Flughafen-Chef

Rainer Schwarz steht nur noch formell an der Spitze

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Viktoria Solms

Der BER-Termin ist bereits zum vierten Mal verschoben worden. Nun soll auch Flughafenchef Rainer Schwarz gehen. Abwesend ist er schon lange.

Die Bedeutung von Rainer Schwarz für den Flughafen BER wurde am Montag vor allem durch seine Abwesenheit deutlich. Formell steht Schwarz noch als Sprecher der Geschäftsführung an der Spitze der Flughafengesellschaft. Doch praktisch spielt er längst keine Rolle mehr. Sein Abgang erfolgte schleichend, fast schon siechend in den vergangenen Monaten. Dass er den Posten noch gerne inne hatte, glaubte ihm ohnehin kein Mensch mehr. Schwarz wurde als Schmutzfänger für Klaus Wowereit (SPD) bezeichnet. Anders konnte sich kaum einer mehr erklären, wieso Berlins Regierender Bürgermeister überhaupt noch an ihm festhielt.

Am 16. Januar dürfte das Trauerspiel nun sehr wahrscheinlich ein Ende finden. An dem Tag kommt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft zu einer vorgezogenen Sitzung zusammen. Klaus Wowereit will dabei den Aufsichtsratsvorsitz an Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) abgeben. Schwarz war ihm bei dieser Ansage am gestrigen Montag nur ein paar dürre Worte wert. Er selbst werde den Antrag auf eine Ablösung des Flughafenchefs nicht stellen, sagte Wowereit. Sein Lächeln aber zeigte dabei, dass dies wohl andere für ihn übernehmen werden.

Vor allem der Bund hatte in den vergangenen Wochen auf einen neuen Geschäftsführer gedrängt. Wenn dieser Posten neu besetzt wird, dürfte es sich trotzdem nicht wie ein Sieg anfühlen. Dafür hat es zu lange gedauert. Schon längst wirkte es so, als ob Technikchef Horst Amann der heimliche Chef der Flughafengesellschaft sei. Amann war erst seit Anfang August im Amt. Nur fünf Wochen später benannte er den 27. Oktober 2013 als Eröffnungstermin. Angeblich sollen ihm Wowereit und Platzeck zu verstehen gegeben haben, dass ein Termin in 2014 nicht in Frage käme. Nun wird womöglich erst 2015 ein Flugzeug vom BER abheben. Und Amann steht unter einem gewaltigen Druck.

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Die zusätzlichen 250 Millionen Euro für den Bau hatten die Gesellschafter noch hingenommen. Allerdings waren nicht nur sie erstaunt, dass Amann diese Kosten erst im November aufgefallen waren. Auch die jetzige Terminabsage kann Amann noch auf die Fehler der Vergangenheit schieben. Doch nun ist damit Schluss. Er ist jetzt selbst in der Verantwortung.

Als Amann an den BER kam, wurde er als Hoffnungsträger gefeiert. Die Erwartungen an ihn waren so groß, dass er sie schon fast zwangsläufig enttäusche musste. Diese übertriebene Begeisterung hat sich nun beruhigt. Amann hat daher nun eine realistische Chance, einfach nur seine Arbeit machen zu können und nicht bedrängt zu werden. Es war daher richtig, dass er sich nicht gleich wieder auf einen neuen Starttermin festgelegt hat.

Damit hat er sich aus den Fängen der Politiker befreit. Einige Mitglieder des Aufsichtsrats werden ihm das sicherlich übel nehmen. Aber damit dürfte er umgehen können. Schließlich hat er an Rainer Schwarz gesehen, wie man so etwas lange ignoriert.