In Schöneberg ist ein Zivilpolizist bei dem Versuch einer Streitschlichtung in der Nacht zu Montag durch den Messerstich eines jungen Mannes schwer verletzt worden. Der Angreifer konnte bereits kurz darauf mithilfe der Unterstützung nachalarmierter Beamter gefasst werden.
Zunächst hatte es nach einem alltäglichen Einsatz ausgesehen: Wie die Polizei am Montag mitteilte, war der Beamte mit einem Kollegen am Sonntagabend gegen 21.45 Uhr zu einer Schlägerei in die Nollendorfstraße Ecke Maaßenstraße gerufen worden. Dort waren drei junge Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren aus noch unbekannter Ursache in Streit geraten.
Die Auseinandersetzung war dann zu einer handfesten Schlägerei eskaliert. Beim Versuch der beiden Zivilbeamten, die drei Beteiligten zu beruhigen, habe ein 20-Jähriger unvermittelt auf den Beamten eingestochen. Dadurch soll er eine Stichwunde im Brustbereich erlitten haben.
Der 20-jährige Täter wurde festgenommen
Der schwer verletzte Polizist musste nach einer ersten Versorgung am Tatort von Rettungskräften der Feuerwehr zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Beamte soll sich dem Vernehmen nach derzeit nicht in Lebensgefahr befinden. Der 20-jährige Täter wurde festgenommen. Die 4. Mordkommission ermittelt nun wegen versuchten Totschlags gegen den Angreifer und zu den Hintergründen der Attacke.
„Es ist ein sehr gefährlicher Beruf. Vielen Dank und großen Respekt an alle, die sich täglich für andere aufopfern“, sagte am Montag der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro. Denn gewalttätige Übergriffe auf Polizisten nehmen sogar bei Routineeinsätzen wie Verkehrskontrollen zu.
Erst am Sonnabend hatte ein angetrunkener Autofahrer in Haselhorst die Besatzung eines Streifenwagens mit einer Axt bedroht. Der 27-Jährige war einer Zivilstreife aufgefallen, weil er am frühen Morgen mit Warnblinklicht, aber ohne Licht und zudem deutlich zu schnell unterwegs war.
In Berlin wurden im vergangenen Jahr 7060 Polizisten Opfer einer Straftat
Nach einer kurzen Verfolgungsfahrt endete die Flucht des Mannes im Drive-in-Bereich eines Schnellrestaurants. Als die Beamten den Fahrer zum Aussteigen aufforderten, drohte die Situation zu eskalieren. Der 27-Jährige griff nach einer Axt, die er in der Mittelkonsole des Wagens deponiert hatte. Die Beamten zogen ihre Dienstpistolen. Erst daraufhin ließ der Mann die Axt fallen.
Nach einer Untersuchung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen werden bundesweit 95 Prozent der Streifenbeamten im Laufe eines Jahres beschimpft und angebrüllt, 39 Prozent gar angespuckt oder angegriffen. Tritte gegen Schienbeine und Schläge mit Fäusten sind keine Seltenheit. In Berlin wurden im vergangenen Jahr 7060 Polizisten Opfer einer Straftat.