Charité-Kooperation

Brandenburg setzt weiter auf Ärzteausbildung in Berlin

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Gudrun Mallwitz

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Charité-Chef Karl Max Einhäupl rät von einer eigenen Universitätsklinik in Brandenburg ab. Die bestehende Kooperationen mit Brandenburger Krankenhäusern zur Ausbildung von Fachärzten wird fortgesetzt.

Das Land Brandenburg sorgt sich um den Fachkräfte-Nachwuchs. Es fehlen vor allem Ärzte und Lehrer. Brandenburg ist das einzige Flächenland, das keine Mediziner-Ausbildung anbietet. Groß war deshalb der Aufschrei, als die Berliner Charité im vergangenen Jahr überraschend die Kooperationsverträge mit den elf märkischen Lehrkrankenhäusern aufkündigte.

Sie sollen nun doch fortgesetzt werden, wie Karl Max Einhäupl, der Vorstandsvorsitzende der Charité, und Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Mittwoch in Potsdam ankündigten. Gleichzeitig riet Einhäupl dem Land eindringlich von einem eigenen Universitätsklinikum ab.

In elf Brandenburger akademischen Lehrkrankenhäusern können angehende Mediziner somit weiterhin ihr praktisches Jahr absolvieren. Zurzeit werden dort etwa 100 Studierende ausgebildet – in Potsdam, Cottbus, Brandenburg/Havel, Oranienburg, Frankfurt (Oder), Eberswalde, Ludwigsfelde und Neuruppin. „Ein weiteres märkisches Lehrkrankenhaus könnte die Nauener Klinik werden“, kündigte Charité-Chef Einhäupl an. Dies werde gerade geprüft. Er entschuldigte sich dafür, dass im vorigen Jahr „die Kündigungsschreiben einfach an die Kliniken rausgeschickt“ worden waren. „Das tut mir leid“, sagte Einhäupl.

Partnerschaft der Charité mit Brandenburgs nicht in Frage gestellt

Die Lehrverträge seien nur deshalb gekündigt worden, weil mit der neuen bundesweiten Approbationsordnung für Ärzte auch die Qualität der Ausbildung erhöht werden soll. Sämtliche Verträge mit anderen Krankenhäusern in Berlin und Brandenburg müssen neu gefasst werden.

„Die strategische Partnerschaft Brandenburgs mit der Charité ist im gegenseitigen Interesse“, betonte Gesundheitsministerin Anita Tack. Brandenburg hoffe, die angehenden Ärzte auch nach Ende ihrer Ausbildung im Land halten zu können. „Es bleiben in unseren Häusern etwa zehn Prozent der Ärzte nach ihrer Ausbildung“, sagte Detlef Troppens, der Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg.

Er ist auch Geschäftsführer der Oberhavel-Kliniken. In Oranienburg und Hennigsdorf absolvieren pro Jahr etwa 30 Studierende ihr praktisches Jahr. Im Potsdamer St.-Josefs-Krankenhaus macht zum Beispiel derzeit die Medizinstudentin Konstanze Braun ihr praktisches Jahr. „Ich bin dort nicht nur der Blutabnahmedienst“, sagt sie, „sondern habe sehr vieles kennengelernt.“ Derzeit ist die 33-Jährige in der Chirurgie im OP eingesetzt. Sie will sich Mitte November in diesem Potsdamer Klinikum als Ärztin bewerben.

170 Klinikärzte sowie 73 Haus- und Fachärzte fehlen

In der Debatte über die Gründung von eigenen medizinischen Hochschulen warnte Charité-Chef Einhäupl vor den Konsequenzen. Nicht weil sie eine Konkurrenz für die Charité wären. „Ohne umfassende Forschung ist keine qualitativ hochwertige Ärzteausbildung möglich“, sagte Einhäupl. Würden kleine Krankenhäuser ohne wissenschaftliche Forschung als Universitätskliniken anerkannt, stünde das wissenschaftsorientierte Konzept der Ärzteausbildung in Deutschland auf dem Spiel.

In Brandenburg haben vor einiger Zeit die Ruppiner Kliniken und das Krankenhaus in Brandenburg an der Havel sowie der private Verbund christlicher Kliniken Vorstöße zur Gründung medizinischer Hochschulen gestartet. Ein überarbeitetes Konzept für eine „Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane“ wird derzeit im Wissenschaftsministerium geprüft. Die Oberbürgermeisterin von Brandenburg/Havel, Dietlind Tiemann, Landrat Ralf Reinhardt (Ostprignitz-Ruppin) und der Präsident der Landesärztekammer, Udo Wolter, kämpfen dafür. Voraussetzung dafür sei ein umfangreicher Forschungsbereich, der Landesmittel in Millionenhöhe erfordere, warnte hingegen der Charité-Chef.

Andere Bundesländer müssten pro Universitätskrankenhaus jährlich zwischen 70 und 240 Millionen Euro staatliche Mittel zur Verfügung stellen. Eine private Finanzierung sei unrealistisch. Eine eigene Universitätsmedizin trage auch nicht zum Abbau des Ärztemangels bei. Dies habe sich in anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gezeigt, sagte der Charité-Chef. In Brandenburg fehlen derzeit etwa 170 Klinikärzte sowie 73 Haus- und Fachärzte.