Flüchtlingskrise

Spandau: Gehörlose Flüchtlinge verlassen Tempohomes

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Auf dem Gelände der Flüchtlings.-Tempohomes am Rohrdamm in Siemensstadt soll bis 2030 der Erweiterungsbau der Schule an der Jungfernheide entstehen.

Auf dem Gelände der Flüchtlings.-Tempohomes am Rohrdamm in Siemensstadt soll bis 2030 der Erweiterungsbau der Schule an der Jungfernheide entstehen.

Foto: Jessica Hanack / BM

Nach anfänglicher Weigerung sind die gehörlosen ukrainischen Geflüchteten aus der Siemensstadt an den Tempelhofer Columbiadamm gezogen.

Berlin.  Nach langem Streit und anfänglicher Weigerung sind rund 80 gehörlose ukrainische Geflüchtete pünktlich zum Fristende aus den Tempohomes am Rohrdamm in Siemensstadt geschlossen als Gruppe in ihr neues Heim am Columbiadamm in Tempelhof gezogen. Das bestätigte eine Sprecherin des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) auf Anfrage. Zuerst hatte der „Tagesspiegel“ darüber berichtet.

Dem Umzug vorausgegangen waren mehrere Krisengespräche des LAF mit dem Gehörlosenverband Berlin, der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Christine Braunert-Rümenapf, und der Senatssozialverwaltung. Die gehörlosen Flüchtlinge hatten sich zu Beginn geweigert, den Rohrdamm zu verlassen, da ihre Kinder auf eine Gehörlosenschule im nahen Westend gehen. Der Weg von Tempelhof dorthin jeden Morgen sei zu weit, hieß es. Erst am Donnerstag hatte man sich mit den Geflüchteten darauf einigen können, dass die Unterbringung am Columbiadamm möglicherweise nur vorübergehend ist.

Bis 2030 soll der Erweiterungsbau der Schule an der Jungfernheide entstehen

Derzeit wird daher ergebnisoffen geprüft, ob ein ehemaliges Studentenheim am Theodor-Heuss-Platz in Westend saniert und zur Unterkunft umgebaut werden könnte. Noch fehlt dort aber der für Gehörlose erforderliche Brandschutz, der seit Februar auch am Rohrdamm nicht mehr gegeben war. Eine Unterbringung im Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel war unter anderem auch aus diesem Grund nicht möglich.

Entgegen dem berlinweiten Trend – überall in der Stadt wird angesichts steigender Flüchtlingszahlen händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht – war Ende 2022 angekündigt worden, dass das Tempohome-Containerdorf am Rohrdamm mit insgesamt 245 Plätzen Anfang 2023 abgebaut wird. Stattdessen soll auf der Fläche nahe der Siemensbahn von 2026 bis 2030 der dringend benötigte Erweiterungsbau der benachbarten Schule an der Jungfernheide errichtet werden.

Tempohomes sollten schon 2022 abgerissen werden

Das Containerdorf am Rohrdamm war 2015 im Zuge der damaligen Flüchtlingswelle aufgrund des syrischen Bürgerkriegs auf dem Gelände des ehemaligen Siemensstadions errichtet worden. Bereits 2022 sollte es für den Schulerweiterungsbau weichen – wurde dann aber kurzfristig nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges noch einmal reaktiviert. Eine weitere Verlängerung über den 30. April 2023 hinaus hätte die Zeitschiene für den Schulerweiterungsbau aber substanziell gefährdet, hieß es damals aus dem Bezirksamt Spandau zur Begründung.

Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge will nun Bodenuntersuchungen auf dem Areal durchführen, ehe die nächsten Schritte Machbarkeitsstudie und Bebauungswettbewerb durchgeführt werden können. Geplant ist, die Sekundarstufe I anschließend von vier auf sechs Züge zu erhöhen. Außerdem sind eine gymnasiale Oberstufe, eine neue Grundschule, eine Turnhalle und möglicherweise auch eine Kita und eine Jugendfreizeiteinrichtung vorgesehen.

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