Die Firma Denkmalplus gehört zum Berliner Architekturbüro Remtec. Die Gasag, die einen Teil des Geländes weiterhin mit ihrer Tochterfirma Begatec nutzt, unterstützt das Projekt. Die Deutsche Energie-Agentur (dena), deren Gesellschafter je zur Hälfte die Bundesrepublik Deutschland und die KfW Bankengruppe sind, sei an einer Zusammenarbeit interessiert. Denkmalplus hat das alte Industriegelände von der Gasag erworben und will dort im Verbund mit europäischen Firmen ein sogenanntes „Europäisches Energie Forum“ errichten.
Baustart könnte bereits Ende 2008 sein. Ein Bebauungsplan ist in Vorbereitung. Rund 500 Millionen Euro sollen investiert werden, öffentliche Mittel seien dabei nicht vorgesehen, sagte Reinhard Müller, Geschäftsführer der Denkmalplus und Chef von Remtec. Er stellte am Mittwochabend im Rathaus Schöneberg das Vorhaben im Stadtplanungsausschuss vor. Auch eine Privatuniversität mit 500 Plätzen ist geplant. In einem Masterstudiengang mit dem Schwerpunkt Energie soll hier nicht nur der Nachwuchs interdisziplinär ausgebildet, sondern auch hochkarätig geforscht werden. Als Organisationsform sei eine Stiftung denkbar.
Europaweite Vernetzung
„Wenn das Projekt so realisiert wird, ist es eine Zierde für die ganze Stadt. Dadurch würde sich auch die Entwicklung des gesamten Umfelds verbessern, die seit Jahren ein Sorgenkind ist“, sagte Baustadtrat Bernd Krömer (CDU). Mit der Ansiedlung europäischer Energiekonzerne und kleiner Firmen, die sich ebenfalls mit den drängenden Fragen erneuerbarer Energien sowie der effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen beschäftigen, sei eine europaweit einzigartige Vernetzung anvisiert.
„Viele Firmen forschen im stillen Kämmerlein, wir wollen durch die Konzentrierung des Wissens und die Vernetzungsmöglichkeiten auf dem Areal Lösungen für die unterschiedlichsten drängenden Energiefragen der Zukunft anbieten. So etwas gibt es weder in Berlin, noch in Deutschland oder Europa“, sagte Müller, der das 40.000 Quadratmeter große Areal an der Torgauer Straße bereits im Februar erwarb.
Auch der 80 Meter hohe Gasometer als weithin sichtbares Symbol für Energie soll zu einem modernen Gebäude ausgebaut werden. Das alte Stahlgerüst bleibt dabei als Zeugnis der Industriegeschichte erhalten. Das Wahrzeichen wird aber im Innern ein modernes Glasgebäude erhalten. Baustart könnte nach Auskunft von Remtec-Prokurist Johannes Tücks bereits Ende 2008 sein. Cafés, Restaurants, Bars und ein Hotel sowie parkartige Grün- und Wasseranlagen sind ebenfalls geplant. Die denkmalgeschützten Bauten sollen erhalten bleiben.
Ideale Verwendung
Architekt Bernd Albers, Experte für Städtebau, bezeichnete die Urbanisierung der innerstädtischen Brache in dieser Form als ideal. Die Umnutzung des Denkmals kombiniert mit einem Weiterbau gerade für die Zukunftsbranche Energie mache gerade an dieser Stelle Sinn. Das Areal zwischen der Wannsee- und der Ringbahn- sowie der Torgauer Straße ist verkehrsmäßig gut erschlossen. Es soll einen direkten Zugang zur nahen Autobahn geben, auch zwei direkte Zugänge zur S-Bahn sind geplant. Die Flughäfen Tegel und der neue BBI wären in 20 Minuten erreichbar. Über den Bahnhof Südkreuz ist außerdem der Regional- und Fernverkehr schnell zu erreichen. Dennoch sind 1500 bis 2000 unterirdische Parkplätze geplant.
In acht neuen Gebäuden, die entlang der Bahnlinie gebaut werden, sollen Büros für Firmenrepräsentanzen entstehen. Mit Höhen von 35, 55 und 65 Metern werden sie kleiner als der Gasometer-Turm bleiben. Für den Grünbereich soll ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. Eine Infobox, in der sich Interessierte informieren können, soll aufgestellt werden. Insgesamt gehen die Projektentwickler von 150.000 Quadratmetern Nutzfläche aus.
Realisiert werden soll das Projekt bis 2012. Bevor mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, müssen die Bodenverunreinigungen durch die ehemalige Gasproduktion saniert werden. Der Boden muss in Teilbereichen zwischen einem und bis zu sieben Metern ausgetauscht werden. „Eine Beeinträchtigung des Grundwassers gibt es aber nicht“, sagt Tücks.
Die Bezirksverordneten begrüßen die Entwicklung auf dem Areal. Nur die Grünen kritisierten die Planungen als „überdimensioniert“. „Die Hälfte wäre städtebaulich immer noch ausreichend“, meinte Ralf Kühne (Grüne). Diese Auffassung teilten die Vertreter der anderen Fraktionen nicht.