Flughafen-Debakel

BER-Eröffnung wird erneut verschoben - auf 2014

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Der Start des neuen Berliner Flughafens in Schönefeld wird sich abermals verzögern und soll nun frühestens 2014 erfolgen.

Der Eröffnungstermin für den Berliner Großflughafen BER wird nach Informationen der „Bild“-Zeitung ein weiteres Mal verschoben. Unter Berufung auf interne Unterlagen berichtet die Zeitung, die Flughafen-Gesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) habe den Eröffnungstermin am 27. Oktober 2013 abgesagt. Aufgrund massiver Baufehler sei ein BER-Start frühestens 2014 möglich.

Wie die Berliner Morgenpost aus Regierungskreisen erfuhr, muss auch dieser Termin tatsächlich verschoben werden. Dies soll an diesem Montag bekannt gegeben werden.

„Die FBB informierte am 18.12.2012 die Gesellschafter und die anwesenden Firmenvertreter (...) über die Terminabsage“, zitierte die „Bild“-Zeitung aus einem Vermerk der BER-Baufirma. Technik-Chef Horst Amann habe eine Eröffnung 2013 ausgeschlossen. Hauptproblem sei, dass beim Brandschutz abweichend von der Baugenehmigung gebaut worden sei.

Laut „Bild“ schrieb die Bauaufsichtsbehörde am 28. Dezember 2012 einen mahnenden Brief an den Brandschutzplaner des Flughafens. Die Genehmigung zu erreichen werde „Zeit und Kraft verlangen“, heißt es darin. Der zuständige Beamte habe vermerkt, er werde sich nicht „verbiegen, um den Murks zur Genehmigung zu führen“.

Von der Flughafengesellschaft gab es dafür am Sonntagabend keine Bestätigung. Ein Sprecher nahm auf Anfrage zunächst keine Stellung zu dem Bericht.

Mängel beim Brandschutz bleiben Hauptproblem

Die Eröffnung des BER musste unter anderem wegen Mängeln beim Brandschutz schon mehrfach verschoben werden.

Am 18. Dezember 2012 hatte sich Technikchef Amann mit Vertretern von Unternehmen getroffen, die die Brandschutzanlage installieren. Aus Teilnehmerkreisen verlautete anschließend, der geplante Eröffnungstermin am 27. Oktober 2013 könne eingehalten werden. Es bleibe aber bei den bekannten Risiken.

Die „Bild“-Zeitung berichtet dagegen, Amann habe bei der Besprechung einen Termin frühestens 2014 in Aussicht gestellt. Die etwa zehn Teilnehmer der Runde hätten sich darauf geeinigt, die erneut notwendige Terminverschiebung erst einmal nicht öffentlich zu machen.

Zum komplexen Brandschutz im Flughafengebäude gehören eine Entrauchungsanlage, die Brandmeldeanlage, ein Warnsystem für Notfälle, die Steuerung der Türen bei einer Evakuierung des Gebäudes sowie die Sprinkleranlage zum automatischen Löschen.

Ende Dezember hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gesagt, der Bund sehe Anzeichen dafür, dass auch der 27. Oktober 2013 als Eröffnungstermin nicht eingehalten werden könne.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der auch Flughafen-Aufsichtsratschef ist, gab zuletzt keine Garantie mehr für den Eröffnungstermin ab.

Grüne werfen Wowereit „völliges Versagen“ vor

Die Berliner Grünen werfen Wowereit jetzt „völliges Versagen“ vor. „Wowereit ist zu einer Belastung für die Stadt geworden. Wir erwarten, dass er zurücktritt“, sagte Fraktionschefin Ramona Pop. „Wir werden diese Woche eine Sondersitzung des Abgeordnetenhauses beantragen und einen Misstrauensantrag gegen Klaus Wowereit einbringen“, kündigte sie an. „Wowereit scheint die ganze Stadt belogen zu haben“, sagte Pop mit Hinweis darauf, dass er offenbar seit dem 18. Dezember 2012 wisse, dass der Termin im kommenden Oktober nicht zu halten sei.

Der Vorsitzende des BER-Untersuchungsausschusses, Delius, reagierte sauer auf die Meldung. „Dass wir aus der Boulevardpresse erfahren müssen, dass der Eröffnungstermin 2013 eventuell nicht zu halten sein wird, ist eine Frechheit“, sagte Delius dem ZDF-Onlineportal heute.de.

Alle hätten erwarten dürfen, darüber noch 2012 informiert zu werden. Dass eine Eröffnung des Berliner Flughafens 2013 unrealistisch sei, habe sich bereits seit Wochen abgezeichnet, sagte Delius. „Im Moment wird noch immer nicht mit 100 Prozent an der Baustelle gearbeitet.“

Mehrkosten durch Terminverschiebungen

Die Verzögerungen verursachen auch hohe Zusatzkosten. Medienberichten zufolge soll der Airport statt ursprünglich 2,8 mindestens 4,3 Milliarden Euro kosten. Der Bund ist mit 26 Prozent an der Betreibergesellschaft des Flughafens beteiligt. Weitere Anteilseigner sind die Länder Berlin und Brandenburg mit je 37 Prozent.

Ursprünglich sollte der Airport „Willy Brandt“ längst in Betrieb sein. Der Eröffnungstermin sollte ursprünglich am 30. Oktober 2011 sein. Es folgte die Verschiebung auf den 3. Juni 2012. Im Gespräch war dann der 17. März 2013, daraus wurde der 27. Oktober 2013.

( AFP/dapd/dpa/sei )