Berlin. Wasser abschlagen am Weißen See? Da verdrückten sich bislang allzu viele Besucher in die Büsche – oder erleichterten sich womöglich auch direkt beim Baden. Wildes Urinieren gilt laut Bezirksamt Pankow nicht umsonst als eines der Haupt-Beschwerdethemen in diesem Biotop. Das muss nicht sein, wenn man bedenkt, dass nun eine ganz neue, sehr markante Parktoilette direkt am Bootssteg im Süden des Gewässers zum Verrichten kleiner und großer Geschäfte einlädt.
In einem unübersehbaren Gelb leuchtet sie schon von weitem sichtbar zwischen den Bäumen. Und nein: Sie unterscheidet nicht zwischen Männlein und Weiblein, sondern danach, ob man stehend urinieren möchte oder lieber hockend. Zwei verschiedene Türen sind dementsprechend gendergerecht markiert. Weil es sich hier um ein modernes Unisex-Trockenklo aus der neuesten Serie des Programms der Senatsumweltverwaltung handelt, geschieht die Erleichterung besonders umweltschonend.
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Kleine Geschäfte – große Wirkung: Wer hier einkehrt, wird teil des Berliner Pilotprojekts „Klimafreundliche Parktoiletten“ mit insgesamt 24 autarken Trocken-WCs des Unternehmens „EcoToilette“, welches auch einen Teil der Toiletten selbst betreibt, wie der Senat bekannt gibt. Stolze 26 Millionen Euro lässt sich Berlin das Projekt mit Regenwasser und Solarkraftnutzung kosten. Zuletzt eröffneten Standorte unter anderem im Invalidenpark, im Monbijoupark und im Volkspark Wilmersdorf.
Gendergerecht Pinkeln: Pankows zweiter Standort für das neue Öko-WCs überrascht
Pankow durfte bei der Platzierung seiner beiden WC-Exemplare selbst mitreden – und entschied sich beim Park am Weißen See für einen Ort mit höchster Dringlichkeit, was das Wildpinkeln anbelangt. Als zweiten Standort benannte die Abteilung von Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) eine eher unbekannte Örtlichkeit mit Notdurft-Potenzial: Die Schneeglöckchenstraße in einem Wohngebiet in Prenzlauer Berg. Was die Pankower SPD eher verwundert zur Kenntnis nahm und als Grund für eine Anfrage sah.
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„Die Toilette in der öffentlichen Grünanlage Schneeglöckchenstraße erfolgte aufgrund der gehäuften Wildurinierenden in der näheren Umgebung und damit einhergehender Bürgerbeschwerden“, nennt Anders-Granitzki die Wahl den Standort. In Kürze wolle man noch einen barrierefreien Zugang nachrüsten.
Bei Facebook scherzt man über Post-Optik des WCs - und befürchtet Vandalismus
Ob die Entscheidung Sinn macht und wie sich die Unisex-Toiletten mit Öko-Technik vor allem beim Thema Hygiene im Alltag schlagen, dürfen die Berliner selbst bewerten „und damit zur Entwicklung der zukünftigen Toiletteninfrastruktur beitragen“, wie der Senat betont. Eine Anleitung zur Evaluierung im Internet kann man sich nach getanem Geschäft an der Tür durchlesen.
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Bei Facebook amüsieren sich Nutzer jedenfalls schon einmal über die Farbe. „Muss man echt aufpassen, dass keiner die Post da einwirft“, schreibt eine Frau in der Gruppe „Weißenseer“. Bei anderen weckt das neue Klo ungute Erinnerungen an das vorhandene Toilettenhäuschen an der Plansche des Parks. Jenes wurde kurz nach seiner Sanierung durch Vandalismus schwer beschädigt und fiel direkt wieder aus. Ein Schicksal, das dem Unisex-WC am Bootssteg wohl niemand wünschen mag.