Verkehr in Berlin

BVG: U1 und U3 gesperrt - Fahrgäste der U-Bahn überrumpelt

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Früher Nachmittag am U-Bahnhof Kottbusser Tor: Viele Fahrgäste waren von den Sperrungen an U1 und U3 überrascht.

Früher Nachmittag am U-Bahnhof Kottbusser Tor: Viele Fahrgäste waren von den Sperrungen an U1 und U3 überrascht.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Auf den U-Bahn-Linien U1 und U3 kommt es zu Sperrungen. BVG-Fahrgäste müssen den Schienenersatzverkehr nutzen. Das sorgt für Ärger.

Berlin.  Viele Berliner waren am Montag überrascht, als sie vor Ort auf die umfangreichen Bahnunterbrechungen an U1 und U3 in Friedrichshain und Kreuzberg trafen. Andere hatten erst kurzfristig am Morgen über Medien oder Bekannte von den U-Bahn-Sperrungen erfahren. Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) berichteten, dass sie durch Umsteigen und Schienersatzverkehr bis zu 20 Minuten mehr Fahrzeit einplanen müssen.

Wie berichtet, ist vom 30. Januar bis 5. März die U-Bahn der Linien U1 und U3 zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße gesperrt – beides wichtige Umsteigestationen. Grund dafür sind Arbeiten zur Erhöhung des Lärmschutzes.

Am ersten Tag der Einschränkungen war die Lage am Montag allerdings begünstigt. Denn aufgrund der aktuellen Winterferien an den Schulen der Stadt war in ganz Berlin weit weniger Verkehr zu beobachten, als an einem üblichen Montag. Wie es dagegen Anfang kommender Woche zum Schulstart aussieht, ist da völlig ungewiss.

BVG: Sperrung der U1 und U3 - Überraschende Umstellung für die Passagiere

Für die Berliner bedeutete dies, dass die U1 nun über mehr als einen Monat hinweg nur zwischen Kottbusser Tor und Uhlandstraße unterwegs ist, die U3 lediglich zwischen Kottbusser Tor und Krumme Lanke und dass jeder zweite Zug sogar nur von Nollendorfplatz bis Krumme Lanke fährt.

Am U-Bahnhof Kottbusser Tor reagierten die meisten Fahrgäste nervös. Auf dem Bahnsteig erwartete die Aussteigenden Servicepersonal, das dafür sorgte, dass niemand hinzustieg. Denn am ersten Tag der Teilstreckensperrung wussten nur wenige darüber Bescheid.

Unten an der Bushaltestelle erklärte der 39-jährige Sebastian, er habe durch Hinweisschilder den Weg zum Ersatzverkehr schnell gefunden. Mit zunehmendem Verkehrsaufkommen war immer wieder zu erleben, wie Fahrgäste am Fußgängerüberweg bei Rot über die viel befahrene Skalitzer Straße zum Ersatzbus hasteten.

U-Bahnlinien U1 und U3 gesperrt: Großer Zeitverlust und Verspätungen

Die 60-jährige Katharina immerhin hatte in den vergangenen Tagen einen BVG-Flyer erhalten und daher 15 Minuten mehr für den Weg eingeplant. „Aber selbst die waren eher knapp berechnet“, sagte sie. Ein Fahrgast erklärte, die Sperrung bedeute für ihn eine Verspätung von 20 Minuten. „Die Strecke war schon mehrmals in Arbeit, aber ich bin nie richtig informiert, dadurch kann ich nicht planen. Das nervt“, erklärte er.

Eine weitere Bahnnutzerin zeigte sich unzufrieden. Sie hätte sich eine deutlichere Ausschilderung gewünscht, da sie nicht wusste, wo die Haltestelle ist, sagte sie.

Verwirrung bei Fahrgästen der BVG an der Warschauer Straße

Die Arbeiten in Kreuzberg und Friedrichshain bedeuten nicht die einzige Einschränkung für Berliner Bahnfahrgäste an markanten Stellen. So laufen derzeit etwa Bauarbeiten im Nord-Süd-Tunnel. Darüber hinaus gibt es am Alexanderplatz eine Teilsperrung der U-Bahnlinie U2.

