinaus entstanden in seinem insgesamt 70-jährigen Schaffen filigrane Tuschezeichnungen verschiedener japanischer Milieus.

Museumschef Gereon Sievernich sprach von einer „Ausnahmeausstellung“. Aus konservatorischen Gründen könne sie nur zehn Wochen gezeigt werden und gehe weltweit nirgendwo anders hin. „Wer diese Ausstellung sehen will, muss nach Berlin kommen.“ Laut Sievernich hatte sich der Gropius-Bau 30 Jahre um die Schau bemüht.

Erfinder und Namensgeber der Mangas

Der im heutigen Tokio geborene Hokusai (1760-1846) gilt als bedeutendster Vertreter des japanischen Ukiyo-e, der Kunst der fließend-vergänglichen Welt. In seinen oft symbolisch stilisierten Bildern und Drucken erzählt er vom Alltagsleben seines Landes, von Frauen, Sumo-Ringern und Schauspielern, aber auch von der Schönheit der Natur. Seine Skizzenbücher gelten mit ihren wilden Illustrationen als bahnbrechend für japanische Comics. Hokusai gab ihnen den noch heute gebräuchlichen Gattungsbegriff „Manga“.

Die Japaner zählten Hokusais Werke nach Angaben von Kurator Seiji Nagata lange eher zur „Gebrauchskunst“, in Europa dagegen hatte er großen Einfluss auf den Impressionismus und die Künstler des Blauen Reiters. Van Gogh, Claude Monet, Edgar Degas, Wassily Kandinsky und viele andere ließen sich von den klaren Linien, intensiven Farben und ungewöhnlichen Bildausschnitten inspirieren.

"Wir haben sorgsam darauf geachtet, dass nicht nur das allgemeine Publikum, sondern auch die Fachleute diese Ausstellung genießen können“, sagte Kurator Sakato. Nur einen Tag zuvor war im Berliner Bode-Museum die ebenfalls publikumsträchtige Schau „Gesichter der Renaissance“ mit Meisterwerken der italienischen Porträtkunst angelaufen. „Wir befinden uns in einem friedlichen Wettbewerb“, sagte Gropius-Direktor Sievernich. „In zehn Wochen wissen wir, wie das Rennen ausgegangen ist.“

Heimat des Malers plant Museum

Rund 50 Werke steuerte der Tokioter Stadtbezirk Sumida bei, sagte Bürgermeister Noboru Yamazaki. Die früher selbstständige Stadt ist Geburtsort von Hokusai. Nach Angaben des Bürgermeisters plant der Bezirk den Bau eines Hokusai-Museums. „Hokusai malte Bilder der gesamten Schöpfung. Er inspirierte viele Künstler nach ihm, unter anderen van Gogh“, sagte Yamazaki. „Wir sind stolz, dass diese großartigen Werke hier in Berlin, im Mittelpunkt Europas, gezeigt werden.“

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Nikkei-Konzerns, Ryoki Sugita, sagte, er hoffe auf Besucher aus ganz Europa. Immerhin finde Hokusai im Ausland mehr Anerkennung als in Japan selbst.

( dpa/dapd/mim )