Berlin verstärkt seinen Schutz vor Terror: Zwei Jahre nach dem Lkw-Anschlag auf dem Breitscheidplatz werden während des diesjährigen Weihnachtsmarktes an der Gedächtniskirche schwere Metallpoller, mit Sandsäcken gefüllte Stahlgitterkörbe und Stahlsockel mit Beton aufgestellt. Wie die Senatsverwaltung für Inneres am Mittwoch mitteilte, werden die Elemente ab kommendem Montag installiert. Autofahrer müssen sich auf Einschränkungen einstellen.
Die temporären Sperrelemente, die von mehreren Anbietern stammen, halten laut Innenverwaltung dem Aufprall eines 40 Tonnen schweren Lastwagens stand. Ein Internetvideo des Anbieters Truckbloc aus Baden-Württemberg zeigt, wie die Schwerlastmetallpoller einen Sattelschlepper innerhalb weniger Meter zum Stehen bringen, wobei die Zugmaschine umkippt.
Der Kauf der Sperrelemente durch die Polizei wurde mit rund 2,5 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt finanziert. Vorbereitet wurde die Entscheidung unter Führung der Innenverwaltung von einer Arbeitsgruppe mit Vertretern weiterer Senatsverwaltungen, der Polizei, der Feuerwehr sowie der Bezirksämter Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf.
Rund um die Gedächtniskirche wird es ab Montag Einschränkungen im Straßenverkehr geben. Während des Auf- und Abbaus des Weihnachtsmarktes (19. bis 25. November und 7. bis 10. Januar) werden die Budapester und die Tauentzienstraße auf der Höhe des Breitscheidplatzes in den Nachtstunden gesperrt. In dieser Zeit fahren dort auch keine Busse. Während des Weihnachtsmarktes (26. November bis 6. Januar) wird die Budapester Straße in östlicher und die Tauentzienstraße in westlicher Fahrtrichtung zwischen Nürnberger und Joachimsthaler Straße für den Individualverkehr gesperrt. BVG-Busse, Lieferfahrzeuge und Fahrradfahrer können aber passieren.
Andere öffentliche Plätze in Berlin sollen zunächst weiterhin mit den bekannten grauen Beton-Absperrungen gesichert werden. Diese sind nicht nur wegen ihrer Optik umstritten. Ein Lkw kann sie einfach wegschieben.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte, einen „goldenen Weg“ zum Schutz von öffentlichen Plätzen gebe es nicht. „Wir müssen kontinuierlich lernen und Erfahrungen sammeln“, so Geisel. Kritik regt sich unterdessen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Grundsätzlich sei die Entscheidung für Sperrelemente zwar richtig. „Ich würde mir aber wünschen, dass man sie verkleiden könnte“, sagte der dortige Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Die Elemente sähen „ein bisschen aus wie im Krieg“. Der in der Arbeitsgruppe vertretene Wirtschaftsstadtrat Arne Herz (CDU) bezeichnete die Entscheidung als Ergebnis einer Abwägung zwischen notwendigem Schutz und ästhetischen Fragen. „Man wird auch weitere Plätze in Berlin untersuchen müssen“, sagte Herz.
Die Sicherheitsbehörden registrieren nach Informationen der Berliner Morgenpost weiterhin Hinweise auf mögliche Terroranschläge, wobei auch Weihnachtsmärkte als Ziel genannt werden. Die Hinweise seien unspezifisch, die abstrakte Bedrohungslage aber weiterhin hoch, heißt es.
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