Warmlaufen für Marathon

Tierparklauf: 5500 Läufer spurten durch Berlins Himalaya

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So viele wie noch nie: 5500 Teilnehmer hasten beim Tierparklauf auf einem Kurs vorbei an Giraffen und Bären.

So viele wie noch nie: 5500 Teilnehmer hasten beim Tierparklauf auf einem Kurs vorbei an Giraffen und Bären.

Foto: Thomas Schubert / Berliner Morgenpost

Kleine Pandas machen Platz: So viele Sportler wie nie rannten beim Tierparklauf auf einem besonderen Kurs vorbei an Affen und Löwen.

Berlin.  Wo sonst lässt es sich für den Berlin-Marathon warmlaufen im Angesicht von badenden Eisbären und hampelnden Affen? Ja, der Tierparklauf gilt im Berliner Sportkalender nicht umsonst als Unikat. Neuerdings säumt sogar eine Saurier-Ausstellung den Weg des spurtenden Trosses. Und noch ein Novum kann Koordinatorin Romina Sawitzki an diesem Wochenende (9. und 10. September) vermelden: „Zum ersten Mal führt die Strecke durch die Himalaya-Landschaft des Tierparks. Da haben die Läufer bis zu zehn Prozent Steigung zu bewältigen“, nennt sie eine besondere Finesse.

So lässt sich sagen: Der Tierparklauf verändert sich analog zur Verwandlung seines Schauplatzes. Und dass die Lust auf Wettkämpfe im Reich von Raubtieren, Paarhufern und Reptilien immer noch am Wachsen ist, zeigt sich 2023 an der Teilnehmerzahl: 5500 Sportsfreunde treten am Sonnabend und Sonntag in allen Wettbewerbsklassen insgesamt an, ein Rekordwert.

Renndirektor Martin Seeber hat keine Zweifel: „Das Konzept geht auf. Insbesondere freut es uns, dass das erweiterte Angebot der Kinderläufe so gut angenommen wird. Der Nachwuchs rückt immer stärker in den Mittelpunkt.“ Tatsächlich sind in den Wettbewerben für den Nachwuchs schon seit Tagen keine Meldungen mehr möglich. Das Klassement ist schlicht und ergreifend voll.

Giraffen-Maskottchen „Gerti“ schmückt Medaillen und Trikots

Das Ergebnis einer klaren Profilierung des Spektakels als Sportveranstaltung für Vater, Mutter und Kind. Manchmal sogar für Oma und Opa. „Bei uns geht es nicht um Spitzenleistung, sondern um den Freizeitspaß“, nennt Romina Sawitzki das Rezept, das allerdings auch Berliner mit großen Ambitionen begeistert. Denn der Tierparklauf funktioniert selbst dann als Warm-up für den Marathon am 24. September, wenn er es gar nicht darauf anlegt.

Marcus Gawlik etwa ließ sich am Sonnabend beim Zehn-Kilometer-Lauf der Herren nach einer Bestzeit von 34 Minuten und 38 Sekunden die beliebte Medaille in Giraffen-Form überreichen. Es handelt sich um das offizielle „Lauf-Tier 2023“ – und die Figur trägt auch den dazu passenden Namen „Gerti“, ebenfalls zu finden als Aufdruck auf den Trikots.

Ein Spaß und eine Vorstufe für die angepeilte Spitzenleistung beim Jahreshöhepunkt zwei Wochen später – so sieht Marcus Gawlik den Marathon-Prolog bei den vielleicht wärmsten Temperaturen, die beim Tierparklauf je gemessen wurden.

Moderator feuert Läufer an: „Die Tiere sind schneller als ihr“

Kurz nach seiner Ehrung jagte Rafaelle Reggio als schnellste Frau mit hochgerissenen Armen durch den Zielbogen am Schloss Friedrichsfelde. Vielleicht hatte sie sich von den Worten des Moderators Toni Schmidt animieren lassen. „Die Tiere sind schneller als ihr“, mahnte der spaßeshalber zur Eile. Und riet dem Tross der Läufer, nicht den Weg durch die großflächigste Zoo-Anlage Deutschlands aus den Augen zu verlieren: „Wenn ihr mit Tieren auf Tuchfühlung kommt, dann seid ihr falsch“, lautete der Tipp des Moderators.

Manche machten sich bei den Läufen am Sonnabend allerdings auch einen Spaß daraus, wippende Hasenohren an den Kopf zu heften. Maria von der Mannschaft „Foxes Runners“ eilte gar mit einer Fuchsmaske auf der Stirn an lachenden Kindern vorbei. Fehlender Ernst war an dem sonnig-warmen September-Morgen absolut gewollt: „Mir geht es darum, Spaß zu verbreiten, nicht um die persönliche Bestleistung“, rief Maria.

Familien-Vater schenkt sich zum Geburtstag einen Lauf bei den Tieren

So sah es auch Familienvater Gyula, der einen besonderen Anlass hatte, in die Turnschuhe zu schlüpfen. „Ich habe heute Geburtstag – und dachte, das passt ganz gut“, verriet der nun 59-jährige Sportsfreund mit Wurzeln in Ungarn.

Auf Begegnungen mit den Kleinen Pandas müssen am Wochenende nicht nur Geburtstagskinder verzichten. Denn die Bären wurden ausquartiert, um Platz für die Läufer zu schaffen. Aber störend wirkt die Läuferschaft zwischen den Gehegen keineswegs, wie Koordinatorin Sawitzki versichert. „Die Tiere haben sich mit den Jahren ja längst an uns gewöhnt.“ Ein Anreiz, der wohl auch am zweiten Veranstaltungstag am Sonntag nicht wenige Läufer dazu animieren wird, den gesamten Tag im Tierpark zu verbringen. Denn der Eintritt ist für jeden angemeldeten Läufer plus eine Begleitperson frei.

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