Vierbeiner dürfen künftig nicht mehr an die Ufer von Schlachtensee und Krumme Lanke. Das hat das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beschlossen. Das Verbot gilt ab der kommenden Badesaison.
Die Uferbereiche von Schlachtensee und Krummer Lanke sind künftig für Hunde gesperrt. Mit dem Start der Badesaison am 15. Mai 2015 gelten im Hundeauslaufgebiet Grunewald neue Grenzen für den Freilauf der Vierbeiner. Das Ausführen der Hunde an den beiden Seeufern ist dann – auch an der Leine – verboten. Sie dürfen nur noch nördlich der Seen auf dem Waldweg entlang geführt werden. Das Baden der Hunde war in den Seen ohnehin untersagt. Es ist aber weiterhin im Grunewaldsee möglich.
Die neue Regelung wurde jetzt vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beschlossen. Die Bezirksstadträtin für Umwelt und Gesundheit, Christa Markl-Vieto (Grüne), hatte alle Details zuvor mit den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, Justiz und Gesundheit und den Berliner Forsten abgestimmt.
Das Verbot geht auf einen Beschluss der Bezirksverordneten aus dem Jahr 2009 zurück. Sie hatten das Bezirksamt aufgefordert zu prüfen, „wie die Badestellen am Schlachtensee und an der Krummen Lanke von Hunden freigehalten werden können“. Einig waren sich alle Fraktionen, dass der Interessenkonflikt zwischen Hundebesitzern und hundelosen Nutzern an den Badestellen durch den Leinenzwang allein nicht zu lösen sei. Zu Recht würden sich Spaziergänger über Verschmutzung durch Hundekot beschweren.
Unterschiedliche Meinungen der Parteien
Unterzeichner des Beschlusses war auch die SPD-Fraktion, die jetzt zu den Kritikern zählt. „Die geplante Regelung ist ein Tiefschlag für alle Hundebesitzer“, sagt Mirko Klimas, Sprecher im Wirtschaftsausschuss. Damit werde jeder Sonntagsspaziergang mit Familie und Hund unmöglich gemacht.
SPD-Fraktionschef Norbert Buchta pflichtet ihm bei. „Das geht überhaupt nicht, dass man nur noch im Wald mit dem Hund laufen kann“, sagt er. Eine Leinenpflicht sei vernünftig, und auch die Hunde vom Wasser zu verbannen. Deshalb müssten aber nicht alle drangsaliert werden. Er werde sich dafür einsetzen, dass es zu keiner Umsetzung der geplanten Regelung komme.
Die Grünen-Fraktion sieht es anders. „Es hat immer Konflikte zwischen Menschen und Hunden im Wasser gegeben“, sagt Fraktionschef Uwe Köhne. Die meisten Besucher habe es gestört. Bester Beweis sei der Grunewaldsee, wo nur noch Hunde badeten.
Schlachtensee und Krumme Lanke sind EU-Badestellen
Am Schlachtensee hat die Neuigkeit am Dienstag bereits die Runde gemacht. „Haben die nichts anderes zu tun? Die jetzige Regelung ist für alle Seiten tragbar“, sagt Amina Hochweber. Natürlich fühle sie sich auch mit ihrem Hund bei einem Spaziergang am Ufer des Sees wohl. „Warum will man uns dieses Erlebnis nehmen?“
Auch Tierärztin Sabine S. vertritt diese Meinung. „Das Auslaufgebiet, so wie es jetzt besteht, ist natürlich auch wichtig für die Sozialisierung der Hunde. So können sie mögliche Aggressionen abbauen.“ Holger K. kann es nicht fassen: „Das alles wegen angeblicher Verunreinigung des Wassers. Die sollen darauf achten, dass die Badegäste nicht in den See pinkeln und dass endlich das Füttern der Enten aufhört.“
>>> Lesen Sie HIER ein Pro und ein Contra zum Hundeverbot an den Ufern von Schlachtensee und Krummer Lanke. <<<
Der Schlachtensee und die Krumme Lanke sind als EU-Badestellen gemeldet und auch als solche gekennzeichnet. Das Berliner Hundegesetz sieht vor, dass die Tiere an gekennzeichneten Badestellen nicht mitgeführt werden dürfen. Zuvor war auch der Grunewaldsee eine EU-Badestelle. „Hier wurden die Badenden durch eine Vielzahl von Hunden vertrieben und die Bakterien aufgrund von Hundekot nahmen so zu, dass der Grunewaldsee nunmehr keine Badestelle mehr ist“, sagt Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto.
Sie hat selbst einen Hund und findet es „traurig, dass es notwendig ist, die Uferbereiche zu sperren“. Sie führt ihren Hund jetzt auch im Wald aus. Der einzige Unterschied sei, dass er nicht mehr ins Wasser könne. „Das Bezirksamt möchte sicherstellen, dass Schlachtensee und Krumme Lanke nicht die gleiche Entwicklung wie der Grunewaldsee nehmen“, sagt die Stadträtin.
In einem Flyer zur neuen Regelung weisen Bezirksamt und Senatsverwaltungen darauf hin, dass etwa 30 Prozent der Hunde in Deutschland von Parasiten wie dem Hundebandwurm oder den Hundespulwurm befallen sind. Die Eier der Parasiten könnten in den feuchteren Uferbereichen monatelang überleben und die menschliche Gesundheit gefährden. Außerdem führe das massive Wühlen der Hunde an den Hängen der Seen zu starken Erosionen. Ziel sei es, ein friedliches und verständnisvolles Miteinander sowie eine nachhaltige und naturverträgliche Erholungsnutzung der Waldgebiete zu erreichen.