Berlin. Dreharbeiten am Ernst-Thälmann-Denkmal bescherten dem Bezirk Pankow eine kostenlose Graffiti-Reinigung – und noch einen Tick mehr.

Einen Tag lang dauert er an – der optische Zeitsprung des Ernst-Thälmann-Denkmals zurück in die Ära der DDR. Film-Dreharbeiten am Monument führten am 10. August dazu, dass Schauspieler in Ost-Mode der 1980er Jahre bekleidet vor Kameras traten. Für Bewohner der benachbarten Siedlung hieß es derweil: Durchgang verboten. Was es mit der Filmaktion auf sich hatte, blieb ein Rätsel. Bis jetzt.

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Nun schafft eine Anfrage des FDP-Verordneten Oliver Simon beim Bezirksamt Pankow Klarheit. Für den Filmdreh hatte die Abteilung von Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) dem neuen Bericht zufolge eine Ausnahmegenehmigung erteilt. An die Firma Zeitsprung Pictures GmbH mit Hauptsitz in Köln. Lukrativer Nebeneffekt: Die Entfernung von Graffiti auf dem 50 Tonnen schweren Bronze-Koloss im Wert von rund 13.300 Euro. Sämtliche Kosten trug laut Bezirksamt die Filmproduktionsfirma. Was der Verwaltung die Grundreinigung auf Kosten der Steuerzahler erspart.

Tirade gegen Amazon: Ernst-Thälmann-Denkmal schon wieder beschmiert

Nur kurzzeitig unbeschmiert: Direkt nach den Dreharbeiten wurde Ernst Thälmanns Büste erneut Opfer einer Graffiti-Attacke.
Nur kurzzeitig unbeschmiert: Direkt nach den Dreharbeiten wurde Ernst Thälmanns Büste erneut Opfer einer Graffiti-Attacke. © Berliner Morgenpost | Thomas Schubert

Ein solcher Putz findet nur unregelmäßig statt, um die Bronzeoberfläche von unangemessenen Schmierereien zu befreien. Und in aller Regel auf Rechnung des Bezirks. Hier war allerdings der Filmfirma ein originalgetreuer Thälmann-Kopf ohne Graffiti eine Putzaktion wert. Und die geschah laut Stadträtin Anders-Granitzki auf professionellem Niveau, mit Haftung für Schäden – „die Gewährleistung trägt der Auftragnehmer, die Bildgießerei Seiler“, heißt es.

In Pankow hat man eine missglückte Reinigung vor wenigen Jahren in schlechter Erinnerung, als die Oberfläche des Denkmals wohl wegen falscher Waschmittel dauerhafte Schäden erlitt. So schnell der plötzliche Putz auf Privatkosten diesmal erfolgte, so schnell war das Ergebnis schon wieder zunichte. Inzwischen prangen wieder neue Schmierereien am Denkmal – zum Beispiel mit Sprüchen wie „der falsche Amazonas brennt“. Offenbar eine Tirade gegen den ähnlich heißenden US-Konzern.

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Ein kleiner, aber interessanter Nebeneffekt bleibt aber: Pankow hat am Filmdreh nicht nur wegen der zwischenzeitlichen Reinigung gespart, sondern auch eine Kleinigkeit verdient. „Für die Nutzung des Ernst-Thälmann-Parks wurde ein Entgelt von 65 Euro erhoben“, teilt die Stadträtin mit. Plus Verwaltungsgebühr – die lag bei bescheidenen 60 Euro. Demzufolge sind Filmdrehs im Thälmannpark für Unternehmen wohl ein lohnendes Geschäft.

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