Auch nach den Fortschritten bei den Genehmigungsverfahren hat der Flughafen-Aufsichtsrat am Freitag die Entscheidung zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER erneut vertagt. Es gebe zwar „viele positive Berichte der Geschäftsführung“, verkündete der Vorsitzende des Gremiums, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), nach der fast sechsstündigen Beratung. Doch er ließ offen, ob selbst beim nächsten Treffen Anfang Dezember ein Termin verkündet wird. „Es ist möglich“, antwortete Müller auf entsprechende Nachfragen.
Aufsichtsratschef Müller weicht hartnäckigen Nachfragen aus
Allerdings zeichnet sich immer klarer ab, dass in diesem Jahr keine Entscheidung zu BER-Eröffnung mehr zu erwarten ist. Denn noch immer steht ein weiterer Nachtrag zur Baugenehmigung für den Großflughafen in Schönefeld aus. „Erst wenn auch dieser Nachtrag geklärt ist, werden wir den Termin für die Eröffnung des BER nennen können“, erklärte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung. Zwar habe es bei der am Donnerstag erfolgten Genehmigung des 5. Nachtrags, der den Umbau der wichtigen Entrauchungsanlage betrifft, keine Überraschungen gegeben. Dennoch müsste genau geprüft werden, welche Änderungen in die Antragsunterlagen für den 6. Nachtrag eingearbeitet werden müssten. Mühlenfeld will die Unterlagen in spätestens vier Wochen beim Bauordnungsamt einreichen zu können.
„Wir hoffen, bis Jahresende eine Genehmigung hinzubekommen“, sagte der Flughafenchef. Ob das für eine Eröffnung des BER Ende 2017 reicht, ließen alle Beteiligten wie schon in den vergangenen Monaten offen. „Es kann ihnen keiner hundertprozentig sagen: 2017 wird gelingen. Aber es kann ihnen auch keiner hundertprozentig sagen: 2017 gelingt nicht“, wich Aufsichtratschef Müller allen hartnäckigen Nachfragen aus.
Zumindest eine Entscheidung hat der BER-Aufsichtsrat dann aber doch getroffen. Sie betrifft den vom Bund geforderten Interimsbau für den Regierungsflughafen in Schönefeld. Dieser sollte eigentlich nach der BER-Eröffnung von Tegel in das Terminal A des alten Airports Schönefeld einziehen. Doch weil das neue BER-Terminal schon jetzt für die erwarteten Passagierzahlen zu klein ist, wird Schönefeld-Alt mindestens bis 2023 benötigt.
Nach einem vergeblichen Anlauf hat die Flughafengesellschaft nun tatsächlich eine Baufirma gefunden, die für die Zwischenzeit ein Interimsterminal bauen will. Dem Vernehmen nach soll der Baukonzern Züblin ein Angebot abgegeben haben. Bestätigen wollte das der Flughafen wegen des noch laufenden Verfahrens aber nicht. Klar ist allerdings, dass der mit anfangs 27 Millionen Euro kalkulierte Neubau teurer wird. Um welchen Betrag, wollte Mühlenfeld mit Hinweis auf die Verhandlungen mit dem Bieter ebenfalls nicht sagen. Nur so viel: Der Aufsichtsrat habe ihm dennoch grünes Licht für die Investition gegeben. Insgesamt kostet das Provisorium, dass die Bundesregierung maximal fünfeinhalb Jahre nutzen will, mindestens 70 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich der Bund und die Flughafengesellschaft.
Regierungsflieger heben bis Sommer 2018 in Tegel ab
Laut Mühlenfeld soll der Zuschlag an die Baufirma im Dezember erfolgen, der Bau auf einem Areal am westlichen Rand von Schönefeld-Alt kann dann im Frühjahr 2017 beginnen. Die Fertigstellung ist für Sommer 2018 geplant. Was auch heißt, dass bis dahin die Regierungsflieger noch in Tegel abheben werden.
Eine Debatte über eine noch längere Nutzung von Tegel habe es „wie schon bei den vorangegangenen Sitzungen“ nicht gegeben, wies Müller jüngste Spekulationen zurück. War doch ein Papier aufgetaucht, in dem rechtliche Möglichkeiten für einen Parallelbetrieb von Schönefeld und Tegel dargestellt wurden. Der frühere Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte es nach seinem Amtsantritt 2013 erarbeiten lassen und ein Offenhalten von Tegel gefordert. Er wurde jedoch damals vom Aufsichtsrat zurückgepfiffen. Angesichts hoher rechtlicher Risiken für den BER gebe es keinen Grund, ein Offenhalten von Tegel erneut zu thematisieren, betonte Aufsichtsratschef Müller am Freitag.