Neukölln

Biber und Baum am Landwehrkanal müssen geschützt werden

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Victoria Atanasov
Zwei Pappeln am Landwehrkanal sind von den Bibern angenagt worden.

Zwei Pappeln am Landwehrkanal sind von den Bibern angenagt worden.

Foto: Victoria Atanasov/BM

Die Biber sind nun auch in Neukölln unterwegs und suchen sich ihren Wintervorrat zusammen und nagen sich durch die Bäume.

Berlin.  Auf Höhe des Maybachufers 16/17 stehen sie da, die nackten zwei Pappeln am Landwehrkanal. Vor wenigen Tagen zogen hier die Biber vorbei und nagten die Baumrinden ab. Auf der Suche nach Wintervorräten suchen sie die Kanalufer nach passendem Gehölz und greifen mitunter ökologisch wertvolle Baumarten an.

Laut Achim Appel, Vorsitzender des Vereins Bäume am Landwehrkanal hält sich der Schaden in Grenzen. Eventuell könne sogar eine der beiden Pappeln gerettet werden, das habe er von seinem Lieblingsbaumgutachter gehört. Natürlich bestehe aber weiterhin die Gefahr, dass weitere Bäume angenagt werden, deshalb müsse man Lösungen für Umwelt, Tier und Mensch finden.

Biber sind keine Plage!

Dennoch könne man die Schuld nicht den Bibern geben. Wer Biber als Plage bezeichne, sei ein „unsensibles Geschöpf“, so Appel. Sie kommen vermehrt in die Stadt, weil ihre Lebensräume im Umland schrumpfen und sie nicht mehr genügend Vorräte für die Bauten und die Futterversorgung finden. Das sei vor allem der Landwirtschaft zuzuschreiben, die große Flächen für Biber unbewohnbar mache. Am Landwehrkanal habe man sie um 2014 etwa das erste Mal gesichtet und in Berlin insgesamt geht man von etwa 150 bis 200 Biber in rund 60 Bauten aus.

„Biber sind Landschaftsarchitekten“, sagt Appel. Sie schadeten der Landschaft keinesfalls. Allerdings könne man sie auch nicht frei walten und bauen lassen, wenn sie in der Stadt unterwegs sind. „Irgendwie müssen wir uns arrangieren.“

Bäume mit Estrichmatten schützen

Helfen könnten Estrichmatten, mit denen man die Altbäume umhüllen und somit vor weiterer Nagerei schützen könnte. Auch dünnere Äste und Gestrüpp, die bei den notwendigen Fällungen übrig bleiben, kann man den Bibern lassen, so Appel.

„In Charlottenburg beispielsweise hat man die Bäume, die ökologisch wertvoll sind, gesichert. Andere Bäume muss man den Bibern überlassen.” Weichhölzer wie Spitzahorn und Zitterpappel könnte man dagegen für die Biber stehen lassen.

Biber zu verjagen oder zu fangen wird strafrechtlich geahndet

Davor, sie zu füttern, warnte Appel allerdings: „Es würde nichts bringen. Wenn man Fütterungsstellen auslegt, dann würde die Population Überhand nehmen.“ Auch die Jagd von Bibern wäre fatal, weil sie streng geschützt sind und es keine Orte gebe, sie auszuwildern - diese sind nämlich schon besetzt.

Jeder Versuch, ihm zu schaden, werde strafrechtlich geahndet, betont Appel. Außerdem hätten sie auch jedes Recht, sich in Berlin anzusiedeln, denn sie seien schon vor dem Menschen in der Stadt gewesen: Berlin war Sumpfgebiet und somit natürlicher Lebensraum der Nager.

Eine gesonderte Begehung des Ufers soll es bald geben, um kurzfristige Schutzmaßnahmen für die Bäume zu finden. An anderen Stellen des Maybachufers werden bereits einige Drahtmatten eingesetzt, heißt es auf Anfrage beim Bezirksamt.

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