Zu klein geplant

Lufthansa: Der Flughafen BER wird kein Drehkreuz

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Andreas Abel und Gilbert Schomaker

Foto: picture alliance

Dafür sei der BER zu klein. Lufthansa will aber neue Verbindungen aus Berlin anbieten. Das gilt aber erst ab dem kommenden Jahr.

Berlin.  Der künftige Hauptstadtflughafen BER wird nicht die Funktion eines Drehkreuzes übernehmen. Das sagte Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister im Interview der Berliner Morgenpost. Um im Luftverkehr eine Rolle wie Frankfurt oder München zu spielen, sei der BER zu klein. Zudem betreibe der Konzern gemeinsam mit Zürich und Wien bereits vier Drehkreuze auf relativ engem Raum. „Ein fünftes ist nicht zweckmäßig, da muss man ehrlich sein“, sagte das Lufthansa-Vorstandsmitglied. Die Lufthansa-Gruppe werde in Berlin zwar Interkontinentalverbindungen anbieten, „aber wir werden hier nicht wie in München knapp 30 Langstreckenflugzeuge stationieren“.

Nach der Insolvenz von Air Berlin wird der Konzern, zu dem unter anderem auch Eurowings, Austrian Airlines und Swissair gehören, zum zentralen Player im Berliner Luftverkehr. Wenn die Wettbewerbsbehörden zustimmen, übernimmt Eurowings von Air Berlin die beiden Flugbetriebe Niki und Luftverkehrsgesellschaft Walter (LGW).

Die Lufthansa-Gruppe wolle mittel- und langfristig Berlin häufiger anfliegen als bisher, sagte Hohmeister. „Aber das geht erst ab dem nächsten Sommerflugplan. Wir haben nicht von jetzt auf gleich beliebig viele Flugzeuge, Crews und Slots verfügbar, das alles braucht eine gewisse Vorlaufzeit“, so Hohmeister. Kommendes Jahr würden drei zusätzliche Verbindungen nach Frankfurt angeboten und auch wesentlich mehr Flüge nach München, Wien und Zürich. Zur Überbrückung setzt die Lufthansa vor allem in Spitzenzeiten vorübergehend größere Maschinen ein, auch Interkontinentalflugzeuge. „Das ist natürlich betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Aber es ist notwendig, um der Nachfrage der Berliner gerecht zu werden“, erläuterte Hohmeister. Der Einsatz einzelner Großraum-jets beginnt an diesem Montag.

Engpässe befürchtet

Dennoch ließen sich in den kommenden Wochen Engpässe nicht vollständig vermeiden, kündigte Hohmeister an. „Ich kann nicht ausschließen, dass es in Stoßzeiten manchmal knapp wird und einige Kunden dann nicht um 8 Uhr fliegen können, sondern erst um 10 oder 11 Uhr. Es wird Zeiten geben, zu denen nur 60 oder 70 Prozent der Nachfrage gedeckt sind.“ Über den Tag betrachtet, reichten die Kapazitäten aber aus. Zudem könne es an Gates zu längeren Wartezeiten kommen, wenn dort wegen des Einsatzes größerer Jets 300 statt 200 Fluggäste abgefertigt werden müssen. „Es ist klar, dass es in nächster Zeit ein wenig rumpelig wird. Eine Airline der Größenordnung von Air Berlin kann nicht vom Markt verschwinden, ohne dass es jemand merkt“, warb der Lufthansa-Vorstand um Verständnis.

Am heutigen Montag beginnen Verhandlungen des Bundes und mehrerer Bundesländer über eine Auffanggesellschaft für mehrere Tausend Mitarbeiter von Air Berlin. Dazu kommen Regierungsvertreter im Roten Rathaus zusammen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) forderte die Lufthansa auf, sich an der Transfergesellschaft zu beteiligen. Diese lehnt das ab. Sie investiere bereits 1,5 Milliarden Euro, um Teile von Air Berlin zu übernehmen.

Ein Rundgang über die Flughafen-Baustelle am BER

Rundgang durch den Flughafen BER
Ein Rundgang über die Flughafen-Baustelle am BER

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