An der Warschauer Straße gab es auch dadurch Verwirrung, weil unmittelbar vor der Haltestelle ein Aufsteller der BVG umgeworfen worden war. Dadurch war nicht eindeutig zu erkennen, welche der bestehenden Haltestellen die Ersatzhaltestelle ist.

Schienenersatzverkehr: BVG-Busse alle fünf Minuten – aber auch doppelt

Vor dem Einsteigen schienen sich nicht alle Fahrgäste sicher zu sein, ob sie überhaupt an der richtigen Haltestelle waren. Dass die Anzeigen einiger Busse nicht eindeutig darstellten, dass es sich um Ersatzverkehr handelt, war nicht hilfreich. Busse kamen in einer Taktung von höchstens fünf Minuten. Immer wieder aber fuhren auch zwei Wagen auf einmal vor. Am Vormittag reichte die Taktung aus, es waren Plätze frei. Gegen Nachmittag wurden sie dann immer voller.

Im Vorfeld hatte die Sperrung bei vielen Fahrgästen und auch Autofahrern die Sorge ausgelöst, dass es spätestens ab dem Schlesischen Tor in Richtung Oberbaumbrücke – einem berüchtigten Verkehrs-Nadelöhr – zu mehr Staus kommt, als dort sowieso die Regel ist. Dagegen war aber am Montag zu unterschiedlichen Tageszeiten zu beobachten, dass unter der Hochbahn sowie auf der Brücke Autofahrer und Busse so vorankamen wie immer.

Provisorische Busspuren zwischen Kottbusser und Schlesischem Tor

Während der Bauarbeiten waren mehrere Umstellungen auf der betroffenen Autostrecke angeordnet worden. So sorgte die BVG dafür, dass zwischen Kottbusser und Schlesisches Tor streckenweise Busspuren eingerichtet wurden, sagte deren Sprecher Markus Falkner. Ebenso bekam auf Friedrichshainer Seite die Mühlenstraße einen provisorischen Busstreifen. Die Wagen starten und enden unterhalb der Warschauer Brücke an der Tamara-Danz-Straße. Fahrgäste erreichen sie am Bahnhof Warschauer Straße über eine Treppe.

Falkner zeigte sich zuversichtlich, dass der Schienersatzverkehr auch nach Ferienende ohne Stau bleibt. Derzeit seien dort 16 Busse unterwegs.

U-Bahnlinien U1 und U3: Anwohnerbeschwerden sorgten für Nachbesserung

Die Bahn fährt in dem Bereich unter freiem Himmel auf einem Viadukt, also oberhalb der Straße. Deutschlands älteste U-Bahnstrecke führt auf weiten Teilen dicht an den dortigen Wohn- und Geschäftshäusern vorbei.

Die neuesten Arbeiten sind die Folge von Anwohnerbeschwerden, deren Auslöser eine frühere Baumaßnahme war. Vor bald zwei Jahren ließ die BVG die Hochbahnstrecke zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße sanieren. Dabei wurde das alte Schottergleis gegen eine feste Fahrbahn ausgetauscht. So sollte die Brückenkonstruktion entlastet werden. Zeitweise wurde der unterbrochene Streckenbereich bis zum Halleschen Tor ausgeweitet.

Zusätzliche Schallschutzelemente zwischen den U-Bahnhöfen Schlesisches Tor und Görlitzer Bahnhof

Laut BVG änderten sich in Folge die Fahrgeräusche der passierenden Züge. Das sorgte für Ärger in der Nachbarschaft. Als Reaktion darauf kommt nun zwischen den U-Bahnhöfen Schlesisches Tor und Görlitzer Bahnhof neuer Schotter in die Gleisanlage, zudem werden zusätzliche Schallschutzelemente installiert.

Der Ersatzverkehr fährt jetzt die betroffenen U-Bahnhöfe an. Wer den Bus meiden möchte, kann mit der U-Bahnlinie U8 bis Jannowitzbrücke und von dort mit den S-Bahnlinien S3, S5, S7 und S9 zur Warschauer Straße gelangen.

Die Sperrung auf Teilen der U1 und der U3 sind momentan nicht die einzigen Unterbrechungen an wichtigen Stellen des Netzes in Berlin. So finden derzeit etwa auch Bauarbeiten im Nord-Süd-Tunnel und an der U-Bahnlinie U2 am Alexanderplatz statt.

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