Berlin. Es ist ein Etappenerfolg für die Mieter, aber ein Sieg im Schlagabtausch mit der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Gesobau um neue Wohnungen in ihren Höfen bleibt äußerst ungewiss: Bis zum Ende der Fällperiode Ende Februar werden die Bäume auf den Flächen zwischen Ossietzky- und Kavalierstraße laut neuen Auskünften von Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) verschont. Im Frühling und Sommer ist die Abholzung dann grundsätzlich nicht erlaubt, um brütende Vögel zu schützen.
Gesobau warnt vor Verhinderung von bezahlbarem Wohnraum
Trotzdem sollen nach Plänen der Gesobau ab Herbst die Arbeiten für eine Nachverdichtung der Siedlung mit 100 Wohnungen beginnen, wie das Unternehmen auf Morgenpost-Anfrage bekräftigt. Auch zwei aktuelle Anträge in Pankows Bezirksverordnetenversammlung, das Bauprojekt wegen seiner ungünstigen Wirkung für Stadtklima und Infrastruktur zu kippen, ändern nichts mehr an dem Plan, die Flächen zwischen den Bestandsgebäuden so dich wie möglich zu bebauen.
Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit der Initiative "Grüner Kiez Pankow" hatte die Gesobau das ursprünglich Pensum von 170 Wohnungen schon um 70 Einheiten herabgesetzt. "Eine weitere Reduzierung ist wirtschaftlich nicht vertretbar, ebenso würde dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum nicht gebaut", warnt die Gesobau-Sprecherin.
Pankows Baustadtrat rät zu Verhandlungen mit Aufsichtsrat der Gesobau
Allerdings berichtet Stadtrat Kuhn davon, dass die Gesellschaft ihren im Herbst eingereichten Bauantrag derzeit noch einmal "nachbessert" und das Vorhaben deshalb Anfang 2021 noch immer nicht genehmigt wurde. Eine Rückstellung des Bauantrags, wie sie die rot-rot-grüne Zählgemeinschaft erwirken möchte, hält das Bezirksamts Pankow aber für rechtswidrig.
Stattdessen empfiehlt Stadtrat Kuhn den Fraktionen eine andere Methode, wenn sie das Wohnungsbauprojekt stoppen wollen: "Man könnte über den Aufsichtsrat an die Gesobau herantreten und sehen, was sich noch bewegen lässt." Dass sich ein Bauvorhaben an der Kavalierstraße mit noch weniger Wohnungen rechnet, sei aber zu bezweifeln.
Bei der Anwohnerinitiative "Grüner Kiez" führt man für die Forderung, die Nachverdichtung komplett abzusagen, zwei Zahlen ins Feld: Es gehe hier inzwischen nur noch um 100 Wohnungen – aber um über 1300 Unterschriften, die gesammelt wurden, um sie zu verhindern.