Das Kreischen von Motorsägen begleitet am Montagmorgen die Besucher des Görlitzer Parks. Mitarbeiter des Gartenamtes sind im Unterholz des Rosengartens beschäftigt und ziehen totes Gestrüpp hervor. Dabei entdecken sie zahllose Plastiktüten, gefüllt mit Hausrat.
Mit einem Mal werden Orte sichtbar, an denen Dealer ihre Verstecke für Cannabis, Kokain und auch Crystal Meth angelegt hatten. Solche Erdbunker sind bei zahlreichen Razzien mithilfe der eingesetzten Spürhunde in der vorigen Woche entdeckt worden.
Am Mittag zeigte sich erneut, dass im Park längst nicht nur Marihuana verkauft wird. In einem von Dealern angelegten Bunker entdeckten die Polizei größere Mengen an hochgefährlichen synthetischen Drogen, darunter Crack, LSD, Ecstasy und Crystal Meth. Außerdem wurde eine großkalibrige Schusswaffe sichergestellt, die sich erst bei näherer Untersuchung als Schreckschusswaffe entpuppte. Wie Polizeisprecher Stefan Redlich am Montagabend sagte, machten die Beamten den Fund eher zufällig.
Umgestaltung des Parks
Mehrere Lkw-Ladungen voll mit Astwerk und Gestrüpp wurden aus dem Park zum Kompostiergelände des Gartenamtes gefahren. Das Ergebnis des morgendlichen Kahlschlags: Nach nur einer Stunde hat der Besucher am Parkeingang an der Görlitzer Straße Ecke Falckensteinstraße einen freien Blick weit in die etwa vier Hektar große Grünanlage hinein.
Seit Tagen zeigt die Polizei massive Präsenz in und rings um den von Dealern stark frequentierten Park. Damit setzt sie nicht nur die Drogenszene unter Druck, sondern hat auch für den Bezirk den Weg für eine Umgestaltung des Parks gesichert. „Ziel der jetzt begonnenen Arbeiten ist es, die Zugänge zum Park übersichtlicher und vor allem sicherer zu gestalten“, sagt Bezirksstadtrat Hans Panhoff (Grüne).
Bezirkspolitiker Panhoff zur Umgestaltung des Görlitzer Parks
Nach dem Rosengarten sollen in den nächsten Tagen auch die Zugänge von der Wiener Straße aus teilweise verbreitert werden. Wie Panhoff erklärt, wird auch der vom Spreewaldplatz zum Park führende Hohlweg in dieser Woche beseitigt. Ein Vorhaben, dass nach Angaben des Dezernenten die Bezirkskasse mit mehreren Tausend Euro belasten werde. Ein weiteres Augenmerk widme man der Beleuchtung entlang der Hauptwege. In Aussicht stellt Panhoff zudem, dass es mit den Anwohnern Gespräche über die Parkgestaltung geben werde.
Der Rosengarten war ein beliebter Sammelpunkt für die Drogenhändler. Ein anderer unübersichtlicher Teil des Grünzuges liegt am Zugang zwischen der Cuvrystraße und dem Görlitzer Ufer. Das dicht bewachsene Ufer an einem Teich bietet gute Gelegenheit, die Drogen zu verstecken und die Ware möglichst ungestört an den Mann zu bringen.
Dealer ziehen an die Revaler Straße
Die andauernde verstärkte Präsenz der Polizei im Görlitzer Park zeigt erste Wirkung. Zahlreiche Platzverweise wurden gegen Dealer und ihre Helfer ausgesprochen, etliche der Erdbunker ausgehoben und Dealerware beschlagnahmt. „Der Handel mit Drogen ist, deutlich sichtbar für jedermann, zurückgegangen“, sagt ein Sprecher der Polizei.
Während im Görlitzer Park durch die Aktionen von Polizei und Bezirk bestehende Dealer-Strukturen zurückgedrängt werden, macht sich die Szene an anderer Stelle breit. Seit Tagen wächst an der Revaler Straße in Friedrichshain die Anzahl der Dealer. Sie haben sie ein Informationsnetz aufgebaut, um so bei Polizeieinsätzen im Szenekiez an der Simon-Dach-Straße zu verschwinden. An allen Eingängen zum ehemaligen RAW-Gelände und am Bahnhof Warschauer Straße stehen Späher. „Wir werden nicht zulassen, dass sich hier die Strukturen ähnlich wie im Görlitzer Park verfestigen“, sagt ein Polizeisprecher. Derzeit werde gemeinsam mit dem Bezirksamt an Konzepten für eine nachhaltige Lösung des Drogenproblems gearbeitet.