Seit sieben Jahren müssen Fans der Nu-Metal-Truppe Limp Bizkit auf eine neues Album warten. Nun haben sich die Bandmitglieder wieder vertragen und kamen in die Berliner Columbiahalle – mit Flakscheinwerfern, Deutschlandflagge und Tierfellen.
An diesem Abend radeln viele zur Columbiahalle. Deshalb steht ein älterer Polizist davor und weist die Gäste freundlich darauf, mit Licht zu fahren, auch zur eigenen Sicherheit. Seit sich die Band Limp Bizkit gründete, vor etwa 15 Jahren, hat die Rockkultur sich einschneidend verändert. Sieben Jahre ist das jüngste Album von Limp Bizkit bereits alt. Vorübergehend hatten sich Wes Borland und Fred Durst verzankt; der Gitarrist hatte die Band für aufgelöst erklärt, der Sänger sprach von einem Richtungswechsel. Und es ist schon wieder ein Jahr her, dass sie sich tränenreich versöhnten und der Welt ein neues Werk in Aussicht stellten, das „Gold Cobra“ heißen sollte. Es wird wohl noch dauern mit dem Album, dafür ist die Band schon da.
In der Columbiahalle spielen sie zunächst „Why Try“, ein bereits fertiges neues Stück. Was sich bei Festivals auf weitläufigen Bühnen verteilt, baut sich nun vor den Anwesenden auf wie eine Artilleriestellung: Zwischen Verstärkermauern ragt das umfangreiche Schlagzeug auf. Der DJ thront daneben auf einer Empore, die geschmückt ist mit der deutschen Flagge. Für Beleuchtung sorgen Flakscheinwerfer und im Takt der beiden Basstrommeln gewaltige Strahler, die das Mündungsfeuer simulieren. Selbst am Bass blinken unzählige Lämpchen. Wenn Limp Bizkit dazu „It’ll Be OK“ und „Hot Dog“ in die Halle donnern, fühlt man sich noch einmal wie im Jahr 2000. Danach wurde vieles wieder kleiner, selbst Limp Bizkit.
Ihre Rückkehr in der Stammbesetzung schärft auch die Erinnerung an den Nu Metal, der inzwischen so historisch ist wie HipHop oder Heavy Metal. Das Durchmischen härterer Spielarten war 1994 schon keine Revolution mehr. Es war die Musik für tätowierte Skater wie Fred Durst aus Florida. Noch heute demonstriert die Band den Grundgedanken des Nu Metal. Durst trägt, während er ins Mikrophon bellt, eine blütenweiße Sportmütze zum hochgeschlossenen Bürohemd: HipHop. Hinter ihm legt DJ Lethal Platten auf.
Mit Schamanenmaske und Tierfellen
Wes Borland hat sich zur Gitarre für eine Schamanenmaske, einen Lederanzug und verschiedene Tierfelle entschieden: Metal. Gern erklimmt er hinter sich die Schlagzeug-Galerie. Schon immer ging es auch Limp Bizkit darum, rockgeschichtlich ernst genommen zu werden. Ein von allen lauthals mitgesungenes Lied heißt zwar „My Generation“ wie der Klassiker der Band The Who, stammt aber von Limp Bizkit. Vor The Who verneigen sie sich anschließend mit ihrer Fassung von „Behind Blue Eyes“.
Der Abend ist gelungen, doch es ist nicht mehr wie früher. T-Shirts werden handbemalt verkauft. Bands reisen ohne fertige Alben in der Welt umher, die Leute kommen mit dem Fahrrad. Und der Popsänger George Michael, dessen „Faith“ Limp Bizkit zur Erheiterung der Gäste spielen, hat jetzt öfter mit der Polizei zu tun als jeder ehemalige Rocker.