Potsdam. Die anderen haben es vorgemacht: Baden-Württemberg warb bundesweit erfolgreich mit dem Spruch „Wir können alles außer Hochdeutsch“, Sachsen-Anhalt macht mit dem Slogan „Land der Frühaufsteher“ auf sich aufmerksam. Mit dem Spruch „Brandenburg. Es kann so einfach sein“ will nun Brandenburg für sich werben. Ziel, so sagte Thomas Braune, verantwortlich in der Staatskanzlei für das Landesmarketing und ehemaliger Regierungssprecher, sei es, den „weißen Fleck“ Brandenburg zu füllen und auch Menschen ins Land zu locken. Denn anders als bei anderen Bundesländern wüssten viele Deutsche nicht, was sie mit Brandenburg verbinden sollen.
Staatskanzleichef Thomas Kralinski erklärte, dass viele Menschen die Filmstudios Babelsberg kennen würden, aber nicht wüssten, dass diese in Brandenburg liegen. Gleiches gelte für Sanssouci und den Spreewald, die den Deutschen ein Begriff seien, aber eben nicht in Brandenburg verortet würden. Das will die rot-rote Landesregierung nun ändern. Die Kampagne wurde gemeinsam mit der Agentur Scholz & Friends entwickelt, die auch für „Wir können alles außer Hochdeutsch“ verantwortlich war, und in zahlreichen Diskussionsrunden mit Wirtschaftsverbänden, Vertretern aus Kultur und Gesellschaft diskutiert wurde.
Die Kampagne soll am 1. Mai starten – auch mit einem provozierenden Film, in dem zunächst Berlin in Schwarz-Weiß als laute, schmutzige Metropole, voller breiter Straßen, gesperrter Bolzplätze und Autoabgase dargestellt wird, bevor dann ein Sonnenuntergang in Brandenburg gezeigt wird, natürlich in Farbe. Dann wird der Spruch eingeblendet: „Brandenburg. Es kann so einfach sein.“ Hier die große, gefährliche, dreckige Großstadt, dort die heile Welt mit sauberen Seen und klarer Luft.
Natur und Gesundheit sind wichtige Werte
Man nehme mit der Imagewerbung die „zunehmende Sehnsucht nach einem naturnahen und gesunden Leben auf“, so Regierungssprecher Florian Engels. Im aktuellen Werteindex lägen die Werte Natur, Gesundheit, Familie und Freiheit an der Spitze. „Diese Sehnsucht kann Brandenburg so gut und einfach erfüllen wie kaum ein anderes Bundesland“, sagte Engels. Und: „Brandenburg bietet in Zeiten, in denen es in den Großstädten immer voller, hektischer, lauter und auch teurer wird, viel Raum für vieles.“
Außerdem stelle Brandenburg mit „der starken Metropole Berlin“ in der Mitte des Landes auch Urbanität. In Brandenburg, so will die Landesregierung mit dem neuen Imagespruch vermitteln, könne man einfach loslegen, seine Pläne einfach verwirklichen. Und schließlich will Rot-Rot mit dem Spruch auch eine Brandenburger Haltung vermitteln: „märkische Bodenständigkeit“.
„Die Kampagne versteht sich natürlich nicht als General-Versprechen für ein einfaches und unbeschwertes Leben“, betonte Engels. Nicht, dass die Brandenburg-Werbung von den Einheimischen falsch verstanden wird. Für die Landeswerbung standen im vergangenen Jahr 500.000 Euro zur Verfügung. Ab 2018 bis 2020 ist es jährlich eine Million Euro. Die Summe ist deutlich geringer als in anderen Bundesländern: So gab Berlin zum Kampagnenstart von „be Berlin“ rund fünf Millionen Euro pro Jahr aus.
Aufgeschreckt hatte die Landesregierung eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage des Bochumer Instituts für Kommunikationsforschung Com.X. „Aus fernerer West-Sicht läuft Brandenburg einerseits Gefahr, indifferent als Osten wahrgenommen zu werden, mehr aber noch in der Wahrnehmung mit Berlin zu verschmelzen beziehungsweise von Berlin überblendet zu werden“, hieß es in der Untersuchung. Nur jeder vierte Befragte gab an, ein deutliches Bild von Brandenburg vor Augen zu haben. Nur Sachsen-Anhalt und das Saarland schlossen schlechter ab. Die Bochumer Meinungsforscher haben dazu 1800 Deutsche befragt und Interviews mit 200 Meinungsführern geführt.
Das größte ostdeutsche Land sieht sich zu Unrecht ignoriert
Das Imageproblem soll sich nun mit der Kampagne ändern. Denn Brandenburg sieht sich zu Unrecht vom Rest der Republik ignoriert. Die Befragung ergab auch, dass in Brandenburg ansässige Unternehmer das Land deutlich positiver bewerten als Menschen außerhalb des größten ostdeutschen Bundeslandes. Berliner schätzen zudem die nahe – oft unberührte – Natur in ihrer Nachbarschaft und nutzen sie zu Tagesausflügen oder Kurzurlauben.
Tatsächlich muss sich Brandenburg nicht verstecken. In den vergangenen Jahren hat es eine Spitzenposition beim Wirtschaftswachstum und beim Abbau der Arbeitslosigkeit eingenommen. Der Tourismus wächst kontinuierlich, und das Gastgewerbe klagt bereits darüber, nicht ausreichend Fachpersonal einstellen zu können, um die Nachfrage der Gäste aus dem In- und Ausland erfüllen zu können. Immer mehr Menschen ziehen ins Berliner Umland – im vergangenen Jahr allein 5000 aus der Hauptstadt, darunter viele junge Familien, die sich in Berlin keine passende Wohnung mehr leisten können.
Vor Jahren hatte das Land bereits einen Versuch zur Verbesserung des Images mit dem Slogan „Neue Perspektiven entdecken“ gestartet, doch das halbherzige Unterfangen versandete im märkischen Nirgendwo. Nun soll alles anders werden. Und zwar: ganz einfach.
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