Stadtentwicklung

Wo in Berlin ein neues Polizei-Hochhaus entsteht

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Isabell Jürgens
Masterplan für das ULAP-Quartier am Hauptbahnhof mit den fünf Baufeldern. Baufeld (BF) 1 und 2 (links oben) zeigen die Hochhäuser für Polizei und Justiz.

Masterplan für das ULAP-Quartier am Hauptbahnhof mit den fünf Baufeldern. Baufeld (BF) 1 und 2 (links oben) zeigen die Hochhäuser für Polizei und Justiz.

Foto: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung/ ISSS Research Arcitecture Urbanism & Bauchplan

Ein neues Stadtquartier mit fünf Hochhäusern schafft Platz für Polizei, Justiz, knapp 500 Wohnungen und eine Schule.

Berlin.  Zentraler geht es nicht: Auf dem Areal westlich des Berliner Hauptbahnhofs treffen Regierungsviertel, der historische Ortsteil Moabit und die neue Europacity aufeinander. Doch statt quirliger Großstadtatmosphäre herrscht zwischen Invalidenstraße, Alt-Moabit und Emma-Herwegh-Straße weitgehend unwirtliche Ödnis.

Die in den Nachkriegsjahren errichteten Gebäude wirken seltsam zusammengewürfelt. Und mit dem Auszug des Berliner Landeslabors aus dem riesigen Gebäudekomplex an der Invalidenstraße vor fünf Jahren ist die Situation nicht besser geworden. Das soll sich jetzt ändern.

Berlin-Mitte: 101-Meter-Hochhaus für die Polizei

Sämtliche aus der Nachkriegszeit stammenden Gebäude sollen schrittweise abgerissen werden. Denn auf dem insgesamt knapp 40.000 Quadratmeter großen Gelände hat Berlin große Pläne. Auf den überwiegend landeseigenen Flächen soll in fünf Bauabschnitten ein neues Stadtquartier mit fünf Hochhäusern entstehen. In den beiden höchsten Türmen – einer der beiden soll 101 Meter messen – wird die Polizei, die derzeit noch auf mehrere Gebäude auf dem Areal verteilt ist, ein neues Quartier finden. Aber auch die Justizverwaltung soll in dem Hochhaus-Ensemble, das nahe dem Hauptbahnhof im östlichen Teil des Plangebietes befindet, neue Räume bekommen.

Westlich anschließend an die beiden Polizei- und Justiz-Hochhäuser folgen drei Baufelder, die zusammen einen Quartiersplatz um den historischen Urania-Saal ausbilden. Das Baudenkmal bleibt als Herzstück des neuen Quartiers bestehen.

Drei Wohntürme mit einer Höhe bis zu 60 Metern

Unmittelbar daran anschließend entsteht eine Wohnbebauung mit der Nutzung eines Aldi-Discounters im Erdgeschoss. Aldi ist auch Eigentümerin eines Großteils des Baufeldes 3. Direkt daran anschließend entsteht ein Wohnturm, dessen Höhe 60 Meter nicht überschreiten soll.

Das mittlere Baufeld 4 (BF 4) soll einer Sekundarschule sowie einem weiteren Wohnbebauung, ebenfalls mit einem Hochhaus unter 60 Metern, Platz bieten. An der Westspitze soll dann in einem letzten Bauabschnitt, nachdem die Polizei aus ihren Bestandsgebäuden ausgezogen ist, ein weiteres Wohnhochhaus entstehen. Derzeit verfügt die Polizei über zwei Liegenschaften auf dem Gebiet des ULAP-Quartiers: Invalidenstraße 58 und Alt-Moabit 5 mit etwa 14.000 Quadratmetern Fläche, die überwiegend durch die Landespolizeidirektion, die Direktion 5 - Brennpunkt- und Präsenzeinheit (BPE) sowie die Direktion Einsatz und Verkehr genutzt werden.

Planungen für das Stadtquartier laufen bereits seit zwei Jahren

Der ungewöhnliche Name des Quartiers leitet sich aus dem benachbarten „Universum-Landes-Ausstellungs-Park (ULAP)“ her. Der im Jahr 1879 erstmals für eine Messe genutzte Platz wurde viele Jahre für große Ausstellungen in den Bereichen Gewerbe, Hygiene, Kunst und Technik bis zur Eröffnung der Messehallen am Funkturm in den 1920er Jahren genutzt. Heute befindet sich hier eine Grünanlage.

Die konkreten Planungen für das neue Stadtquartier laufen bereits seit zwei Jahren. Im Frühjahr 2021 verständigten sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das Bezirksamt Mitte von Berlin, die landeseigene BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH und der private Eigentümer Aldi in einem sogenannten Letter of Intent (LoI) zur kooperativen Zusammenarbeit und gemeinsamen Durchführung des wettbewerblichen Dialogs für das Areal. In diesen waren auch die Anwohner eingebunden.

Den Entwurf für das neue Stadtquartier lieferten 2022 dann eine Planergemeinschaft aus den Büros ISSS Research Architecture Urbanism aus Berlin sowie Bauchplan aus München/Wien. Deren städtebaulichen Konzept in der finalen Sitzung der Wettbewerbsjury einstimmige zur weiteren Planung empfohlen und dem Berliner Abgeordnetenhaus im Februar 2023 zur Kenntnis gegeben worden.

Altes Landeslabor wird dieses Jahr abgerissen

Bis das Bauvorhaben umgesetzt wird, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Bereits vorbereitet wird aktuell gerade erst der Abriss des ehemaligen Landeslabors. „Dort findet derzeit die Schadstoffsanierung im Inneren des Gebäudes statt“, sagt Katja Cwejn, Sprecherin der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. Im Anschluss werde im Inneren nur noch die Betonstruktur vorhanden sein. „Wir planen Ende dieses Jahres mit dem Beginn des Rückbaus im Außenbereich“, so Cwejn weiter.

Wie die Gebäude des neuen Stadtquartiers aussehen sollen, ist noch offen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereitet dazu einen Architekturwettbewerb vor.

Bauzeit beträgt insgesamt zehn Jahre

Mit einem von zwei Verwaltungsgebäuden im Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbsverfahrens ist angedacht, den Raumbedarf für die Polizei durch den Wegfall anderer Flächen sowie den Flächenbedarf in Höhe von 15.000 Quadratmeter für die Berliner Justiz zu kompensieren. Der Bau des Verwaltungszentrums ist allerdings der letzte Schritt in der Umgestaltung des ULAP-Quartiers, und die finale Entscheidung zur Realisierung beziehungsweise Finanzierung sowie über die künftigen Nutzer sei noch nicht getroffen. „Nach einer Entscheidung rechnen wir mit einem Realisierungszeitraum von zehn Jahren“, so die Sprecherin.