Berlin. Das Projekt „Skypark“ ist auf dem Parkhaus an der Frankfurter Allee aus vorgefertigten Holzboxen entstanden. So sehen die Zimmer aus.
Schlafen über Berlin: Das ist in einem Hotel auf dem Ring-Center II an der Frankfurter Allee möglich. Die Novum Hospitality eröffnete mit dem "The Niu Hide" ein modular errichtetes Hotel auf dem Dach. Das Hotel, das an der Grenze der Bezirke Friedrichshain und Lichtenberg liegt, verfügt über 152 Zimmer.
„Als Center-Betreiber schauen wir immer nach innovativen Angeboten und Services für unsere Besucher. Dabei liegt unser Fokus auch darauf, wie wir das klassische Verkaufsangebot um weitere geeignete Nutzungen wie Wohnungen, Büros oder Hotels sinnvoll erweitern können. Das Konzept des ‚aufgesetzten‘ Hotels hat uns daher sofort begeistert“, so Joanna Fisher, Managing Director Center Management bei der ECE.

„Parkhäuser eignen sich ideal für uns, da sie sich an den City Hot Spots befinden und damit mit ihrer Lage optimal in unsere Expansionsstrategie passen,“ erklärt David Etmenan, Chief Executive Officer & Owner Novum Hospitality.

Nostalgische Gestaltung
Die Hotels sind nostalgisch eingerichtet - angelehnt an die Geschichte. Die Einheiten bestehen "aus historischem Ostschick, sozialistischem Klassizismus, modernstem Design und inszeniertem Vintage", wird in der Pressemitteilung erklärt. Es gibt kunterbunte DDR-Tapeten, ungewöhnliche Möbel und Retro-Accessoires. „Unsere Gäste dürfen sich auf ein echtes Trend-Hotel mitten in Berlin freuen, das dank des besonderen Service und einzigartiger Events einen festen Platz in der Hauptstadthotellerie sicher hat“, ist Gastgeberin Ute Zachow überzeugt.

Toller Service für die Gäste
Die Rezeption hat 24 Stunden geöffnet. Mehrsprachige Mitarbeiter sollen den Touristen Ratschläge geben und Sehenswürdigekeiten empfehlen. Auch die hauseigene Bar versorgt Besucher rund um die Uhr mit Drinks und Essen.
Baustart für das Projekt war vergangenes Jahr
Seit dem Sommer 2018 wurde an dem Hotel gebaut. Das "The Niu Hide" wurde durch den Hotelprojektentwickler MQ Real Estate realisiert. Der Mangel an noch bebaubaren Grundstücken in der Stadt hat das Berliner mit Sitz in Prenzlauer Berg erfinderisch gemacht. „Wir haben gezielt nach Flächen Ausschau gehalten, an denen andere achtlos vorübergehen“, sagt Björn Hiss, der internationale Wirtschaft und nachhaltige Immobilienprojektentwicklung studiert hat.
Das Ergebnis ihrer Suche: „Vor allem Dächer von Gewerbegebäuden und Parkdecks haben Aufstockungspotenzial“, ergänzt Nikolai Jäger (36), promovierter Kaufmann. „Skypark Berlin“, wie die beiden ihr erstes gemeinsames Projekt getauft haben, soll schließlich nicht auch zugleich das letzte sein. Der Neubau auf dem von der ECE betriebenen Ring-Center sei das erste modular errichtete Hotel auf einem Shoppingcenter – „weltweit“, betont Hiss –, dem schnellstmöglich weitere folgen sollen.

Doch nicht nur bei der Suche nach bebaubaren Flächen wollen die Jungunternehmer neue Wege gehen. „Uns war der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig, deshalb war uns von Anfang an klar, dass wir mit Holz bauen wollen – und in Modulbauweise“, sagt Jäger weiter.
Nutzer-Zielgruppe sind Erwachsene ab 18 Jahren
Gerade in einer Stadt wie Berlin, in der aufgrund des starken Zuzuges die urbane Nachverdichtung eines der zentralen Zukunftsthemen sei, könne ihr Hotel durchaus Vorbildcharakter haben, meinen die beiden. Im Falle des obersten Parkdecks auf dem Ring-Center laufe der Mietvertrag beispielsweise mehr als 20 Jahre. Werde er nicht verlängert, sei das auch kein Problem. Dann werde das Hotel eben wieder in seine Einzelteile zerlegt, vom Dach gehoben und an anderer Stelle erneut aufgebaut.

Das Hotel auf dem Parkdeck peilt eine junge Zielgruppe an: Erwachsene ab 18 Jahren aufwärts, „young urban travellers, die insbesondere mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind“, sagt Jäger.
Tatsächlich überbaut wird mit dem Hotel lediglich etwas mehr als die Hälfte des 8000 Quadratmeter großen Parkdecks, nämlich 4500 Quadratmeter. Der verbliebene Freibereich soll ebenfalls gestaltet werden, zwei Graffiti-verzierte Trabis sind als Deko-Elemente bereits vorhanden – schließlich steht das Hotel auf einem Parkdeck.
Weitere „Skyparks“ sind bereits in Vorbereitung
Damit die Hotelgäste später nicht durch das Parkhaus gehen müssen, um in ihre Zimmer zu gelangen, werden zudem zwei Aufzüge neben dem Haupteingang zum Einkaufscenter installiert.

Das vor vier Jahren gegründete Start-up hat weitere Vorhaben, die in ganz ähnlicher Bauweise entstehen sollen, bereits in der Pipeline. So seien bereits in Hamburg und Süddeutschland sowie auch in Berlin weitere „Skyparks“ in Vorbereitung, sagt Hiss. Wo genau, wollen die beiden noch nicht verraten. „Es handelt sich aber wieder um Hotels in ganz ähnlicher Bauweise“, verrät Jäger immerhin. 40 mögliche Standorte haben die beiden in Berlin bereits auf ihre Eignung geprüft. „Es müssen ja auch nicht immer Hotels sein, genauso gut können wir uns Büros oder auch Mikrowohnen oder studentisches Wohnen in den 18 bis 20 Quadratmeter großen Boxen vorstellen“, sagt Hiss. Rein technisch sei das genauso möglich wie eine Hotelunterkunft.
Entscheidend sei jedoch die Frage der notwendigen Baugenehmigungen. „Am Ring-Center beispielsweise ist durch den Bebauungsplan nur gewerbliche Nutzung erlaubt“, sagt Hiss. Damit scheidet Wohnungsbau an diesem Standort aus. Schade, denn der Blick über die Stadt vom Parkdeck ist atemberaubend, und der Verkehrslärm von Frankfurter Allee und S-Bahn dringt nur gedämpft herauf.