Flughafen BER

Der BER-Südpier soll als Vorbild dienen

| Lesedauer: 5 Minuten
Joachim Fahrun
Ein Arbeiter putzt ein Schild im Hauptterminal des BER

Ein Arbeiter putzt ein Schild im Hauptterminal des BER

Foto: Ralf Hirschberger / dpa

Das vorletzte Gebäude am Airport ist fertig und abgenommen. Der Brandschutz soll nun als Vorbild für das Hauptterminal dienen.

Berlin/Schönefeld. Der Schuh versinkt im weichen Teppich. Wenn hier Reiche und Prominente irgendwann auch ihre Leiber in die derzeit noch eingelagerten edlen Ledersessel im Erdgeschoss des Südpiers am BER fallen lassen, dann sollten die Jahre des Wartens auf einen erstklassigen Flughaben in der Region Berlin vergessen sein.

Anders als am immer noch unvollendeten Hauptterminal funktionieren die Brandschutzsysteme im 400 Meter langen Pier Süd, durch das einmal fünf bis sechs Millionen Passagiere pro Jahr geschleust werden sollen, einwandfrei. Die VIPs im Erdgeschoss, das normale Volk in der Ebene drüber, komplett mit Laufbändern, Wartezonen und neun Fluggastbrücken. Aus Sicht der Flughafenbauer um Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das jetzt offiziell abgenommene, 200 Millionen Euro teure Gebäudeteil die Blaupause geliefert für das einzige der 40 Flughafengebäude, das noch fehlt.

„Das Pier Süd hat uns in die Lage versetzt, die Probleme am Hauptterminal nun schrittweise zu lösen“, sagte Lütke Daldrup am Mittwoch, als er mal wieder Journalisten über die Baustelle führte. Die Brandschutz- und Sicherheitstechnik im Pier Süd sei vergleichbar mit den Systemen im benachbarten großen Terminal und ebenso komplex. Das Zusammenspiel der Anlagen im Verbund habe man ebenso dort „geübt“ wie die Arbeit mit Sachverständigen und die Bauabnahme.

Im Hauptterminal selbst sind kaum Arbeiter zu sehen

Nicht nur die südliche Kante des BER, die ebenso wie das ebenfalls fertige Nordpier nach dem Start des Flughafens auf etwa die doppelte Länge wachsen soll, sieht fertig aus. Auch im Hauptterminal selbst sind kaum Arbeiter zu sehen. Hingen nicht die Deckenklappen geöffnet herunter, sähe das Gebäude an den meisten Stellen so aus, als könnten morgen die Fluggäste kommen. Dass die Zeit ein wenig über den Bau hinweggegangen ist, belegt nur ein einsamer Wegweiser zur Lounge von Air Berlin, die vor ihrer Pleite am BER ihr Drehkreuz geplant hatte.

Gearbeitet wird am BER eher im Verborgenen. Viele Fachkräfte sitzen im Büro und vervollständigen die Dokumentation des Baus. In den Kellern versehen Techniker der Firma ROM bisher nicht identifizierte Kabel mit speziellen Codes. Sie fahnden dahinter nach fälschlich eingebauten, nicht zugelassenen Plastikdübeln, die die Prüfer der Bauaufsicht daran hindern könnten, ihr Okay für die Abnahme zu geben. An den Decken heben sich rote Rohre deutlich ab von der schwarz bemalten Umgebung. Das sind die neuen Sprinkler-Rohre, die in den letzten Monaten angeschraubt worden sind. Die Arbeiten an dem Beregnungssystem sollen laut Flughafenchef im April oder Mai fertig sein. „Es ist alles sehr kleinteilig“, sagte Technik-Experte Jörg Marx.

Fachleute am Ende vom Urteil der Gutachter abhängig

Der frühere Siemens-Manager soll gemeinsam mit Bauleiter Peter Herrmann nach dem Südpier nun auch das Hauptterminal fertigstellen. Dabei wissen die Fachleute, dass sie am Ende vom Urteil der Gutachter abhängig sind, die zunächst jede einzelne der 786 technischen Anlagen abnehmen müssen, ehe sie mit der abschließenden Wirk- und Prinzipprüfung im Zusammenhang ihre Funktionstüchtigkeit beweisen müssen. Weil ein einzelner Gutachter sich für die Richtigkeit seines Testats verbürgen muss, nimmt er sich bisweilen viele Monate, um auch komplexe Systeme im Alleingang zu untersuchen. Um mehr Sicherheit in ihre Ergebnisse zu bekommen, hat zudem Siemens beschlossen, die Brandmeldeanlagen in Teilen noch einmal neu zu programmieren. Es wurde zu vieles geändert in den vergangenen Monaten, so Lütke Daldrup.

Wegen all dieser Themen bittet der Flughafenchef die Berliner um Geduld. „Wir müssen noch die nächsten zweieinhalb Jahre ihre Nerven strapazieren“, sagte er. Um dann hintereinander in ein halbes Dutzend Kameras und Mikrofone zu versichern, man werde den angepeilten Eröffnungstermin im Herbst 2020 einhalten Dass es in seinem im Dezember vorgestellten Terminplan eingepreist sei, wenn letzte Arbeiten sich nun doch ins Jahr 2019 hineinziehen. Und dass schon „Bosch und Siemens“ pleite gehen müssten, um den Start des BER doch noch scheitern zu lassen.

Liquidität sei kein Problem für die Flughafengesellschaft

Zum Optimismus des BER-Chefs zum Fortgang auf der Baustelle passt die Botschaft an die Politiker. Womöglich müssten sie bis zur Eröffnung gar kein Geld mehr aus ihren öffentlichen Haushalten nachschießen. Man benötige jedoch eine Zusage der Gesellschafter, um die Finanzierung des BER-Projektes zu schließen. Liquidität sei kein Problem für die Flughafengesellschaft, weil man auf einen Kredit und Gesellschaftermittel für den Ausbau nach 2020 zurückgreifen könnte. Erst zwischen 2021 und 2025 bräuchte das Unternehmen neues Geld. Danach seien die eigenen Einnahmen aus dem BER ausreichend hoch, um die Kredite zu bedienen.

Ein Rundgang durch den BER im Mai 2017 im Video:

Rundgang durch den Flughafen BER
Rundgang durch den Flughafen BER

Mehr zum Thema:

Zweites BER-Terminal soll privat finanziert werden

Air Berlin-Insolvenz: Fluggastzahlen in Tegel brechen ein

Private sollen zweites Terminal am BER vorfinanzieren