„Wir können 900 neue Lehrer begrüßen. Das ist Rekord im Land Brandenburg“, sagte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Mittwoch in Potsdam. Brandenburg stellt für das kommende Schuljahr so viele Lehrer ein wie nie zuvor – vor allem Lehrer in Grund- und Oberschulen für Deutsch, Mathematik und Englisch. Auch für schwer zu besetzende Fächer wie Kunst, Musik und Chemie konnten genügend Lehrer gefunden werden. Zudem wird es künftig mehr Sonderpädagogen an den Schulen geben. Sie sind für die Inklusions-Pilotschulen gedacht, in denen behinderte und nichtbehinderte Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Das Land Brandenburg hatte – wie auch Berlin – eine bundesweite Lehrer-Kampagne gestartet. Das Echo war enorm: Um die ausgeschriebenen Stellen hatten sich 6500 Lehramtsabsolventen aus dem Bundesgebiet beworben. „Brandenburg ist für junge Lehrer vor allem deshalb so attraktiv, weil sie hier verbeamtet werden“, sagte die Ministerin.
Die neuen 900 Lehrer bedeuten nicht, dass an den Brandenburger Schulen 900 Pädagogen zusätzlich unterrichten. Denn fast genauso viele scheiden aus Altersgründen aus. Zumindest aber verjüngt sich das Lehrerkollegium. 500 der neu Eingestellten sind zwischen 27 und 30 Jahren. Derzeit liegt das Durchschnittsalter der Pädagogen in Brandenburg laut Bildungsministerin bei etwa 50,3 Jahren. „Mit der Einstellung dieser jungen und motivierten Lehrkräfte bringen wir frischen Wind in unsere Schulen und schaffen eine gute Ausgangslage für den mittelfristig steigenden Bedarf an neuen Lehrern im Land“, sagte Münch. Sie werden auch gebraucht, weil Grundschullehrer ab dem neuen Schuljahr nur noch 27 statt bislang 28 Stunden in der Woche unterrichten, Oberschullehrer 25 statt 26 Stunden.
Schulen erhalten eigenes Vertretungsbudget
Die Bildungsministerin kündigte an, dass im neuen Schuljahr zusätzlich zehn Millionen Euro für die Verminderung des Unterrichtsausfalls bereitstehen. „Für fünf Millionen Euro konnten die Schulämter zusätzliche Lehrer einstellen. Sie ersetzten dauerkranke Kollegen“, sagte Martina Münch. „Weitere fünf Millionen Euro fließen direkt an die Schulen, damit diese sich die Vertretung selbst organisieren. „Über ein eigenes Vertretungsbudget können die Schulen schnell, selbstständig und flexibel reagieren, wenn Lehrer krank werden.“
Wegen des Unterrichtsausfalls an den märkischen Schulen steht die Bildungsministerin massiv in der Kritik. In den Halbjahreszeugnissen hatten mehr als 4000 Schüler keine vollständigen Noten – weil sie wegen fehlender Unterrichtstunden durch ihre Fachlehrer nicht beurteilt werden konnten. Das betraf vor allem das Fach Musik. Im vergangenen Jahr fielen in Brandenburg nach Ministeriumsangaben rund 236.000 Schulstunden ersatzlos aus. „In Brandenburg wurden acht Prozent des Unterrichts wegen Krankheit der Lehrer von Kollegen vertreten“, sagte Münch dazu. „Der ersatzlos ausgefallene Unterricht betrug 1,9 Prozent – damit steht Brandenburg bundesweit sehr gut da. Besser als das bildungspolitisch weitaus erfolgreichere Sachsen und in Thüringen (etwa 3,1) und Mecklenburg-Vorpommern (etwa 2,7).“
Noch eine gute Nachricht hatte Martina Münch. „Die Abiturergebnisse zeigen: Die Reform der gymnasialen Oberstufe mit fünf Unterrichtsfächern auf erhöhtem Anforderungsniveau hat sich gelohnt“. Noch nie habe es so viele Einser-Abiturienten gegeben.
Zweifel an Bildungsstudie
Schlechte Noten hingegen erhielt Brandenburg erneut bei einer bundesweiten Vergleichsstudie. Beim Bildungsmonitor 2014 – erstellt vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) – landete Brandenburg dieses Mal auf Platz 14, schlechter schnitten nur Nordrhein-Westfalen und Berlin ab. Die ersten Plätze belegen erneut Sachsen, Thüringen und Bayern. Besonders schlecht steht das Land in den Bereichen Integration, Forschungsorientierung und berufliche Bildung da. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Leistungen der Schüler stark von der sozialen Herkunft abhängen. Damit Schüler aus finanzschwachen Familien es bis zum Abitur schaffen, hat die rot-rote Regierung ein Schüler-Bafög eingeführt. Der Zuschuss beträgt pro Monat 100 Euro.
Die Bildungsministerin zweifelt an den Ergebnissen des Bildungsmonitors 2014. „Wir können das nicht nachvollziehen“, sagte sie. Vorherige Studien hätten dem Land das Gegenteil bescheinigt.
Martina Münch ist seit Februar 2011 Ministerin für Bildung, Jugend und Sport. Ob die Ärztin und Mutter von sieben Kindern nach der Landtagswahl am 14. September in der neuen Regierung im Amt bleibt, gilt als eher unwahrscheinlich. Der Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, hat jüngst öffentlich ihren Rücktritt gefordert. „Wegen Überforderung und Führungsschwäche“. In der eigenen Partei wird die 52-Jährige als mögliche künftige Landtagspräsidentin genannt. Gunter Fritsch zieht sich nach den Landtagswahlen zurück. Martina Münch selbst sagte am Mittwoch: „Ich setze mich gerne für Kinder und Jugendliche ein. Es macht mir große Freude, und ich würde das gerne fortführen.“