Während es auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld nur schleppend vorangeht, dreht sich das Personalkarussell am BER weiter. Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn hat mit der Planungschefin Regina Töpfer jetzt eine weitere wichtige Verantwortliche für das Milliardenprojekt entlassen. Zuvor hatte Mehdorn bereits für die Ablösung von Technik-Geschäftsführer Horst Amann und mehrerer seiner hoch bezahlten Vertrauten gesorgt. Auch der frühere BER-Gesamtprojektleiter Joachim Korkhaus wurde zwischenzeitlich entmachtet.
Noch im Herbst 2013 wurde Regina Töpfer als Hoffnungsträgerin gehandelt. Mehdorn ernannte die 46 Jahre alte Bauingenieurin zur Bereichsleiterin für Bauplanung und –steuerung. In dieser Funktion war sie vor allem für die Koordinierung aller am BER-Projekt beteiligten Planungsbüros zuständig. Mehdorns hohe Erwartungen konnte sie offenbar nicht erfüllen. Kurz vor Ende ihrer im Februar auslaufenden Probezeit wurde ihr Vertrag nicht verlängert. Offiziell wollte die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) die Entlassung nicht bestätigen. „Zu Personalentscheidungen äußern wir uns nicht“, sagte ein Flughafensprecher.
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Regina Töpfer bestätigte gegenüber der Berliner Morgenpost ihren Rauswurf. „Ich finde es sehr schade, dass immer wieder auf Leute mit langjähriger Projekterfahrung verzichtet wird“, sagte die 46-Jährige. Fachliche Kritik an ihrer Arbeit habe es vorher nicht gegeben. Töpfer war seit 2008 auf der BER-Baustelle tätig, unter anderem als Verantwortliche für den Arbeitsschutz.
Zu ihren neuen Aufgaben gehörte auch, Nachtragsforderungen von beteiligten Firmen zu prüfen, die teilweise seit 2010 auf ihr Geld warten. Diese Nachforderungen gelten als einer der Gründe für erhebliche Kostensteigerungen am BER-Projekt. Zuletzt war bekannt geworden, dass die Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens mindestens 4,7 Milliarden und damit mehr als drei Milliarden Euro mehr als ursprünglich veranschlagt kosten wird. Die vielen ungeklärten Nachträge, die bis in das Jahr 2010 zurückreichen, sorgen zudem für weiteren Zeitverzug. Die Nachforderungen sollen sich im dreistelligen Millionenbereich bewegen.
Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus Martin Delius (Piratenpartei) sagte „Handelsblatt Online“, die Entlassung Töpfers erwecke den Eindruck, als wolle Mehdorn „allein und eigenhändig“ den Hauptstadtflughafen zu Ende bauen. „Seine Personalpolitik im Zusammenhang mit der Baustelle zeugt von Selbstüberschätzung. Wer Mehdorn widerspricht, fliegt“, sagte Delius.
Schönefeld als BER-Terminal im Gespräch
Für Aufmerksamkeit sorgt Flughafen-Chef Mehdorn jetzt auch mit dem Plan, den alten Flughafen Schönefeld (SXF) dauerhaft weiter nutzen zu wollen. Nach einer Modernisierung könnte das noch zu DDR-Zeiten errichtete Terminal wie bisher von Billigfluggesellschaften wie Easyjet genutzt werden. „Diese Option wird derzeit geprüft“, bestätigte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Entscheidungen seien aber noch keine gefallen.
Die Idee ist nicht neu: Die Geschäftsflieger fordern schon länger, den SXF offen zu halten. Wichtigstes Argument sind die drohenden Kapazitätsengpässe am BER. Konzipiert für die Abfertigung von 27 Millionen Passagieren im Jahr, könnte er bei schon jetzt mehr als 26 Millionen Fluggästen in Berlin schnell an seine Grenzen stoßen.
Zwar sind Erweiterungen, sogenannte Satelliten, geplant, doch für die bis zu einer Milliarde Euro teuren Anbauten fehlen der Flughafengesellschaft das Geld und die Zeit. Allerdings: Dort, wo das alte SXF-Gebäude steht, soll eigentlich der neue Terminal der Bundesregierung entstehen. Sowohl Platz- als auch Sicherheitsgründe könnte dagegen sprechen, in unmittelbarer Nähe Billigflieger abzufertigen. Mit dem Bau des neuen Regierungsairports wurde bisher aber noch nicht begonnen.
Finanzminister muss zu Mehrkosten Auskunft geben
Mehdorn hatte bereits kurz nach Amtsantritt im März 2013 mit der Forderung für Aufsehen gesorgt, den Flughafen Tegel offenzuhalten. Für die neuen Schönefeld-Pläne zeigte sich Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider (SPD) „grundsätzlich offen“. Es sei „richtig, sich auf das so nicht vorhersehbare außergewöhnliche Wachstum des Flugverkehrs in der Region strategisch und konzeptionell einzustellen. Da hat die jetzt ins Spiel gebrachte Option bei allen noch offenen Fragen durchaus positive Aspekte.“
Zu den Spekulationen über die Mehrkosten des neuen Flughafens muss sich Brandenburgs neuer Finanzminister und Aufsichtsrat Christian Görke (Linke) am Donnerstag im Finanzausschuss den Fragen der Landtagsabgeordneten stellen. Bislang werden für das Projekt offiziell 4,3 Milliarden Euro angesetzt. Görke nannte bislang keine konkreten Zahlen, forderte aber von der Flughafengesellschaft mehr Eigenfinanzierung.