Berlin. Parken ist teuer in Mitte. Kein Parkautomatensystem der Hauptstadt ist besser und großflächiger ausgebaut als das dieses Bezirks. Vier Euro in der Stunde kostet das Parken außerhalb von Tiefgaragen in den Parkzone im Zentrum Berlins um die Friedrichstraße. In sämtlichen Quer- und Parallelstraßen, am Gendarmenmarkt, einfach überall – mit Ausnahme der Friedrichstraße selbst. Dort kann man sein Auto für lau abstellen.
Kein nerviges Rummachen an den Parkscheinautomaten, keine Kleingeldsuche, kein Grübeln darüber, wie lange man den Parkplatz buchen sollte: Wer auf der Friedrichstraße im begehrten Abschnitt zwischen der Straße Unter den Linden und der Leipziger Straße parkt, wo bis Juni noch eine autofreie Zone war, muss sich mit so etwas nicht herumschlagen. Noch fehlen Automaten, außer im Abschnitt Mohrenstraße und Leipziger Straße. Am Dienstag blockierte sogar ein großer Reisebus aus Hamburg stundenlang einen der Freiplätze. Direkt vor dem Eingang zum Quartier 205 hatte der Fahrer einen Parkplatz gefunden.
Dort parkende Autofahrer würden das Freiprinzip gerne beibehalten. „So und nicht anders sollte es überall sein“, sagt ein Berliner Mini-Fahrer, der vor einer der an der Friedrichstraße ansässigen Privatkliniken parkt. „Das sind Ausbeuter, wenn sie fürs Parken Geld nehmen.“ Er zahle eine Menge Steuern. „Warum soll ich da noch extra für einen Parkplatz zahlen?“
Friedrichstraße: Autofahrer meiden Parkhäuser wegen Kosten
Die Straßen seien doch dafür da, dass auf ihnen Autos fahren und parken, so seine Haltung. Er schließt sein Auto auf, um wieder wegzufahren. „Gibt doch genug Gehwege hier“, meint er in etwas schnippischem Ton. Dass die Friedrichstraße noch vor kurzem vorübergehend auf 500 Metern zwischen Leipziger und Französischer Straße gesperrt war, findet er „nicht in Ordnung“. Schließlich gebe es so einige Kliniken.
Ähnlich sieht es eine Berlinerin, die ganz knapp vor der Kreuzung Mohrenstraße auf der Friedrichstraße ihren grauen Opel abstellt und schnellen Schrittes die Mohrenstraße Richtung Charlottenstraße eilt. Sie möchte Wein kaufen. Unverschämt sei die Sperrung der Friedrichstraße für Autos gewesen, sagt sie im Gehen. So einen Karton voll mit sechs Flaschen könne man schließlich schlecht mit der U-Bahn nach Hause bringen. Eines der vielen meist sehr leeren Parkhäuser an den Querstraßen der Friedrichstraße will sie nicht nutzen. „Da weiß ich erst mal gar nicht, ob ich da überhaupt reinkomme mit meinem Auto. Und dann kosten die ja was.“
Wie Mitte versucht, hohen Parkdruck und Parksuchverkehr zu vermeiden
Auch Melanie, Studentin aus München und mit zwei Freundinnen auf Berlinbesuch, hat einen Parkplatz gefunden, der sie nichts kostet. Sie waren Kaffeetrinken – und Schlendern, die berühmte Friedrichstraße angucken. Das habe sie gar nicht gewusst, dass Parkplätze auch in Berlin extra bezahlt werden, sagt sie und freut sich. „Glück gehabt.“ Dann merkt sie an, vier Euro seien eigentlich gar nicht viel. „Im Münchner Zentrum geht unter fünf Euro glaub ich gar nichts mehr.“
Die Parkraumbewirtschaftung in Mitte gibt es bereits seit 1997. Der Bezirk war einer der ersten, die sich damit befassten, wie man hohen Parkdruck und Parksuchverkehr vermeidet – vor allem im Zentrum erwies sich das als notwendig. 30 Gebiete wurden bereits ausgewiesen, damit sieht das Bezirksamt Mitte den Aufbau der Parkraumbewirtschaftung als „zunächst erst einmal fertig“.
Es gibt nur einige wenige Gegenden außerhalb von verkehrsreichen Gebieten - der Bereich Richtung Reinickendorf im Nordwesten nördlich des Schillerparks, um den BVG-Betriebshof und um die Friedrich-Ebert-Siedlung etwa - wo es noch frei nutzbare Parkplätze gibt. Auch dort behält man sich aber Änderungen vor, sollte dort der Parkdruck höher werden, kündigte ein Sprecher des Bezirksamtes kürzlich an.
So viele Millionen Euro hat Mitte im Jahr 2022 für Parken eingenommen
Natürlich geht es nicht nur um Parkdruck. Es geht auch um Einnahmen. Allein in Mitte wurden im vergangenen Jahr über die Parkraumbewirtschaftung fast 20 Millionen Euro eingenommen. Es ist nicht davon auszugehen, dass das Ordnungsamt in Mitte sich die Parkeinnahmen aus Deutschlands bekanntester Straße entgehen lässt.
Man wolle, aber könne noch nicht, deutete man im Bezirksamt am Dienstag an – „aus Kapazitätsgründen“. Man arbeite aber an einer verkehrsbehördliche Anordnung. Im September solle die Friedrichstraße „wieder vollumfänglich in die Parkraumbewirtschaftung integriert“ sein. Dann seien je Stunde Parken vier Euro fällig.
Zumindest die Kleingeldsuche kann man sich auch dann noch sparen: In Mitte sind sämtliche Parkscheinautomaten auch für Kreditkarten ausgerüstet. Und wer sich in eine Parkgarage traut, zahlt weniger: drei Euro pro Stunde. Mit P-Card sogar nur 1,60 Euro für die erste Stunde, zwei Euro für die zweite.