Neue Ausstellung

Filmmuseum Potsdam feiert Wiedereröffnung

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Marion van der Kraats

Foto: Bernd Settnik / ZB

Das Filmmuseum Potsdam wird wiedereröffnet. Ein Gespräch mit Museumsleiterin Ursula von Keitz über die enge Verzahnung von Lehre und Forschung am Haus und die neue Ausstellung.

Das Filmmuseum Potsdam meldet sich zurück – ein halbes Jahr später als geplant. Am Sonnabend wird das Haus mit der neuen Familienausstellung „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“ wiedereröffnet. Die Schau, die rund 300.000 Euro gekostet hat, basiert auf der gleichnamigen TV-Animationsserie, von der der Kinderkanal Kika seit Mitte Oktober alle 26 Folgen zeigt. Sie ergänzt für ein Jahr die Dauerausstellung zur über 100-jährigen Filmgeschichte in Babelsberg.

Das Museum im einstigen königlichen Marstall im Herzen Potsdams war fast eineinhalb Jahre wegen der Sanierung geschlossen. Rund 2,5 Millionen Euro hat die Sanierung des Gebäudes die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Eigentümerin gekostet. Hintergrund war vor allem die Verbesserung des Brandschutzes. Schäden im Dach hatten jedoch zu Verzögerungen und Mehrkosten geführt – aus den ursprünglich veranschlagten 1,5 Millionen wurden rund 2,5 Millionen Euro.

Das 1981 zu DDR-Zeiten gegründete Haus eröffnet unter neuer Leitung: Die Filmwissenschaftlerin Ursula von Keitz (53) lehrt seit dem Wintersemester 2014/15 als Professorin an der Filmuniversität Babelsberg, zu der auch das Museum gehört. Durch diese Verbindung sollen Praxis und Forschung künftig enger verzahnt werden.

Frau von Keitz, wie setzen Sie das Zusammenspiel von Theorie und Praxis um?

Ursula von Keitz: Ich biete aktuell hier im Haus ein kuratorisches Seminar für zehn bis zwölf Teilnehmer an. Damit versuche ich, Studierende möglichst früh auf die Recherche in den Sammlungen hinzuführen. Ich möchte den Studierenden zeigen, dass sie sich – auch wenn sie beispielsweise Studiengänge wie den Bachelor Digitale Medienkultur oder den Master Medienwissenschaft absolvieren – wissensbasiert anders ausdrücken können als in klassischen Formen wie Seminar- oder schriftlichen Abschlussarbeiten. Das Ziel lautet: Du bist in der Lage, eine kleine Ausstellung im Team vorzubereiten. Oder einen historischen Film dem Publikum zu präsentieren. Das sind Fragestellungen, die ich gerne lehre und das ist das Programm, mit dem ich hier antrete.

Wie kann die Zusammenarbeit von Museum und Universität vertieft werden?

Wir können uns verschiedene Kooperationen in den unterschiedlichen Gewerken mit der Filmuniversität vorstellen. Es braucht ein kollegiales Miteinander. Das auf den Weg zu bringen, sehe ich als mein primäres Ziel für die nächste Zeit. Wenn es das nicht gibt, scheitert der Ansatz, den die Filmuniversität mit diesem kombinierten Aufgabenbereich gesetzt hat. Ich bin jedoch zuversichtlich. Denn es ist der Spirit der Hochschule, die Verzahnung von Lehre, Forschung und musealen Präsentationsformen voranzubringen. Ich sehe mich da unterstützt von Universitätspräsidentin Susanne Stürmer.

Was bietet der Filmstandort Babelsberg für Ihre Forschung?

Dieser Ort ist ein Produktionsstandort mit langer Tradition. Es gibt eine Filmproduktionstradition, die seit gut 100 Jahren kontinuierlich ist. Von der Quantität her ist es auch sicherlich immer noch der Größte. Er war es aber in jedem Fall bis 1945. Ganz klar führend ist Babelsberg in der Epoche des Stummfilms und klassischen Tonfilms. Das bedeutet für den Museumsbetrieb, dass es ein ganz besonderes Auge auf diesen Babelsberger Standort gibt. Dies betrifft die Sammlungsschwerpunkte, die vom Museum verwaltet und erschlossen beziehungsweise kuratorisch und konservatorisch gepflegt werden ebenso wie den Standort Babelsberg. Dabei betrachten wir aber natürlich auch die internationalen Vernetzungen.

Was ist der Gewinn aus dieser Forschung?

Wir können uns immer wieder neu auf eine sehr lebendige Art mit dem filmischen Erbe auseinandersetzen. Das Instrument der Filmausstellung ist ein sehr spezielles. Es macht die Auseinandersetzung mit ästhetischen, politischen, wirtschaftlichen oder technischen Fragestellungen auf eine sehr andere Weise gegenwärtig als beispielsweise eine Buchpublikation.

( dpa )