Berlin. Der Bezirk hat mit der Umgestaltung der Grünanlage begonnen. Die Bürgerinitiative will weiter am Status quo festhalten und protestiert.

Die Mitteilung des Bezirksamts kam unvermittelt: Erst am Freitagnachmittag teilte die Pressestelle lapidar mit: „Olivaer Platz – Baubeginn“. An diesem Montag, so hieß es weiter, sollte mit „Schnittarbeiten und vegetationssichernden Maßnahmen“ begonnen werden. Die vorhandenen Stauden würden fachgerecht aufgenommen und zur Wiederverwendung auf dem Gelände der Gärtnerei des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf eingeschlagen und zur Wiederverwendung gepflegt werden.

Was eigentlich harmlos klingt, versetzte die Bürgerinitiative (BI) Olivaer Platz unverzüglich in Alarmbereitschaft. Angekündigt hatte der für die Grünflächen zuständige Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) das Vorhaben bereits im November letzten Jahres, doch für Raimund Fischer, den Sprecher der BI ist dies nur eine weitere „Nacht- und Nebelaktion“, mit der der Bezirk versuche, Mitwirkungsrechte der Bürger an einem neuen Bebauungsplan ins Leere laufen zu lassen“. Trotz des frostigen Morgens hatten sich am Montag rund 30 BI-Mitglieder eingefunden, um gegen das Vorhaben zu protestieren.

Allein – die Mitarbeiter einer vom Bezirk beauftragten Gartenbaufirma waren früher aufgestanden. Sie hatten Fakten geschaffen und an der Ecke der Grünanlage zur Konstanzer Straße bereits Büsche und Sträucher abgeräumt. „Was hier passiert, ist so, als wenn man zu faul ist, seine Wohnung aufzuräumen, und deshalb gleich das ganze Haus abreißt“, sagt Margit Mayer von der BI. Die Umgestaltung bringe den Platz zurück auf den Stand einer Fußgängerzone der 70er-Jahre.

Die Bürgerinitiative fordert seit Jahren eine behutsame Erneuerung des Istzustandes der Grünanlage sowie einen Erhalt der alten Bäume und Wegeführungen. Doch die rot-rot-grüne Mehrheit im Bezirk sowie der Förderkreis Neuer Olivaer Platz will den Platz nach Plänen der Landschaftsarchitekten Rehwaldt umgestalten. Im Zentrum der neuen Grünanlage liegt eine große Wiese statt verwinkelter Pergolen, Nischen und Hochbeeten. Monica Schümer-Strucksberg vom Förderkreis sieht sich auch von Anwohnern bestätigt: „Mich haben viele Leute angesprochen, die einfach Angst haben, durch diesen uneinsehbaren Park zu gehen.“ Zudem, so die ehemalige SPD-Bezirksverordnete, gebe es für die Umgestaltungspläne schon lange eine Mehrheit in der BVV.

Schruoffeneger bestätigt, dass er nun wie im Herbst angekündigt mit der Umgestaltung der Grünanlage beginnen werde. „Wir werden aber den alten Plan, der noch die Fällung von 50 Prozent des Baumbestands vorsah, nicht zu 100 Prozent umsetzen. Es werden aber schon mehr als die neun Bäume des ersten Bauabschnitts sein, die gefällt werden müssen“, so der Stadtrat. Viele der alten Bäume seien krank und nicht mehr standsicher. Ein neuer Bebauungsplan wird dem Grünen-Politiker zufolge erst im Sommer ausgelegt. Der bezöge sich auch nur auf jenen Teil des Platzes, auf dem sich jetzt noch 120 Parkplätze befänden. 60 davon sollen einem neuen Spielplatz weichen, wofür es wegen der belebten Lietzenburger Straße derzeit noch Lärmschutzprobleme gebe. Die seien aber beispielsweise durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu beheben, sagt Schruoffeneger.

Unterstützung findet die Bürgerinitiative inzwischen bei der CDU- und der FDP-Fraktion im Bezirk. „Wir sind zwar für eine Umgestaltung, sie sollte aber verträglich für die Anwohner sein“, sagt der CDU-Verordnete Hans-Joachim Fenske. Die FDP-Fraktion zeigt sich enttäuscht darüber, dass die Umgestaltung nicht verhindert werden konnte. „Bürgerbeteiligung darf auch nicht mit dem ersten Spatenstich enden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Felix Recke. Die betroffenen Anwohner müssten über den aktuellen Stand des Verfahrens informiert werden und nicht so überraschend wie jetzt vom Umbaubeginn erfahren.

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