Berlin. Seit Monaten haben Gewobag-Mieter Ärger mit kaputten Aufzügen im Plattenbau am Thälmann-Park in Pankow. Jetzt ziehen die ersten aus.
Dieses Weihnachten wird das letzte für Barbara Scharfe und ihren Ehemann Thomas Worch in ihrer Wohnung im denkmalgeschützten Plattenbau am Thälmannpark gewesen sein. Und nicht mal das konnten sie zu Hause feiern, denn der Aufzug fiel am Nachmittag des 23. Dezember aus – mal wieder. Worch hat einen Herzschrittmacher und kann darum nicht zu Fuß in den 17 Stock steigen. Um nicht in der Wohnung gefangen zu sein, fuhr das Ehepaar kurzerhand weg. Nun haben sie ihre Wohnung ganz gekündigt und ziehen ins Nachbarbundesland Brandenburg.
In der fünften Etage ohne Aufzug zu leben, ist vielleicht lästig. Ein Hochhaus mit 18 Stockwerken wird ohne Beförderungsmöglichkeit quasi unbewohnbar. In dem besonderen Plattenbau in der Pankower Lilli-Henoch-Straße funktioniert seit einem Jahr nur noch einer der beiden Fahrstühle. Die Berliner Morgenpost berichtete, wie sich am verbleibenden Lift Schlangen aus Bewohnern und Lieferdiensten bildeten.
Auch der zweite Aufzug fährt nicht einwandfrei. Bereits im Frühjahr ging einige Tage lang gar nichts und nun stand er erneut zwei Tage über Weihnachten still. Scharfe und Worch sind nicht die ersten, die nun ihre Koffer packen. „Allein auf unserer Etage ziehen drei Parteien aus“, erzählt Scharfe. Der Umzug nach Brandenburg sei ein „heftiger Einschnitt“, so die 59-Jährige. Doch die Situation im Haus sei für sie einfach nicht mehr tragbar.
Gewobag kündigt Reparatur Ende Januar an
Nach den Ausfällen im Frühjahr kündigte die Gewobag eine Sanierung der Fahrstühle für das Jahresende an. Auf eine Anfrage der Morgenpost gab eine Sprecherin der Gewobag nun an, dass die Reparatur Ende Januar erfolgen werde. Die sei aufwendiger als zunächst ersichtlich, eine Steuereinheit müsse getauscht werden.
„Aufgrund der Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie verlängern sich die Lieferzeiten teilweise enorm“, so die Gewobag-Sprecherin. Im Mai hieß es außerdem, der Denkmalschutz sei für den langen Vorlauf verantwortlich.
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Barabara Scharfe will das nicht so recht einleuchten. „Der eine Aufzug ist schon seit über einem Jahr kaputt, das Problem gibt es schon so lange.“ Laut Gewobag steht den Bewohnern der Tragedienst „Sophia“ zur Verfügung, um Einkäufe, Arzt- oder Apothekenbesuche möglich zu machen.
Hydraulischer Treppenlift nur bedingt als Notlösung geeignet
Außerdem konnten Mieterinnen und Mieter, die nicht zu Fuß 18 Stockwerke hinaufsteigen konnten, einen hydraulischen Stuhl anfordern. Anders als bei einem seitlich montierten Treppenlift kann man mit diesem Stuhl sozusagen über die Treppe „hochfahren“.
Doch auch das sei für Menschen mit Herzschrittmacher wie Thomas Worch äußerst unangenehm, so dessen Frau. „Außerdem dauerte es eine Stunde, bis der Dienst vor Ort war.“ Scharfe ist der Meinung, der Gewobag sei es ganz recht, dass sie und ihr Mann nun das Haus verließen. „Neue Mieter, das heißt auch immer mehr Miete.“