Die Flughafengesellschaft ist beim Schallschutz für die Anwohner des künftigen Hauptstadtflughafens BER massiv in Verzug. Dies hat nun unangenehme Folgen für die Pläne von Flughafenchef Hartmut Mehdorn, von Ende März bis Oktober 2015 die Nordbahn des alten Flughafens Schönefeld sanieren zu wollen.
Er will während der Bauzeit für die Starts und Landungen die neue Südlandebahn des BER nutzen. Dafür erhält er jedoch erst eine Genehmigung, wenn sechs Monate vorher alle Schallschutzbescheide an die 4000 betroffenen Haushalte verschickt sind.
Mehdorn teilte am Montag nach einer Sitzung der Fluglärmkommission mit, die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlins und Brandenburgs habe in der Sitzung die Verschiebung des Baubeginns für die Nordbahn angekündigt. Es drohe eine Verzögerung von vier Wochen.
Der Chef der Behörde, Wolfgang Fried, hatte nach der Sitzung lediglich von weiterem Gesprächsbedarf berichtet. Eine Entscheidung wolle er Anfang Dezember treffen. „Bei der Umsetzung des Schallschutzes haben wir Probleme“, sagte Fried. Noch in dieser Woche sollen offene Fragen mit dem Flughafen geklärt werden. Er äußerte aber durchaus Verständnis für den Zeitplan Mehdorns. Wegen des schlechten Zustands der Nordbahn und der 2016 wieder auf der Südbahn geplanten Luftfahrtmesse ILA müsse 2015 saniert werden. „Wir sehen den Zeitplan für die vorübergehende Nutzung der Südbahn durchaus als gefährdet an“, sagte Gerhard Steintjes, der Vorsitzende der Fluglärmkommission.
Viele Häuser ohne Lärmschutz
Nach Auskunft der Flughafengesellschaft sind derzeit noch 1300 der über 4000 betroffenen Haushalte ohne eine sogenannte Anspruchsermittlung für Schallschutzfenster, Dämmungen und Lüfter. In dem Verfahren hatte der Flughafenchef angegeben, den BER noch 2016 eröffnen zu wollen, sagte Egbert Neumann, der Leiter der Verkehrsabteilung im Infrastrukturministerium. Doch mittlerweile wird mit dem Start des BER nicht mehr vor 2017 oder gar 2018 gerechnet.
Flughafenchef Mehdorn griff die Luftfahrtbehörde in einer Erklärung an. Er sagte: „Wir haben die Voraussetzungen für die Bahnsanierung, insbesondere beim Schallschutz, erfüllt.“ Das Votum sei nicht ansatzweise nachvollziehbar. „Eine mit Augenmaß urteilende Behörde würde eine derart sachfremde Entscheidung niemals treffen“, so Mehdorn. Eine Verschiebung werde zu Mehrkosten führen, da die Sanierung in die Schlechtwetterperiode rutsche. Bislang sind für die sechsmonatigen Arbeiten 50 bis 60 Millionen Euro veranschlagt.
In der Sitzung waren auch Betroffene aus Bürgerinitiativen zu Wort gekommen. Der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), äußerte sich erschüttert über die schlechte Information der Anwohner. „Die koordinierende Wirkung der Behörden ist wesentlich verbesserungswürdig“, befand Loge.