Berlin/Schönefeld. Seit fast acht Jahren wartet Berlin auf den Start des BER: Nun scheint es konkret zu werden. Im Oktober 2020 soll Tegel umziehen.
Für die bald acht Jahre währende Leidensgeschichte um den Bau des Flughafens BER seit der Eröffnungs-Absage 2012 zeichnet sich ein Ende ab. Ein bemerkenswert gut gelaunter Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bekräftigte in einer öffentlichen Anhörung im Beteiligungsausschuss des Abgeordnetenhauses am Donnerstag seine Absicht, den Flughafen im Oktober 2020 eröffnen zu wollen. Ende November 2019 soll in einer Aufsichtsratssitzung der konkrete Starttermin genannt werden.
Flughafen BER: TÜV-Prüfungen im Terminal laufen bisher reibungslos
Der Optimismus des früheren Bau-Staatssekretärs gründet sich auf den bislang reibungslosen Verlauf der „Wirk-Prinzipprüfungen“. Seit Ende Juli testet der TÜV Rheinland die zwölf wesentlichen technischen Anlagen im BER in ihrem Zusammenwirken. Von 250 Versuchen seien 220 inzwischen erfolgt, sagte Lütke Daldrup. Dabei sei nichts Gravierendes vorgefallen.
„Ich traue mich das Wort im Zusammenhang mit dem BER fast nicht zu verwenden“, sagte der Flughafenchef angesichts der langen Pannen-Geschichte des Projektes: „Aber der Prüfprozess ist besser verlaufen als erwartet.“ Am 27. September sollten die Prüfungen beendet sein. Danach brauche der TÜV einen Monat, um die Ergebnissee zu dokumentieren. Falls nötig, könnten in dieser Zeit noch Nachprüfungen erfolgen.
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Im ersten Quartal 2020 werde er die Fertigstellung des Baus anzeigen. Parallel sei das Bauordnungsamt dabei, die Unterlagen zu prüfen und sollte dann die Freigabe erteilen.
Auch die Frage der nicht zugelassenen Dübel stelle nach den Worten des Flughafenchefs kein Problem dar. Vier verschiedene Typen seien noch nicht von den Brandenburger Behörden erlaubt. In einem Fall habe der Hersteller den Zulassungsprozess übernommen, für drei werde die Flughafengesellschaft die Anträge stellen.
Im Winter werde die Flughafengesellschaft 20.000 Komparsen suchen, die in den Monaten bis zur Eröffnung den Realbetrieb im BER simulieren. Dann sollten die Airlines und Bodendienstleister in zwei oder drei Schritten innerhalb zwei Wochen vom Flughafen Tegel an den BER umziehen. Ab diesem Moment werde in Tegel dann kein Flugverkehr mehr stattfinden, versicherte auch Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD). Bauarbeiten, um das Tegeler Gelände künftig für die Beuth-Hochschule, Start-ups und anderes Gewerbe zu nutzen, könnten im April 2021 beginnen.
Hintergrund: Flughafen BER: Pannen auch beim Terminal 2
Bund verzichtet auf noch einen Regierungsflughafen
Auch die Fragen der Abgeordneten nach dem Baustand des als Erweiterung gedachten Zusatzterminals T2 brachten den Flughafenchef nicht aus der Ruhe. Zuletzt hatte es Berichte über Planungsfehler und Rückbauten gegeben. Der Rohbau sei fertig, sagte Lütke Daldrup, die Fassade geschlossen. In der zweiten Oktoberhälfte beginne dort der Einbau der Gepäckanlage.
Der Generalunternehmer Zechbau schulde zwar die Fertigstellung zum angepeilten BER-Start im Oktober 2020. Garantieren könne er als Auftraggeber das Erreichen dieses Ziels jedoch nicht, berichtete Lütke Daldrup den Parlamentariern. Die Kapazitäten reichten am BER zunächst auch ohne das T2 aus. Denn im Winter seien an den Berliner Flughäfen ein Drittel weniger Passagiere unterwegs als zu den Spitzenzeiten. Im Winter das T2 zu haben sei „Nice to have“, sagte der Manager. Im Frühjahr 2021 hätte man es aber schon gern.
Ein Meinungsumschwung in der Bundesregierung spielt dem Flughafenchef in die Hände. Lütke Daldrup bestätigte, was die Berliner Morgenpost exklusiv berichtet hatte. Der Bund verzichtet auf ein Regierungsterminal am alten Flughafen Schönefeld und will stattdessen das seit einem Jahr leer stehende Interimsterminal nutzen. Eine Runde von Staatssekretären der Bundesministerien habe das entschieden. Eine formale Entscheidung, auf das Regierungsterminal zu verzichten, hat die Bundesregierung aber noch nicht getroffen.
Hintergrund sind auch die neuen Jets, die die Luftwaffe für die Flugbereitschaft anschaffen will. dazu gehören drei große Flieger vom Typ A 350 und fünf neue Hubschrauber. Diese Fluggeräte brächten mehr Abstellflächen, die man auf dem Rollfeld vor dem alten SXF-Terminal bieten könne. Als Gegenleistung sei der Bund bereit, einen 120 Meter breiten Streifen vor den existierenden Terminals des SXF eben doch von einer Bebauung frei zu halten. Somit könne die volle Kapazität des alten SXF erhalten bleiben. Diese werde noch zehn Jahre gebraucht, bis der Erweiterungsterminal T3 am BER fertig sei.