Pannenflughafen

Ausschuss lässt Razzia bei den BER-Architekten durchführen

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Christina Brüning

Foto: Patrick Pleul / dpa

Gab es nach der ersten Verschiebung bereits Zweifel am zweiten BER-Termin 2012? Ein Schriftstück im Büros des BER-Architekten Meinhard von Gerkan soll dies beweisen. Die Polizei stellte es sicher.

Bei der Aufarbeitung des Desasters um den Bau des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) hat es erstmals einen Polizeieinsatz gegen Büros des BER-Architekten Meinhard von Gerkan in Berlin und Hamburg gegeben.

Der BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatte einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt, um die Herausgabe bestimmter Dokumente zu erzwingen, wie der Ausschussvorsitzende Martin Delius (Piratenpartei) sagte.

Das Büro von Gerkans wurde mit der Angabe zitiert, die Dokumente seien nach Anrücken der Polizei am Freitag freiwillig ausgehändigt worden. In dem Schriftstück vermuten die Abgeordneten Hinweise darauf, dass es bereits nach der ersten Verschiebung im Juni 2010 Zweifel am neuen Flughafen-Eröffnungstermin im Juni 2012 gab, sagte Delius.

Das Abgeordnetenhaus hatten den Namen des Architekturbüros zunächst nicht genannt. Die Flughafenplaner Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Partner bestätigten später, dass der Einsatz bei ihnen stattgefunden hatte.

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Der Ausschuss hatte Beweisunterlagen bei dem am Bau des Flughafens beteiligten Architekturbüro angefordert. Das Büro habe den Ausschuss mehrfach „über deren Zustand und Verbleib“ getäuscht, teilte Delius mit. Daraufhin habe die Polizei gleichzeitig Büros in Berlin und Hamburg sowie eine Privatwohnung besucht. Im Berliner Büro seien die Unterlagen dann herausgegeben worden, als der Gerichtsbeschluss zur Beschlagnahme vorgelegt wurde. Eine Durchsuchung sei nicht nötig gewesen, so Delius.

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„Es ist traurig, dass wir zu solchen Mitteln greifen mussten, aber wir haben vorher alle Möglichkeiten bereits ausgeschöpft, um an die Unterlage zu kommen“, sagte er. „Wir erhoffen uns daraus einen Hinweis, ob es eine berechtigte Kritik am Eröffnungstermin im Juni 2012 schon vor dem offiziellen Bekanntwerden der Verschiebung gab.“

Monatelang habe man in dem Büro behauptet, das Original der Unterlage gebe es nicht mehr. „Wir konnten aber rekonstruieren, dass es sie geben muss und wurden nun bestätigt“, sagte Delius. „Es geht hier auch um die Integrität und Glaubwürdigkeit eines Untersuchungsausschusses. Wir lassen uns nicht belügen.“

Die Flughafen-Verantwortlichen hatten im Juni 2010 den Eröffnungstermin von Ende Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012 verschoben. Auch dieser Termin wurde aber abgesagt – vier Wochen bevor es so weit war.