Von Kommunikationsdefiziten ist die Rede, auch von Überforderung. Noch vor Ende der Probezeit muss BER-Planerin Regina Töpfer gehen. Der Untersuchungsausschuss legt seinen Fokus nun auf den Bauablauf.
Für Regina Töpfer kam der Rauswurf überraschend. Erst vor fünf Monaten hatte Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn die 46 Jahre alte Bauingenieurin zur neuen Planungschefin für den Abschluss der Bauarbeiten am neuen Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld ernannt. Noch vor Ende der Probezeit muss sie nun gehen.
Über die Gründe könne sie nur mutmaßen, „fachliche Kritik an meiner Arbeit hat es vorher nicht gegeben“, sagte sie der Berliner Morgenpost. Die Flughafengesellschaft wollte sich zur Personalie nicht äußern. Dem Vernehmen nach habe es aber in der Kommunikation mit dem Kollegen im sogenannten Sprint-Team, das die Fertigstellung des neuen Haupstadt-Airports beschleunigen soll, Defizite gegeben. Auch von Überforderung ist die Rede.
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Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses im Abgeordnetenhaus Martin Delius (Piraten) sagte „Handelsblatt Online“, die Entlassung Töpfers erwecke den Eindruck, als wolle Mehdorn „allein und eigenhändig“ den Hauptstadtflughafen zu Ende bauen. „Seine Personalpolitik im Zusammenhang mit der Baustelle zeugt von Selbstüberschätzung. Wer Mehdorn widerspricht, fliegt“, sagte Martin Delius.
Der Untersuchungsausschuss will nach der Aufarbeitung der Vorgeschichte des Flughafen-Desasters seinen Fokus nun auf näher zurückliegende Vorgänge nach der Absage des Eröffnungstermins im Mai 2012 lenken. Grüne und Piraten wollen den Untersuchungsauftrag erweitern. Die Linke ist grundsätzlich dafür, muss das Thema aber noch in ihrem Fraktionsvorstand behandeln und entscheiden, welche Fragen aus ihrer Sicht besonders relevant sind.
Schadenshöhe klären
Der Opposition geht es besonders um die Fragen, welche strukturellen Veränderungen in der Flughafengesellschaft und in der Organisation des Bauprojektes BER vorgenommen worden sind, welche Ergebnisse die Mängel-Bestandsaufnahme des ehemaligen Geschäftsführers Horst Amann erbracht hat, was der Hintergrund für die 1,2-Milliarden-Euro-Beihilfe von 2012 war und welcher Schaden den Steuerzahlern durch die fehlgeschlagene Inbetriebnahme im Juni 2012 entstanden ist.
Delius: „Ohne eine Erweiterung in diesem Umfang ist eine vollständige Erfüllung des ursprünglichen Auftrags des Untersuchungsausschusses angesichts der Ereignisse des letzten Jahres nicht denkbar.“ In Kreisen der Aufklärer ist von der „Amann-Milliarde“ die Rede, die während dessen Amtszeit an weiteren Kosten aufgelaufen sei.
Grünen-Obmann Andreas Otto sagte, der BER sei im Juni 2012 in eine Schockstarre gefallen, weil der Aufsichtsrat mit Selbstrettung statt mit Krisenmanagement befasst gewesen sei: „Inzwischen ist klar, dass Flughafengesellschaft und die drei Eigentümer auch nach eineinhalb Jahren kaum einen Fortschritt erreicht haben.“
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