Kostenexplosion

Pannenflughafen BER soll Milliarden-Nachschlag benötigen

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Foto: Patrick Pleul / dpa

Der BER wird wohl teurer als zuletzt geplant, nach einem Bericht steigen die Kosten auf fast sechs Milliarden Euro. Die Flughafengesellschaft wollte dies nicht kommentieren. Neue Zahlen gibt es 2014.

Der Aufsichtsrat des neuen Hauptstadtflughafens will Anfang 2014 einen Eröffnungstermin und die Mehrkosten des Milliardenprojekts nennen. Das kündigte der Verkehrsstaatssekretär des Bundes, Rainer Bomba (CDU), am Freitag an. Der Hauptstadtflughafen BER soll einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge noch einmal 1,1 Milliarden Euro teurer werden. Die Zeitung bezieht sich auf einen geheimen Bericht des Projektsteuerers WSP/CBP.

Vertreter der Flughafengesellschaft wollten zu dem Bericht nichts sagen. „Es gibt keinen neuen Erkenntnisstand. Wir kommentieren die heutigen Berichterstattung nicht“, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Verkehrsstaatssekretär Bomba wollte die neuen Zahlen am Freitag weder bestätigen noch dementieren. Dies sei eine Spekulation, sagte er kurz vor der Sitzung des Flughafen-Untersuchungsausschusses in Berlin. „Der aktuelle Stand ist 4,3 Milliarden Euro. Wir wissen, dass es mehr werden kann“, sagte das Aufsichtsratsmitglied Bomba.

Auch der Brandenburger Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider (SPD) bestätigte den Bericht nicht. „Ich kenne diese Unterlagen nicht“, sagte der Flughafen-Aufsichtsrat auf Anfrage. Die Geschäftsführung solle bei der Aufsichtsratssitzung am 13. Dezember „belastungsfähige Zahlen“ zu den Kosten vorlegen, fügte Bretschneider hinzu.

Kosten könnten auf fast sechs Milliarden Euro steigen

Nach dem Bericht der “Bild“-Zeitung benötige die Flughafengesellschaft eine „kaufmännische Vorsorge über 1,1 Milliarden Euro“, um die Fertigstellung des Flughafens sicherzustellen. Damit würde der Flughafen insgesamt 5,7 Milliarden Euro kosten. Bislang ging man von 4,6 Milliarden Euro Gesamtkosten aus.

Laut dem Bericht fließen darin Prognoseerhöhungen, weitere Planungs- und Baumaßnahmen, die längere Sicherung und Kontrolle der Baustelle, der bessere Schallschutz und diverse Kosten mit ein. Die Projektsteuerer würden zudem einen Risikopuffer von zusätzlichen 205 Millionen Euro empfehlen, heißt es weiter.

Bei Baubeginn 2006 waren die Betreiber von Baukosten in Höhe von zwei Milliarden Euro ausgegangen. Ein Teil der Mehrkosten geht darauf zurück, dass das Terminal anschließend umgeplant und deutlich vergrößert wurde. Für den Lärmschutz war nur ein Bruchteil der erforderlichen Summe eingeplant. Die Architekten beklagten zudem zahlreiche Detailänderungen.

Staatssekretär des Bundesverkehrsministerium vor Untersuchungsausschuss

Bomba steht an diesem Freitag steht den Parlamentariern des Berliner Abgeordnetenhauses Rede und Antwort zu dem Debakel um geplatzte Eröffnungstermine und ausufernde Kosten. Der Bund ist neben Brandenburg und Berlin der Minderheitseigentümer am Flughafen.

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Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto kritisierte im Vorfeld die mangelnde Kontrolle des Milliardenprojekts durch Bomba und die übrigen politischen Vertreter, darunter der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Diese hätten das Vorhaben viel stärker beaufsichtigen müssen, spätestens nachdem 2010 ein erster Eröffnungstermin abgesagt worden war.

„Krisenmanagement zur Selbstrettung“

Dass der Aufsichtsrat die Zügel nicht anzog, belegt aus Ottos Sicht ein Gutachten, dass der Untersuchungsausschuss in der vergangenen Woche mit Polizeihilfe bei Flughafen-Architekt Meinhard von Gerkan sicherstellte. Es macht deutlich, dass die Architekten in der Bauphase zwar zahlreiche Änderungswünsche erhielten, aber kaum mehr Zeit.

„Vor diesem Hintergrund ist es umso skandalöser, dass die Gesellschafterversammlung jüngst den Regierenden Bürgermeister und die anderen Aufsichtsräte für 2011 und 2012 entlastet hat“, sagte Otto. „Das ist Krisenmanagement zur Selbstrettung.“ Die Aufklärung des Desasters und die Fertigstellung des Flughafens seien den Verantwortlichen vergleichsweise egal. BM/dpa/ap

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