Gourmetspitzen

Das „Lansk“ in Wilmersdorf bietet eine Aussicht auf mehr

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Foto: Amin Akhtar / Amin Akhtar (2)

Heinz Horrmann besucht dieses Mal das „Lansk“ in Wilmersdorf, ein unkompliziertes und in keiner Weise überkandideltes Restaurant mit mutigen Ideen aus der Küche und einem angenehmen Ambiente.

Zu den neuen unkomplizierten und in keiner Weise überkandidelten Restaurants, die Berlin auch abseits der Sterne-Kategorie so attraktiv machen, gehört das „Lansk“ an der Meierottostraße. Ob das ein merkwürdiger Name ist? Der Hintergrund zumindest ist witzig: Der Vater des Küchenchefs, zugleich Inhaber, liebte eine Insel namens Lansk vor der polnischen Küste, nannte sie sein Paradies – und pflegte stets zu sagen, man brauche „viel mehr Lansk“. Das hat der Sohn aufgegriffen – und so das Restaurant auf diesen Namen getauft.

Das Konzept ist simpel, aber angesichts der vielen Gäste erfolgreich. Die Küche ist, sagen wir es mal freundlich, wechselhaft, aber kreativ. Die perfekte Begrüßung, die hat der Maître wohl bei seinem vorherigen Arbeitgeber Martin Pelz im „Le Petit Felix“ gelernt, macht Appetit. Die Vorspeise, Jakobsmuscheln mit Fenchel, Aprikose und ein wenig Kernöl, ist sehr gut, ebenso das Hirschkalbsmedaillon mit einem Hauch Vanille, ergänzt durch Pastinake und Rosenkohl. Nur die Seezunge war an Geschmacksneutralität nicht zu überbieten. Entweder sollte sie in Butter gebraten oder gegrillt werden, damit Röstaromen entstehen. Hier im „Lansk“ lag sie blass und langweilig auf dem Teller.

Einen Tag später habe ich in einem anderen Restaurant eine weitere Zubereitung der Seezunge genossen, mit Panade aus grobem Paniermehl in aufgeschäumter Butter goldbraun gebraten. So wird aus dem magenfreundlichen Diät-Fisch eine Köstlichkeit. Leider nicht im „Lansk“. Eine derart aromenlose Ausführung hatte ich bis dahin noch nie erlebt.

Mutige Ausführung mancher Gerichte

Die Karte im „Lansk“ ist bewusst klein gehalten, ein paar Vorspeisen, zwei Suppen – eine Hirschkalbs-Consommé und ein Kürbissüppchen – und sechs Hauptspeisen. Die Preise liegen angesichts des Wareneinsatzes im oberen Mittelfeld. So zahlt der Gast für einfaches Bœuf bourguignon 23,50 Euro, was wahrlich nicht günstig ist. Standards sind Trumpf, das unvermeidliche Wiener Schnitzel oder an manchen Tagen Coq au vin (Hähnchen in Rotwein geschmort). Positiv ist die mutige Ausführung mancher Gerichte, so der Schweinebauch in Kombination mit schwarzem Rettich oder confierter Kabeljau mit Sauerkraut und gebratenen Blutwurstscheiben. Haben Sie jemals von einem Kartoffel-Ziegenkäse-Strudel gehört? Interessant, dass die Geschmackselemente, auch in Verbindung mit Lauchgemüse, richtig gut passen. Kompliment.

Als recht preiswert empfinde ich das aktuelle Vier-Gang-Menü mit eben diesem Schweinebauch, Forelle, Wachteln mit Sellerie und Rotweinbirne sowie Apfelsorbet und Kompott für 44 Euro, inklusiv korrespondierender Weinbegleitung sind das 64 Euro. Gut finde ich auch, dass sich die Küche vor allem auf Produkte aus der näheren Umgebung konzentriert. Gemüse, Fleisch und die meisten Fische kommen von deutschen Produzenten, angesiedelt zwischen Friesland und Bodensee. Auch die Krustentiere wie Krabben werden aus der deutschen Bucht angeliefert. Das gilt auch für den Glücksstädter Matjes.

Für Austern-Freunde wird besonders gesorgt. Die Fines de Claire werden wahlweise mit Traubensafran-, mit Rotwein-Zwiebel- und Apfel-Vinaigrette kombiniert. Recht übersichtlich ist die Dessertauswahl mit Schokoladen-Charlotte und der schon erwähnten Apfel-Komposition. Dazu wird Baba au rhum, ein Napfkuchen aus süßem Teig und Rum, serviert. Attraktiv ist die Käsevariation, die von Früchtebrot und Mirabelle begleitet wird.

Originelle Mittagskarte

Die Mittagskarte ist originell und günstig kalkuliert, wie das gebackene Bio-Ei mit lauwarmen Linsensalat für acht Euro. Das Fasanenfrikassee bekommt man auch nicht alle Tage, schließlich das Krabbenbrot aus Friedrichskoog, alles keine alltäglichen Gerichte. So spannend sich das alles darstellt, so wenig reizvoll ist die Weinkarte. Eine paar unbedeutende Kreszenzen aus deutschen Anbaugebieten, ein paar kleine Lagen aus Burgund, doch Gäste, die gewohnt sind, sich mit einem Grand Cru Classé aus Bordeaux zu beglücken, schauen in die Röhre.

Die Frage nach dem etwas merkwürdigen Namen des Restaurants haben wir beantwortet. Der Restaurantleiter wird ebenso häufig nach Sinn und Ursprung der Dekoration an der Stirnseite des Gastraumes gefragt: ein modernes, merkwürdiges Bild mit dem Titel „Paradise Now“. Es wurde von einem französischen Künstler gemalt und ist die Leihgabe einer befreundeten Galerie.

Ein Wort zum Service. Die freundliche Begrüßung habe ich schon angesprochen, so verläuft das weitere Programm. Da ist nichts auszusetzen, und manchmal lässt sich Küchenchef Benjamin Rüdiger bei den Gästen sehen und unterstreicht die gute Atmosphäre. Das Ambiente ist angenehm, aber ohne Schickimicki, die Atmosphäre geschmackvoll. Auch das gehört zu den Pluspunkten in einer Gesamtbewertung.