Stars wie die Sopranistin Anna Netrebko oder Tote-Hosen-Sänger Campino werden in Berlin mit dem Musikpreis Echo Klassik ausgezeichnet.
Manche Musiker sind schon Stammgäste bei der Echo-Klassik-Verleihung. Der Geiger David Garrett zum Beispiel. Acht Mal konnte er die Auszeichnung bereits entgegennehmen. Diesmal ging er zwar leer aus, doch fühlt er sich bei der Gala so heimisch, dass er als Backstage-Reporter im Konzerthaus kleine Interviews mit Künstlerkollegen führt. Die russische Sopranistin Anna Netrebko wurde diesmal Sängerin des Jahres.
„Wenn die Leute mich lieben, bin ich glücklich“, freut sich die Diva. Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm gratuliert ihr mit einem Küsschen auf dem Roten Teppich. Der Sänger des Jahres, Countertenor Philippe Jaroussky, übt zum Vergnügen des Publikums mit Thomas Gottschalk das Singen im hohen Falsett. Der Fernsehmoderator führt nach einigen Jahren Abstinenz wieder durch das Galaprogramm. „Meine Liebe zur Klassik ist nicht geheuchelt“, betont er.
Der Echo Klassik ist der wichtigste deutsche Musikpreis im klassischen Bereich. Die begehrte Trophäe, die der Bundesverband Musikindustrie jedes Jahr für neue CDs verleiht, wurde in 22 Kategorien an 57 Gewinner vergeben. Das ZDF übertrug die Gala, die das Konzerthausorchester unter der Leitung des Dirigenten Diego Matheuz begleitete.
Pianist Alfred Brendel, dessen Interpretationen seit den 50er-Jahren Maßstäbe setzen, bekam den Echo für sein Lebenswerk. Auf dem Roten Teppich mahnt der Altmeister die aufgeregten Fotografen zur Ruhe. Kulturstaatsministerin Monika Grütters überreicht dem 85-jährigen Österreicher die Auszeichnung.
Schöneberger und Leon gehören zu den Laudatoren
Zu den Laudatoren gehören auch Barbara Schöneberger und Donna Leon. ZDF-Wissenschaftsmoderator Dirk Steffens versucht sich – vergeblich – auf dem Saxophon. Henry Maske übergibt den Echo an Andrea Bocelli. Es sind zwei alte Bekannte, die sich wiedertreffen. Bocelli hatte vor zwanzig Jahren die Abschiedshymne für den Boxer gesungen. „Wenige wissen, dass ich in meiner kindischen Dummheit davon träumte, ein Boxer zu werden“, verrät der blinde Tenor.
Campino und das Bundesjugendorchester wurden für ihre multimediale Fassung von „Peter und der Wolf“ in der Kategorie Klassik für Kinder geehrt. „Dass ich einmal einen Echo Klassik erhalten würde, hätte sich meine Mutter nicht in ihren kühnsten Träumen ausgemalt“, meint der Tote-Hosen-Sänger. Bestseller des Jahres ist diesmal Jonas Kaufmann. Er nahm den Preis entgegen, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht singen: „Ein kleines Blutgefäß ist geplatzt. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin, aber ich muss das Beste daraus machen.“ Spätestens Mitte November möchte der Tenor wieder fit sein.