Stadtentwicklung

Cumberland-Investor saniert den Hof der Frauenrechtlerin

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Isabell Jürgens

Dirk Germandi wird das Ottilie-von-Hansemann-Haus neu gestalten. Es ist nach dem Campus der Deutschen Bank und dem Carré Charlotte das dritte Vorhaben am Ernst-Reuter-Platz.

Die City West wächst. Nicht nur am Breitscheidplatz, wo sich die Kräne für den Neubau des 118-Meter-Turmes Upper West drehen und die langjährigen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am Bikini-Ensemble endlich abgeschlossen sind, sondern zunehmend auch am Ernst-Reuter-Platz. Nach dem Fall der Mauer war der einstige Vorzeigeplatz der Nachkriegsmoderne ins Abseits geraten. Doch der Stillstand ist überwunden. Gleich drei große, nebeneinanderliegende Bauvorhaben an der Otto-Suhr-Allee nehmen Gestalt an.

Die Deutsche Bank errichtet unmittelbar neben ihrem Hochhaus einen Neubau für rund 2500 Mitarbeiter. Mit dem Carré Charlotte schließt die CG-Gruppe eine Baulücke mit 124 Wohnungen und saniert gleich daneben einen Altbau. Lediglich für das denkmalgeschützte Gebäude zwischen diesen beiden Arealen fand sich lange kein Investor. Bis es im Juli dieses Jahres Dirk Germandi kaufte, der bereits das Haus Cumberland am Kurfürstendamm zu neuem Glanz geführt hat. Am Donnerstag präsentierte Germandi nun erstmals seine Pläne für das historische Gebäude.

Das 1914 bis 1915 errichtete Gebäude hat eine interessante Geschichte, die eng mit der Frauenbewegung verknüpft ist. Errichtet wurde es von Deutschlands erster selbstständiger Architektin, Emilie Winkelmann. Durch die finanzielle Unterstützung der Frauenrechtlerin Ottilie von Hansemann, die sich für das Studienrecht von Frauen starkmachte, und unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria entstand hier ein Wohnhaus ausschließlich für Studentinnen. Nach mehreren Umbauten wurde es jahrzehntelang als Bürogebäude genutzt, auch der damalige Kultursenator Volker Hassemer (CDU) hatte hier kurze Zeit sein Büro. Vielen Berlinern wird das Haus an der Otto-Suhr-Allee 18 noch als Theaterstätte ein Begriff sein. Bis 2011 war hier die „Tribüne“ in einem Anbau beheimatet. Als der Senat die Fördermittel kürzte, musste das Theater schließen.

Eigentumswohnungen geplant

„Wir wollen dem Gebäude wieder seine ursprüngliche Bestimmung zurückgeben“, so Dirk Germandi. Ergänzt durch einen Neubau auf der Hofseite soll ein Wohnensemble für „gehobene Ansprüche“ entstehen. Die Bausubstanz mit ihren repräsentativen Säulengängen und den hohen Stuckdecken sei dafür bestens geeignet. 48 Millionen Euro will Germandi mit seiner Firma Profi Partner und dem Projektpartner GrundStein, einem Projektentwicklungsunternehmen, investieren. Dafür soll der Altbau samt Seitenflügel denkmalgerecht saniert werden. 65 Wohneinheiten mit einer Größe von 41 bis 179 Quadratmetern sollen in dem Komplex entstehen. In einem Neubau entstehen im Hof zudem weitere 32 Wohnungen mit einer Größe von 42 bis 279 Quadratmetern. Er wird nach dem Entwurf des Berliner Architekten Christoph Schwebel vom Büro Patzschke & Partner errichtet. Während das Büro, das unter anderem die Pläne für den Bau des „Hotel Adlon“ am Pariser Platz geliefert hat, vor allem als Experte für historisierende Fassaden gilt, ist das Projekt an der Otto-Suhr-Allee modern gestaltet. In einer Tiefgarage entstehen zudem 40 Parkplätze für Autos sowie Fahrradstellplätze.

Geplant sind ausschließlich Eigentumswohnungen. „Die Preise bewegen sich je nach Ausstattung und Lage zwischen 3500 und 5000 Euro pro Quadratmeter“, so Germandi, der davon ausgeht, dass lediglich in 30 Prozent der Wohnungen die Käufer einziehen. Alle übrigen Wohnungen dienten als Geldanlage und würden vermietet. „Ich schätze, dass die Mieten zwischen zwölf und 14 Euro liegen werden“, so der Investor.

Gartenanlage wird wiederhergestellt

Ein besonderes Anliegen ist Dirk Germandi die Wiederherstellung der Gartenanlage. Diese war einem Parkplatz zum Opfer gefallen. Nach dem Vorbild des Schmuckhofes im Haus Cumberland, das fast zeitgleich entstanden ist, sollen auch hier Brunnen und Pergola für das besondere Flair sorgen. „Ich bin überzeugt, dass das Haus genauso ein Erfolg wird wie das Haus Cumberland“, so Germandi.

Seine Zuversicht scheint gerechtfertigt: Mit dem Bauvorhaben der Deutschen Bank, das ebenso wie Germandis Projekt im Sommer 2016 fertiggestellt sein soll, werden auf einen Schlag 2500 Mieter oder Käufer gleich nebenan einziehen. Zudem setzt der Bauherr auf die expandierende Technische Universität, die mehr als 8000 Professoren, Dozenten und Mitarbeiter auf dem Campus um den Ernst-Reuter-Platz beschäftigt. „Durch die Grundrisse ist unser Projekt auch geeignet für Studenten, die sich in einer WG die Miete teilen können.“