Berlin. Bezirk Mitte weiht neuen Radweg entlang der Müller- und Chausseestraße offiziell ein – und präsentiert neue Strategie beim Radwegbau.

Zunächst wollte Almut Neumann (Grüne) mit einem Gerücht aufräumen. Nein, die Planung für den neuen Radweg an der Müllerstraße im Wedding habe keine zwölf Jahre gedauert. Beim offiziellen Anradeln am frühen Freitagabend vor dem Rathaus Wedding berichtete Mittes Verkehrsstadträtin allerdings, dass die Idee für eine eigene Spur für Fahrradfahrer an dieser viel frequentierten Straße sehr wohl schon seit zwei Jahrzehnten existiert. Nun ist sie Realität.

Auf der Müllerstraße zwischen Brüsseler Straße und Fennstraße stehen Radfahrerinnen und Radfahrern nun auf beiden Straßenseiten geschützte Radspuren zur Verfügung. Zwischen Seestraße und Brüsseler Straße werden diese erst nach Fertigstellung der U-Bahnhof-Eingänge angelegt. Auf der Chausseestraße gibt es nun ebenfalls geschützte Radwege. Die Spuren wurden weitestgehend mit Pollern versehen. Für die Radwege fielen mehr als 320 Parkplätze weg.

Lieferverkehr findet eigene Zonen vor

Für den Lieferverkehr hatte Almut Neumann gute Nachrichten. Denn das Anliefern oder Abholen wird nun deutlich leichter. Auf der jeweils rechten Fahrspur wurden in regelmäßigen Abständen Lieferzonen eingerichtet. Vorher sei die Situation nicht zufriedenstellend gewesen. „Die Fahrzeuge parkten immer in zweiter Reihe und so quasi illegal“, sagte Neumann.

Durch rot markierte Bereiche soll das Überfahren der Kreuzungen für Radfahrer sicherer werden – wie hier an der Kreuzung Müller- und Schulstraße.
Durch rot markierte Bereiche soll das Überfahren der Kreuzungen für Radfahrer sicherer werden – wie hier an der Kreuzung Müller- und Schulstraße. © Berliner Morgenpost | Julia Lehmann

Das sei nun anders. Die Geltung der Lieferzonen ist jedoch zeitlich begrenzt. In der Zeit von 10 bis 15 Uhr darf dort gehalten werden. „Die Senatsverkehrsverwaltung wollte, dass beide Fahrstreifen in den Stoßzeiten freibleiben“, berichtet die Stadträtin. Zukünftig will der Bezirk das Liefern auch von 18 bis 22 Uhr gestatten.

Neumann (Grüne): Rettungswagen sollen Radweg im Notfall mitbenutzen

Und noch eine andere Verbesserung sieht die Grünen-Politikerin. Rettungswagen könnten den Radweg durch seine Breite mitbenutzen, sollte auf der übrigen Straße kein Durchkommen sein. „Wir erzielen hier also eine Verbesserung in diesen Notlagen“, so Neumann.

Der Radweg zwischen dem S- und U-Bahnhof Wedding sowie dem Leopoldplatz war bereits im Jahr 2022 angelegt worden. Durch die nun hingekommenen Abschnitte ist es möglich, von der Seestraße bis zur Invalidenstraße in Mitte sicher mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Die Kosten für die gesamte Strecke belaufen sich auf 680.000 Euro und wurden zu großen Teilen aus Bundesmitteln finanziert.

Fokus beim Radwegbau mehr auf Nebenstraßen

Der Radweg an Müller- und Chausseestraße stellt laut Neumann eine gute Ergänzung zur kürzlich entstandnen Fahrradstraße in der die Müllerstraße kreuzenden Triftstraße dar. Die Fahrradstraße will der Bezirk in Richtung Osten auf Gericht- und Gartenstraße verlängern.

Nachdem sich Berlins neue Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) zuletzt in die Planungen der Bezirke eingeschaltet hatte und so auch Radwege ins Wackeln kamen, will sich der Bezirk Mitte nun einer anderen Strategie beim Ausbau des Radwegenetzes widmen. „Wir wollen uns eher auf die Seitenstraßen konzentrieren“, so Neumann. „Das wird jetzt erst mal der Weg sein, den wir beschreiten.“

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