Kurz vor der offiziellen Bilanz von Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und Polizeipräsident Klaus Kandt zum 1. Mai an diesem Montag gibt es bereits Kritik von der Gewerkschaft der Polizei.
In einer Mitteilung war am Montagmittag von 20 verletzten Einsatzkräften mehr als im vergangenen Jahr die Rede. Trotz einer „guten Einsatztaktik“ sei es zu einigen Attacken von gewaltbereiten Demonstranten auf Beamte gekommen. „Wir können nicht mal annähernd von einem friedlichen 1. Mai sprechen, wenn 59 Kolleginnen und Kollegen an nur einem Tag verletzt werden“, so Detlef Herrmann, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Rund um die Demo-Route und das MyFest sei es zu Beleidigungen, Würfen mit Flaschen, Pflastersteinen und Feuerwerkskörpern gekommen. Dennoch ist die Polizei zufrieden mit ihrem Einsatz. „Bis auf die perfide Attacke auf unsere Einsatzkräfte am Lausitzer Platz im Anschluss an den verkürzten Aufzug schien die gefahrene Taktik der Polizei weitgehend aufzugehen. Das schnelle Handeln der Einsatzkräfte und geschickte Auseinandertreiben des Mobs in kleine Gruppen hat hier viel zur Deeskalation beigetragen.“
Am Montag um 14 Uhr wollen Henkel und Kandt ihre Bilanz vorstellen. Zwar gab es bereits am Sonntagabend etliche Berichte über Festnahmen und Randale unter anderem am Lausitzer Platz - weitere größere Meldungen über Ausschreitungen oder Gewalt gab es am Montagmorgen aber zunächst nicht, wie die Berliner Polizei mitteilte.
Am Sonntagabend hatte Henkel bereits das Vorgehen der Einsatzkräfte bei der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ in Kreuzberg gelobt und einen erneuten Gewaltausbruch verurteilt. „Kein Verständnis habe ich für das Verhalten einzelner Gewalttäter nach Ende der Demo.“ Die Polizei sei entschlossen eingeschritten und habe die Lage schnell beruhigt.
Das Demonstrationsbündnis „Revolutionäre 1.Mai Demo“ beklagte indes seinerseits einen gewalttätigen Einsatz der Polizei. Diese sei während der Abschlusskundgebung am Lausitzer Platz gewalttätig gegen Teilnehmer vorgegangen und habe zahlreiche Menschen verletzt, hieß es am Montag.
„Teilnehmer wurden willkürlich kontrolliert und schikaniert; immer wieder lief die Polizei während der Demonstration im Spalier. Am Schluss der Demonstration prügelte die Polizei in die Demonstration, Pfefferspray wurde eingesetzt. Viele Demonstranten haben sich nicht einschüchtern lassen und sich den Angriffen widersetzt“, sagte Sprecher Marko Lorenz. Man ziehe eine positive Bilanz, so Lorenz weiter. „Es war ein kraftvoller Protest gegen die herrschende Ordnung“.
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Rund um den 1. Mai waren in Berlin etwa 6200 Polizisten im Einsatz. In Hamburg löste die Polizei die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration unter Einsatz von Wasserwerfern auf.
Auch betrunkene Touristen griffen an
Nach dem Ende der linksradikalen Demonstration hatten zumeist schwarz gekleidete Teilnehmer die Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen attackiert. Auch betrunkene Touristen sollen unter den Angreifern gewesen sein. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch Polizisten. Sie konnten ihren Dienst aber fortsetzen.
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Es gab etliche Festnahmen. Die Beamten waren in die Menge gestürmt und hatten Randalierer herausgegriffen. Die Hauptstadt-Polizei setzte auch in diesem Jahr auf eine Doppelstrategie aus Gesprächen und hartem Durchgreifen bei Gewalt.
Polizeisprecher Stefan Redlich zeigte sich zufrieden, dass es während der Demo der Linksautonomen keine Randale gegeben habe. Der Aufzug unter dem Motto „Grenzenloser Widerstand – gegen Krieg und Kapital“ endete nach einer verkürzten Route am Lausitzer Platz. Die Polizei sprach von etwa 13.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 20.000. Im Vorjahr hatten sich etwa 18.000 Menschen an dem Zug beteiligt.
Zehntausende feierten friedlich
Zuvor waren Tausende, zum Teil schwarz gekleidete Demonstranten illegal durch das Myfest auf dem Oranienplatz gelaufen. Die Polizei hatte im Vorfeld eine Demonstration durch das Straßenfest aus Sicherheitsgründen untersagt, griff aber nicht ein.
Nach der Spontan-Aktion schloss sich die Menge der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ an. Von diesem Zug war immer wieder Gewalt ausgegangen, die aber in den Vorjahren abnahm. Bei dem riesigen Straßenfest in Kreuzberg feierten Zehntausende friedlich bis in die Nachtstunden.
Im Vorjahr, das als bislang friedlichstes Maifest in Berlin galt, waren in der Walpurgisnacht und am 1. Mai 53 Randalierer festgenommen worden.