Berlin. Monatelang hat sich Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) bei einem Runden Tisch mit Beschwerden über zu laute Konzerte von Straßenmusikern im Mauerpark befasst. Jetzt legt er ein Lösungspaket vor, das eine wesentliche Neuerung umfasst: Musiker im Mauerpark dürfen sich von nun an nur noch so aufstellen, dass ihre Klänge nach Osten hallen - in Richtung des Hangs und der Reste der Hinterlandmauer am Jahn-Stadion.
Um Anwohner nicht unnötig zu stören, soll sich das Musizieren auf dem Bereich entlang der Schwedter Straße östlich in Richtung Stadion sowie bis zu zehn Meter westlich der Schwedter Straße beschränken, teilt das Bezirksamt mit. Weiterhin heißt es: „Beim Musizieren gilt es, dass die Künstler nicht versuchen, einander zu übertönen und damit die Lautstärke in die Höhe zu treiben.“ Generatoren, die eine besonders hohe Lautstärke ermöglichen, sollen nicht mehr erlaubt sein.
Regelungen für Musik im Mauerpark gelten für eine Saison
„Nach diversen großen und kleinen Runden mit vielen Engagierten rund um den Mauerpark war das Bezirksamt nun in der Pflicht, Festlegungen für die Saison 2019 zu treffen“, erklärt Bürgermeister Benn diese Regelung. Nach Abschluss der Saison werde die Festlegungen evaluiert, um daraus Schlussfolgerungen für das kommende Jahr zu ziehen. Auch bestimmte Spielzeiten hat der Bezirk festgelegt: An Wochenenden und Feiertagen darf man von 11 bis 20.30 Uhr Lieder erklingen lassen. An den anderen Tagen soll um 19.30 Uhr Ruhe einkehren. Mit dieser vorläufigen Lösung scheint ein anderer Vorschlag des Pankower Umweltamts verworfen zu sein. Dort hatte man angeregt, Konzerte von Straßenmusikern nur auf der Boulebahn der Mauerparks zu erlauben und auf den Sonnabend zu beschränken.
Hang im Mauerpark Berlin könnte den Schall trotzdem nach Westen lenken
Aber ob sich mit der Vorgabe eine Richtung zum Musizieren unerwünschter Lärm tatsächlich vermeiden lässt? Bei der Pankower Veranstaltungsfirma Black Box Music, die unter anderem Konzerte der Band Rammstein betreut, haben Tontechniker daran Zweifel. „Eine gewisse Dämpfung wird erreicht. Es ist besser, als wenn der Schall direkt nach Westen ausstrahlt“, sagt ein Fachmann der Firma auf Nachfrage. Aber wenn der Schall wie in diesem Fall direkt auf einen Hang träfe, halle ein Teil der Klänge in die andere Richtung zurück, gibt er zu bedenken. „Draußen bleibt eben draußen. Entweder muss man es ganze erlauben oder nicht“, meint der Techniker.
Zufrieden mit der Lösung zeigt sich Ulrich Schweizer von der Initiative „Save Mauerpark“, die rund 8000 Unterschriften für die Legalisierung von Straßenmusik im früheren Todesstreifen gesammelt hatte. Er sagt: „Hardliner der Anti-Lärm-Initiative, die sich gebildet hatte, haben in den vielen Monaten den Runden Tisch geradezu blockiert.
Damit ließen sie Chancen ungenutzt, um konstruktive Lösungsvorschläge auf Augenhöhe zu verabreden und haben sich so isoliert. Wir haben uns mit vielen verschieden Anwohnern getroffen und ausgetauscht. Die Mehrheit der betroffenen Anwohner spricht sich für den Erhalt der Kultur im Mauerpark aus und ist weiterhin an einer gemeinsamen Lösung interessiert.“ Schweizer hatte angeregt, spezielle Konzertmuscheln aufstellen zu lassen, die den Schall gezielt in die erwünschte Richtung lenken. Ob Pankow in diesem Sommer solche Muscheln platziert, bleibt abzuwarten.
Verschiedene Anwohnergruppen streiten um Konzerte im Mauerpark
Auch Alexander Puell vom Verein „Freunden des Mauerparks“ berichtet von Zuspruch für die Musiker, vor allem, nachdem die Konzerte bei der „Friedlichen Walpurgisnacht“ im Mauerpark am 30. April wegen schärferer Auflagen von Bezirksamt und Polizei abgesagt werden mussten.
Puell sagt: „Es ist wichtig, kulturelle Freiräume in der Stadt zu erhalten, in denen sich Menschen aus aller Welt sich auf friedliche und kreative Weise begegnen können.“ Direkte Anwohner hätten Kontakt zu den „Freunden des Mauerparks“ gesucht und sich für den Erhalt der Kultur und Walpurgisnacht ausgesprochen.
Eine andere Gruppe von Anwohnern, die sich von der Musik gestört fühlt, hatte sich beim Runden Tisch vehement für die Einschränkung oder den kompletten Stopp der Konzerte ausgesprochen und beklagt, dass Anwohner des Bezirks Mitte, der westlich an den Mauerpark grenzt, vom Bezirksamt Pankow nicht ernst genommen werden.
Vor wenigen Wochen hatte es bei einer Anhörung zur Genehmigung der diesjährigen Karaokeveranstaltung an Sonntagen heftigen Widerstand gegeben. Anwohner forderten, das „Horror-Karaoke“ im Mauerpark einzuschränken - doch die Veranstaltung wurde trotzdem erlaubt.
Bürgermeister Benn betont, dass es sich bei der diesjährigen Regelung für Musik im Mauerpark nicht um eine endgültige Lösung und sagt: „Der Prozess der Beteiligung geht weiter. Er bleibt anspruchsvoll und ist alle Mühe wert.”