Flughafen BER

Warnstreik am BER: Was das für An- und Abflüge bedeutet

| Lesedauer: 5 Minuten
Jessica Pillatzki, Clara Andersen und Katrin Lange
Flugausfall: In diesen Fällen gibt es Geld zurück

Flugausfall: In diesen Fällen gibt es Geld zurück

Wenn ein Flug ausfällt, haben Reisende oft einen Anspruch auf eine Erstattung. Doch nur unter bestimmten Bedingungen ist das der Fall.

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Am Montag streikt das Sicherheitspersonal am Flughafen Berlin Brandenburg (BER). Das müssen betroffene Fluggäste jetzt wissen.

  • Am Flughafen BER gibt es am Montag, 13. März, einen Streik
  • Alle Abflüge aus Berlin wurden gestrichen
  • Auch ankommende Flüge sind betroffen

Berlin/Schönefeld. Passagiere müssen sich zum Wochenstart am Flughafen BER in Berlin auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Wegen eines Streiks des Sicherheitspersonals werden am Montag, den 13. März 2023 rund 200 Abflüge gestrichen. Betroffen seien etwa 27.000 Passagiere, teilte ein Flughafensprecher mit.

Am Montagmorgen herrscht am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) gähnende Leere. Auf dem Willy Brandt Platz versammelten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafens. Einer von ihnen ist Wolfhard, ein Sicherheitsmitarbeiter des BER. Er sagte: „Ohne den Streik würde es niemals zu einer Einigung kommen“. Vor allem die Zuschläge für Samstags- ,Sonntags-, Nacht- und Feiertagsarbeit seien ihm besonders wichtig. "Wir erwarten im Laufe des Tages 300 bis 400 Streikende", sagt Verdi-Pressesprecher Andreas Splanemann.

Obwohl Verdi den Streik und die Flugausfälle schon vor einigen Tagen angekündigt hatte, gab es am Montag am BER für einige Fluggäste ein böses Erwachen: „Ich habe nichts von dem Streik mitbekommen und bin gerade extra aus Leipzig angereist“, erzählt die Reisende Tamara verzweifelt. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll und wann ich nun überhaupt nach Georgien fliegen kann."

Auch Flüge nach Berlin sind vom Streik betroffen. Wie am Sonntagvormittag auf der Website des Flughafens ersichtlich wurde, haben viele Airlines ihre Flüge zum BER gestrichen. Die Situation sei in Bewegung, sagte ein Flughafensprecher. Passagiere seien gebeten, sich bei ihrer Airline zum Flugstatus zu informieren.

Auch an den Flughäfen Hamburg, Hannover und Bremen soll sich das Sicherheitspersonal am Arbeitskampf beteiligen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen zu rechnen, teilte Verdi weiter mit.

Streik am Flughafen BER in Berlin: Lufthansa bietet Umbuchungen an

Da es sich um einen Warnstreik des Flughafenpersonals handelt und die Airlines keine Tarifpartner in dieser Auseinandersetzung sind, sind sie selbst von den Auswirkungen betroffen. „Lufthansa informiert betroffene Kund:innen und bietet, soweit möglich, alternative Verbindungen sowie Umbuchungen auf die Bahn an“, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage der Morgenpost. Die Reisenden sollten sich vor Reiseantritt auf lufthansa.com oder über die App über den Status ihres Fluges informieren. „Lufthansa bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten für die betroffenen Passagier:innen“, teilte das Unternehmen mit.

Zu den konkreten Auswirkungen und der Situation vor Ort wird empfohlen, sich an den jeweiligen Flughafen zu wenden. Lufthansa geht davon aus, dass der Flugbetrieb bereits am Dienstag wieder weitestgehend normal durchgeführt werden kann.

Streik am Flughafen BER in Berlin aktuell: Das fordert Verdi

Verdi steht seit Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) in Verhandlungen, um die Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte an Verkehrsflughäfen zu erhöhen. Die Zuschläge seien seit 2006 nicht mehr verbessert worden, seit 2013 werde über eine Erhöhung immer wieder verhandelt, betonte Verdi. Zuletzt sei Anfang 2019 vereinbart worden, die Verhandlungen dazu fortzusetzen. Sie wurden laut Verdi im Januar aufgenommen und im Februar 2020 fortgesetzt. Wegen der Pandemie seien die Verhandlungen vom BDLS nicht weitergeführt worden. Erst durch eine erneute Verabredung in der Entgelttarifrunde 2022 war der Gewerkschaft zufolge der BDLS bereit, über die Forderungen zu verhandeln. Die Arbeitgeber hätten bisher kein Angebot vorgelegt.

„Die Sicherheit der Fluggäste zu garantieren, ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die rund um die Uhr an jedem Tag der Woche, auch sonntags, feiertags und nachts geleistet werden muss und viel Flexibilität verlangt. Schichtarbeit an allen Tagen rund um die Uhr wirkt sich auf das Leben der Familien und Freunde negativ aus", erklärte Wolfgang Pieper von der Gewerkschaft. Verdi fordert, dass durch "angemessene Zeitzuschläge" die Arbeit zu "ungünstigen Zeiten" honoriert werden soll. "Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiver werden, damit genügend Menschen bereit sind, diese Tätigkeit zu leisten. Nur so müssen die Fluggäste keine langen Warteschlangen hinnehmen, verlieren keine Zeit und sie können ihre Reise sicher antreten“, so Pieper.

Warnstreiks am BER bereits im Januar

Sämtliche Passagierflüge am Berliner Flughafen wegen Streiks ausgefallen
Sämtliche Passagierflüge am Berliner Flughafen wegen Streiks ausgefallen
Video: Arbeit, Wirtschaft und Finanzen

Bereits im Januar war es wegen Streiks am BER zu erheblichen Einschränkungen gekommen. Damals waren einen ganzen Tag lang zentrale Arbeitsbereiche bestreikt worden und der Flugbetrieb war den ganzen Tag über vollständig eingestellt worden. Rund 35.000 Passagiere waren davon betroffen, dass etwa 300 Starts und Landungen gestrichen wurden. Die Gewerkschaft Verdi hatte damals die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste, der Flughafengesellschaft und der Luftsicherheit im Rahmen der laufenden Tarifrunde zum Warnstreik aufgerufen. Rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten sich an einer Kundgebung auf dem Gelände. (mit dpa)