Die Künstlerhaus Bethanien GmbH will aus dem Gebäude am Mariannenplatz ausziehen. Grund sind anhaltende Querelen mit den Besetzern im Südflügel Friedrichshain-Kreuzberg des Hauses. Dort leben die ehemaligen Bewohner des Hauses Yorckstraße 59a. Sie drangen im Sommer 2005 ein und nutzen die Räume seither mietfrei.

„Die Fronten zwischen den Autonomen und uns sind völlig verhärtet“, sagt Christoph Tannert, seit 2000 Geschäftsführer des Künstlerhauses. Er wirft dem Bezirksamt, den Grünen, der Linken und Teilen der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung vor: „Sie dulden die Besetzung, haben nicht räumen lassen aus Angst vor Randale und vor dem Verlust an Wählerstimmen.“

Seit Langem gibt es einen Runden Tisch mit den Besetzern und dem Bezirksamt zur Zukunft des Bethanien, das ein soziokulturelles Zentrum werden soll. Es geht um ein inhaltliches Konzept und um ein Betreibermodell.

Aus diesen Gesprächen haben sich die Künstlerhaus Bethanien GmbH und auch die im Haus ansässige Druckwerkstatt zurückgezogen. Doch Tannert weiß aus den Protokollen, dass die Autonomen das Haus als selbst verwaltete Genossenschaft in die Hand bekommen wollen. „Dann wären wir Mieter bei den Besetzern“, sagt Tannert. „Nicht mit uns.“ Er beklagt Hundehaufen, Graffiti und abgebrochene Spritzen am und im Haus. Die Vermüllung des Gebäudes habe mit dem Einzug der Besetzer begonnen.

Ende 2008 läuft der Mietvertrag aus

Ende 2008 läuft der Mietvertrag für die Künstlerhaus Bethanien GmbH aus. Die Suche nach alternativen Standorten hat begonnen. „Wir sind mit zwei Immobilienfirmen im Gespräch“, sagt Tannert. Man wolle sich mit anderen professionellen Künstlergruppen zusammentun.

Bezirk zahlt für Besetzer

Die GmbH hat seit 32 Jahren ihr Domizil am Mariannenplatz. In den Ateliers des Künstlerhauses haben mehr als 800 Künstler aus aller Welt gearbeitet. Zu den Gesellschaftern gehören die Akademie der Künste Berlin und der Deutsche Akademische Austauschdienst. Bis zu 60.000 Besucher im Jahr kommen zu den Ausstellungen, Symposien, Workshops und Open Studios.

Für seine 3000 Quadratmeter hat das Künstlerhaus 2006 fast 87.000 Euro Miete bezahlt und etwa 98.500 Euro an Betriebskosten.

Die Besetzer hingegen wohnen mietfrei. Ihre Betriebskosten hat bisher der Bezirk bezahlt. Es sind rund 91.000 Euro. „Ein unfassbares Vorgehen“, sagt der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. „Man muss sich fragen, wie sich das Bezirksamt so etwas leisten kann.“ Der Politiker hat den Landesrechnungshof aufgefordert, das Vorgehen zu prüfen. Das Haus am Mariannenplatz sei eines der schönsten Gebäude in Kreuzberg, sagt Wansner.

Und auch ein anderer renommierter Mieter erwägt den Umzug: die Druckwerkstatt vom

Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler. Jährlich nutzen rund 450 deutsche und ausländische Künstler das Angebot. Die Werkstatt ist ebenfalls seit 32 Jahren im Haus und zahlt rund 78.000 Euro Miete und Betriebskosten im Jahr. „Wir suchen nach neuen Räumen“, sagt Leiter Mathias Mrowka. „Es gibt für uns keine positiven Zukunftsaussichten an diesem Standort.“ Der Bezirk habe immer noch kein Konzept für das Haus aufgestellt. „Wir haben unser Profil kontinuierlich geschärft“, sagt Mrowka. Man wolle nicht Mieter bei Hausbesetzern werden. Die Druckwerkstatt sei einzigartig mit ihrer Vielfalt von Verfahren.

Haus soll ins Sondervermögen des Landes

Mit der Zukunft des Bethanien beschäftigt sich auch die Senatsfinanzverwaltung. Sie hat angeboten, das Gebäude am Mariannenplatz in das Sondervermögen Immobilien des Landes Berlin zu übertragen. Dazu gebe es Gespräche mit der Berliner Immobilien Management GmbH, teilte die Senatskanzlei im Sommer 2007 mit.