Pankow

Ja zu hitzeresistenter Infrastruktur, Nein zu Sommerstraßen

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Der Bezirk soll in Pankow sogenannte Hitzestraßen identifizieren, die im Bedarfsfall zur Kühlung gesperrt werden können. Bewohnern soll dann wohnortnah die Möglichkeit zur Abkühlung gegeben werden.

Der Bezirk soll in Pankow sogenannte Hitzestraßen identifizieren, die im Bedarfsfall zur Kühlung gesperrt werden können. Bewohnern soll dann wohnortnah die Möglichkeit zur Abkühlung gegeben werden.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Der Bezirk Pankow macht sich auf den Weg, resistenter gegen Hitze zu werden. Diese weitergehenden Vorschläge fielen hingegen durch.

Berlin.  Hitzestraßen identifizieren, an denen es im Sommer besonders heiß wird und dort im Bedarfsfall den Verkehr aussperren: Das ist Teil eines Maßnahmenpakets, das die Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung Pankow als Reaktion auf den Klimawandel verabschiedet haben. Ein weitergehender Antrag der Grünen zur Einrichtung von Sommerstraßen fiel hingegen durch.

„Wir wollen den Leuten modellhaft Bock auf die Verkehrswende vermitteln“, sagte Jan Drewitz von den Grünen. Die Fraktion hatte dazu vier Straßen im Bezirk vorgeschlagen, die durch „Jubel und Trubel, aber ohne Autolärm“ belebt werden sollten. Sie würden dazu versuchsweise zwischen April und Oktober in verkehrsberuhigte Bereiche umgewandelt oder sogar komplett für den Autoverkehr gesperrt. Dazu sollten „aufenthaltsqualitätssteigernde Elemente“ wie Pflanzbeete oder Sitzbänke über die Sommermonate auf den Straßen platziert werden.

Pankow: Sommerstraßen stoßen bei anderen Parteien auf Skepsis

So sollten nach Vorstellungen der Grünen Anwohnerinnen und Anwohner dort Nachbarschaftsfeste feiern, Veranstaltungen planen und im Schatten weilen können. Die Tatsache, dass sie alle in Prenzlauer Berg liegen, begründete Drewitz damit, dass es einer gewissen Infrastruktur an Restaurants und Cafés bedürfe, um die Straßen zu beleben. Die Bezirke Mitte, Charlottenberg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg hatten sich für eine entsprechende vom Berliner Senat ausgeschriebene Förderung beworben.

Die anderen Parteien aus Pankow teilten diese Vision jedoch nicht und nutzten die Debatte zu einer Grundsatzdiskussion im Wahlkampf. „Wir machen bei dieser Symbolpolitik nicht mit“, sagte etwa CDU-Fraktionsvorsitzende Denise Bittner. Würden Autos in der einen Straßen ausgesperrt, seien die Anwohner der Nachbarstraßen „gelackmeiert“.

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Ähnlicher Meinung sind in der Sache die Linken. „Wir brauchen Hitzestraßen, um vulnerable Gruppen zu schützen“, sagt Fraktionsvorsitzender Maximilian Schirmer. Menschen, die nirgendwo anders hinkönnen und Zuhause bei großer Wärme gesundheitliche Probleme bekommen könnten, sollen Orte bekommen, an denen sie sich abkühlen können. Verkehrslenkung sei dabei nicht das vorrangige Ziel.

Die FDP warf den Grünen vor, sich mit ihren Ideen nur um Prenzlauer Berg und nicht des gesamten Bezirk Pankow zu bemühen. „Es geht hier nicht ums Flanieren oder größere Außenbereiche für Restaurants“, so der Bezirksverordnete Oliver Simon.

Großangelegtes Konzept soll Bezirk für Klimawandel wappnen

Beschlossen wurde letztlich ein Ansinnen der Linkspartei mit Unterstützung der Liberalen. Demnach soll „Hitze“ künftig ein eigenes Lagebild im bezirklichen Notfall-, Krisen-, Katastrophen- und Zivilschutzplan werden. Bei Warnung durch den Deutschen Wetterdienst soll ein Krisenstab in Pankow aktiv werden, der die notwendigen Fachämter koordiniert.

Die Bezirksverwaltung soll dafür einen Handlungsplan entwickeln, der von einer gezielten Sensibilisierung der Bevölkerung bis hin zur Aktivierung von „Abkühlzentren“ – etwa in der S- und U-Bahnstation Pankow – reichen soll. Sie sollen so verteilt sein, dass sie im Bedarfsfall kostenlos und barrierefrei für Bewohner des Kiezes erreicht werden können und es dort Unterstützung durch Sanitätsteams gibt.

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Dazu soll in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen eine Risikoanalyse erstellt werden, die sogenannte Heat Spots als auch vulnerable Gruppen wie etwa Kita-Kinder oder Bewohner von Pflegeeinrichtungen identifiziert. An entsprechenden Straßen könnte dann in einem nächsten Schritt langfristig versucht werden, durch Bäume und Fassadenpflanzen die Hitzebelastung zu reduzieren.

Entsprechende Einrichtungen sollen in einem Hitzeschutzatlas verzeichnet werden, für dessen Erstellung sich der Bezirk Pankow auch berlinweit stark machen soll. Auf dem Weg zum klimaangepassten Bezirk hat Pankow also noch einige Schritte vor sich.